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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Schädels. Er umklammerte sie beinahe verzweifelt.
    Bevor sie auch nur auf den Gedanken kommen konnte, sich ihm zu entziehen, begann es.
    Nichts, nicht einmal die Explosion, von der sie gerade drei Meter durch die Luft zurückgeschleudert worden war, hatte Ada jemals so getroffen wie dies.
    Zuerst kam Harmans deutlich vernehmbare Stimme: Ist schon gut, mein Herz, mein Schatz. Entspann dich. Es ist alles in Ordnung. Ich muss dir dieses Geschenk machen, solange ich noch kann.
    Und dann verschwand alles um Ada herum bis auf den Druck der verletzten Hand und der blutenden Finger ihres Geliebten, die Bilder in sie hineinströmen ließen – nicht nur in ihren Ve r stand, sondern sie füllten sie mit Wörtern, Erinnerungen, Bi l dern aller Art, Daten, weiteren Erinnerungen, Funktionen, Zit a ten, Büchern, ganzen Bänden, weiteren Büchern, weiteren Eri n neru n gen, seiner Liebe zu ihr, seinen Gedanken über sie und ihr Kind, seiner Liebe, weiteren Informationen, weiteren Sti m men und Namen und Daten und Gedanken und Fakten und Ideen und …
    »Ada? Ada?« Tom kniete über ihr und spritzte ihr Wasser ins Gesicht, während er ihr sanfte Ohrfeigen gab. Hannah, Daeman und andere knieten in der Nähe. Harman hatte den Arm sinken lassen. Die kleine Person aus Metall und Kunststoff machte sich immer noch an Harman zu schaffen, aber ihr Liebster sah tot aus.
    Ada stand auf. »Daeman! Hannah! Kommt her. Beugt euch nah zu mir.«
    »Was ist?«, fragte Hannah.
    Ada schüttelte den Kopf. Keine Zeit für Erklärungen. Keine Zeit für etwas anderes als die Weitergabe. »Vertraut mir«, bat sie.
    Sie streckte die linke und rechte Hand aus, umfasste Daemans Stirn mit ihrer linken, Hannahs Stirn mit ihrer rechten Hand und aktivierte die Weitergabefunktion.
    Es dauerte nicht länger als dreißig Sekunden – nicht länger, als Harman gebraucht hatte, um die Funktionen und die w e sentlichen Daten an sie weiterzugeben, die Daten, die er in den Stunden seiner Wanderung durch den Bruch nach Westen au f gegliedert und für die Übermittlung vorbereitet hatte –, aber die dreißig Sekunden kamen Ada wie dreißig Ewigkeiten vor. Wenn es ihr möglich gewesen wäre, den nächsten Teil allein zu bewältigen, hätte sie sich die Mühe gespart, hätte sie sich nicht die Zeit genommen – nicht einmal, wenn die Zukunft der menschlichen Gattung davon abgehangen hätte –, aber sie konnte den nächsten Teil nicht allein bewältigen. Sie brauchte jemanden, der mit der Weitergabe fortfuhr, und jemanden, der ihr half, Harman zu retten.
    Dann war es vorbei.
    Alle drei – Ada, Daeman, Hannah – fielen mit geschlossenen Augen auf die Knie.
    »Was ist los?«, fragte Siris.
    Jemand kam laut rufend ins Lager gelaufen. Es war einer ihrer Freiwilligen bei dem zwei Kilometer entfernten Pavillon. Der Faxknoten funktionierte! Gerade als die Voynixe dort von allen Seiten herangekommen seien, rief der Bote, sei der Faxknoten wieder zum Leben erwacht.
    Wir haben keine Zeit für den Faxpavillon, dachte Ada. Und auch kein Ziel unter den nummerierten Faxknoten. Überall befanden sich die Menschen im Rückzug oder sahen sich einem direkten Angriff ausgesetzt. Es gab keinen anderen Ort bei einem b e kannten Knoten, wo ihr Liebster gerettet werden konnte.
    Das große Geschöpf, das wie eine riesige metallische König s krabbe aussah, sprach mit tiefer, dröhnender Stimme auf En g lisch. »Im Orbit gibt es Verjüngungstanks für Menschen«, ru m pelte es. »Aber die einzigen Tanks, von denen wir mit Siche r heit wissen, befinden sich auf Sycorax ’ Orbitalasteroiden, und der hat soeben unter vollem Schub den Mond passiert. Tut uns Leid, dass wir keine anderen kennen … «
    »Das macht nichts«, sagte Ada, die wieder bei Harman kniete. Sie berührte seinen Unterarm. Er reagierte nicht, aber sie spürte die letzte Glut des Lebens in ihm – seine Biomonitore sprachen zu ihren neuen biometrischen Funktionen. Sie ging wie wild all die vielen tausend Freifax-Knoten und die Freifax-Funktions-Prozeduren selbst durch.
    Im Mittelmeerbecken gab es die Depots der Nachmenschen – mit Arzneimitteln, die sogar einen solchen Strahlungstod ve r hinderten –, aber die Depots waren in Stasis eingeschlossen, und Ada sah auf den Allnet-Monitoren, dass die Hände des Herkules Stück für Stück verschwunden waren, sodass sich das Mittelmeerbecken wieder füllte. Sie würde Maschinen brauchen – U-Boote –, um an die dortigen Depots heranzukommen. Zu lange. Es gab andere Lagerstätten

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