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Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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der NMs – auf den chines i schen Steppen, in der Nähe der antarktischen Trockentäler … aber es würde zu lange dauern, dorthin zu kommen, und die medizinischen Prozeduren waren zu kompliziert. Harman würde nicht lange genug leben, um …
    Ada packte Daeman am Arm und zog ihn zu sich herab. Der Mann wirkte benommen, wie versteinert. »All diese neuen Funktionen … «, sagte er.
    Ada schüttelte ihn. »Erzähl mir noch mal, was der Moira-Geist gesagt hat!«
    »Was?« Selbst sein Blick war unkonzentriert.
    »Daeman, erzähl mir noch einmal, was der Moira-Geist an dem Tag zu dir gesagt hat, als wir darüber abgestimmt haben, ob wir Noman weglassen sollten. War es: › Denkt daran … ‹ E r zähl ’ s mir!«
    »Äh … sie hat gesagt: › Denkt daran, dass Nomans Sarg ni e mandes Sarg war. ‹ Wie kann das … «
    »Das hat sie gemeint«, rief Ada. »Niemand stirbt in Nomans Sarg! Hannah, du hast gewartet, während dieser Sarkophag auf der Golden Gate bei Machu Picchu Odysseus geheilt hat. Du warst öfter auf der Brücke als jeder andere von uns. Kommst du mit mir? Wirst du es versuchen?«
    Hannah brauchte nur eine Sekunde, um zu verstehen, worum ihre Freundin sie bat. »Ja«, sagte sie.
    »Daeman«, sagte Ada, die nicht nur gegen die Zeit, sondern gegen den Tod anstürmte, der bereits unter ihnen weilte, der Harman schon in seinen dunklen Klauen hielt, »du musst dein neues Wissen an jeden hier weitergeben. Sofort.«
    »Ja.« Daeman entfernte sich rasch und rief andere zu sich.
    Die Moravec-Soldaten – Ada kannte sie jetzt alle vom Auss e hen her, wenn auch nicht mit Namen – feuerten immer noch an der äußeren Verteidigungslinie, töteten immer noch die letzten angreifenden Voynixe. Kein einziger Voynix war durchg e kommen.
    »Hannah«, sagte Ada, »wir werden die Trage brauchen, aber wenn sie nicht freifaxt, leg dir Harmans Decke über die Schu l ter, wir benutzen die, wenn es sein muss.«
    »Hey«, rief der kleine europasche Moravec, als Hannah die Decke grob von ihrem sterbenden menschlichen Patienten he r unterzog. »Die braucht er! Er hat Schüttelfrost … «
    Ada legte dem kleinen Moravec die Hand auf den Arm und spürte seine Menschlichkeit und seine Seele selbst durch das Metall und den Kunststoff. »Ist schon in Ordnung«, sagte sie schließlich. Sie entnahm seinem kybernetischen Speicher, wie er hieß. »Freund Mahnmut, es ist schon in Ordnung«, wiederholte sie. »Wir wissen, was wir tun. Nach all dieser Zeit wissen wir endlich, was wir tun.«
    Sie gab den anderen ein Zeichen zurückzutreten.
    Hannah kniete an einer Seite der Trage, Ada an der anderen. Beide hatten jeweils eine Hand auf Harmans Schulter, die and e re am Metallgriff der Trage.
    »Ich glaube, wir müssen uns jetzt einfach diesen Hauptraum bildlich vorstellen – den, wo wir Odysseus begegnet sind –, dann kommen die Koordinaten zu uns«, sagte Ada. »Es ist wichtig, dass wir beide dort gewesen sind.«
    »Ja«, sagte Hannah.
    »Ich zähle bis drei«, sagte Ada. »Eins, zwei … drei.«
    Beide Frauen, die Trage und Harman verschwanden abrupt.
     
    Obwohl der sterbende Harman aussah, als wöge er nichts, brauchten die beiden Frauen all ihre Kraft, um ihn und die Tr a ge aus dem großen Museumsbereich der Golden Gate Bridge bei Machu Picchu, etliche Treppen hinunter durch die grüne Blase in den Sarkophag-Bereich, an Savis altem Sarkophag vo r bei und die letzte gebogene Treppe hinunter zu Odysseus-Nomans Sarg zu bringen.
    Ada registrierte nur noch ein kaum merkliches Flackern von Leben, als sie die Hand auf die verwüstete Brust ihres Geliebten legte, aber sie verschwendete keine Zeit damit, nach weiteren Lebenszeichen zu suchen.
    »Noch einmal bei drei«, keuchte sie.
    Hannah nickte.
    »Eins, zwei … drei.«
    Sie hoben den nackten Harman behutsam von der Trage und ließen seinen Körper in Nomans Sarg hinab. Hannah klappte den Deckel herunter, bis er einrastete.
    »Und wie … «, begann Ada voller Panik. Sie konnte die dive r sen Maschinen hier befragen, ihre neuen Funktionen hatten ihr das erzählt, aber es würde zu lange dauern.
    »Hier«, sagte Hannah. »Noman hat es mir gezeigt, nachdem er wieder erwacht war.« Ihre Bildhauerinnenfinger tippten auf eine Reihe leuchtender virtueller Tasten. Die Altmenschenfun k tionen interagierten mit den Krippenkontrollen.
    Der Sarg seufzte und begann dann zu summen. Ein Nebel strömte durch unsichtbare Öffnungen in die Schlafkammer und verbarg den größten Teil von Harmans Körper.

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