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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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zurück, wo noch immer der zerfetzte Kadaver der Setebos-Brut lag.
    Daeman berührte sie am Arm. »Mach dir keine Vorwürfe. Früher oder später mussten wir es töten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es tut mir kein bisschen Leid«, sagte sie. Dann rief sie Greogi und Hannah zu: »Startet das Himmel s floß!«
    Zu spät. Mehr als die Hälfte der Überlebenden war angesichts des überlauten Getrappels der angreifenden Voynixe in Panik geraten – die Kreaturen waren noch im Wald und daher u n sichtbar, hatten den Drei-Kilometer-Radius aber mittlerweile bestimmt halbiert. In weniger als einer halben Minute würden sie in Ardis sein.
    »Nein! Nein!«, rief Ada, als dreißig Leute in ihrer Panik das langsam abhebende Himmelsfloß zu besteigen versuchten. Hannah war am Steuer und bemühte sich, es ruhig in knapp einem Meter Höhe stehen zu lassen, aber weitere Leute ve r suchten, an Bord zu klettern.
    »Hoch damit!«, rief Daeman. »Hannah! Steig in die Höhe!«
    Zu spät. Die schwere Maschine ließ ein mechanisches Winseln hören, kippte nach rechts und krachte auf den Boden. Etliche Leute flogen herunter.
    Ada und Daeman rannten zu der abgestürzten Maschine. Hannah blickte mit verzweifelter Miene auf. »Das Floß startet nicht mehr. Irgendwas ist kaputt.«
    »Mach dir nichts draus«, sagte Ada in ruhigem Ton. »Es hätte niemals auch nur einen einzigen Flug zur Insel geschafft.« Sie drückte Hannahs Schulter und hob die Stimme. »Alle zu den Mauern! Sofort!! Bringt sämtliche Waffen auf dem Gelände mit. U n sere beste Chance ist, ihren ersten Angriff zu stoppen.«
    Sie drehte sich um und rannte zur Westmauer, und eine M i nute später taten es ihr die anderen gleich und suchten sich freie Stellen auf der mittlerweile kreisrunden Palisade. Adas Beispiel folgend, nahm jeder mindestens zwei Flechette-Gewehre und eine Armbrust mit einem schweren Segeltuc h beutel voller Magazine und Pfeile mit.
    Ada ließ sich an einer Schießscharte nieder und stellte fest, dass Daeman immer noch bei ihr war. »Gut«, sagte er.
    Sie nickte, obwohl sie keine Ahnung hatte, was er ihr eigen t lich damit sagen wollte.
    Sehr sorgfältig und ohne Hast legte Ada ein neues Magazin ein, entsicherte das Gewehr und zielte auf die keine zweihu n dert Meter entfernte Baumlinie.
    Das Rascheln, Zischen und Klackern der herannahenden V o ynixe wurde ohrenbetäubend laut, und Ada merkte, dass sie dem Drang widerstehen musste, ihr Gewehr fallen zu lassen und sich die Ohren zuzuhalten. Ihr Herz klopfte heftig, und ihr war ein wenig übel, fast so wie in den Anfängen ihrer Schwa n gerschaft, aber sie hatte keine Angst. Noch nicht.
    »All diese Jahre des Turin-Dramas«, sagte sie, ohne zu me r ken, dass sie es laut aussprach.
    »Wie bitte?« Daeman beugte sich näher zu ihr.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe gerade über das Turin-Drama nachgedacht. Harman zufolge hat Odysseus gesagt, er und Savi hätten damit angefangen – sie hätten die Turin-Tücher vor zehn Jahren verteilt, meine ich. Vielleicht wollten sie uns auf diese Weise lehren, mutig zu sterben.«
    »Mir wär ’ s lieber, sie hätten uns irgendwas gegeben, was uns beibringt, wie man einen Kampf gegen fünfzigtausend ve r dammte Voynixe gewinnt«, sagte Daeman. Er legte den Sich e rungshebel an seinem Gewehr um.
    Ada lachte.
    Der kleine Laut ging in dem Getöse unter, mit dem die Vo y nixe aus dem Wald hervorbrachen – einige sprangen von den Bäumen herab, während andere unter den Springern dahinha s teten –, eine graue Wand aus Panzern und Klauen, die mit achtzig bis hundert Stundenkilometern auf sie zugerast kam. Diesmal waren es so viele, dass Ada Schwierigkeiten hatte, ei n zelne Voynix-Leiber in der wogenden Masse auszumachen. Sie schaute sich um und sah denselben Albtraum von allen Seiten auf sie zukommen, als die vielen zehntausend Voynixe den A b stand in vollem Lauf verringerten.
    Niemand brüllte Feuer!, aber plötzlich schossen alle. Ada grinste, gepackt von einem wilden Entsetzen, als das Flechette-Gewehr sein erstes Magazin mit ratternden Stößen gegen ihre Schulter leerte. Sie warf den Munitionsstreifen aus und legte einen neuen ein.
    Die Flechettes trafen zu Tausenden – Glasfacetten glänzten in der aufgehenden Sonne –, aber die Treffer schienen so gut wie nichts zu bewirken. Zweifellos fielen zahlreiche Voynixe, aber so viele Tausende hüpften, huschten, sprangen, rannten und krabbelten weiter, dass Ada die verwundeten und toten nicht einmal fallen sah. Binnen

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