Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Olympos

Titel: Olympos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
beträchtl i chen Vermögens kostet.
    Sich an den Händen haltend, gingen sie zur Brüstung der la n gen Steinveranda des Ratspalastes. Die Menge auf dem Mark t platz unten war vor Freude ganz aus dem Häuschen.
    Die betrunkenen Griechen und Trojaner, die wie Brüder und Schwestern durcheinander wuselten, hatten ein großes Hol z pferd in die Mitte des Platzes gezogen, genau dorthin, wo jah r hundertelang der alte Brunnen gestanden hatte. Das Art e fakt war so groß, dass es nicht durch das skäische Tor gepasst hätte, wenn dieses noch existiert hätte. Das niedrigere, breitere Tor ohne Türsturz, hastig in der Nähe der Stelle errichtet, wo die Eiche gestanden hatte, war weit aufgeschwungen und hatte die Holzplastik ohne weiteres passieren lassen.
    Irgendein Witzbold in der Menge war auf die Idee geko m men, dass dieses Pferd das Symbol für Iliums Fall sein sollte, und heute, am Jahrestag dieses Falls, wollten sie das Ding ve r brennen. Die Stimmung war ausgelassen.
    Helena und Hektor sahen zu. Ihre Hände berührten sich i m mer noch leicht – obwohl sie schwiegen, fand durchaus eine Kommunikation zwischen ihnen statt –, während die Menge das riesige Pferd in Brand steckte. Das Ding bestand größte n teils aus getrocknetem Treibholz, und es ging binnen Sekunden in Flammen auf und trieb die Menge zurück, sodass die Or d nungshüter mit ihren Schilden und Speeren angelaufen kamen und die Fürsten und Fürstinnen au f der langen Veranda und den Bal konen missbilligend murmelten.
    Helena und Hektor lachten laut.
     

93
    Sieben Jahre un d fünf Monate nach Iliums Fall:
    Moira quantenteleportierte auf die offene Wiese. Es war ein schöner Somme r tag. Schmetterlinge flatterten im Schatten des Waldes, der die Wiese umgab, und Bienen summten über dem Klee.
    Ein schwarzer Gürtelsoldat-Moravec näherte sich ihr vorsic h tig, sprach sie höflich an und führte sie den Hügel hinauf, dor t hin, wo ein kleines, offenes Zelt – eigentlich eher ein bunter S e geltuchpavillon mit vier Pfosten – sanft in der Brise aus Süden flatterte. Im Schatten des Segeltuchs standen Tische, und ein halbes Dutzend Moravecs und Menschen beugten sich über sie und studierten oder säuberten die zahllosen Scherben und A r tefakte, die dort lagen.
    Die kleinste Gestalt am Tisch – sie hatte ihren eigenen hohen Schemel – drehte sich um, sah sie, sprang herab und kam he r aus, um sie zu begrüßen.
    »Moira, was für eine Freude«, sagte Mahnmut. »Bitte komm doch aus der Mittagssonne herein und trink etwas Kaltes.«
    Sie ging mit dem kleinen Moravec in den Schatten. »Euer Se r geant sagt, du hättest mich erwartet«, bemerkte sie.
    »Ja, seit unserem Gespräch vor zwei Jahren.« Mahnmut ging zum Tisch mit den Erfrischungen hinüber und kam mit einem Glas kalter Limonade zurück. Die anderen Moravecs und Me n schen dort sahen sie neugierig an, aber Mahnmut stellte sie nicht vor. Noch nicht.
    Moira nippte anmutig an der Limonade, bemerkte das Eis, das sie von Ardis oder einer anderen Gemeinschaft jeden Tag herqten oder herfaxen mussten, und schaute nach unten und über die Wiese. Dieses Stück Land erstreckte sich anderthalb bis zwei hügelige Kilometer weit zum Fluss, zwischen dem Wald im Norden und dem rauen Land im Süden.
    »Braucht ihr die Moravec-Soldaten, um Neugierige fern zu halten?«, fragte sie.
    »Eher, um uns hin und wieder einen Terrorvogel oder einen jungen T-Rex vom Leib zu halten«, sagte Mahnmut. »Was in aller Welt haben sich die Nachmenschen bloß dabei gedacht, wie Orphu gern sagt.«
    »Siehst du Orphu noch häufig?«
    »Jeden Tag«, sagte Mahnmut. »Wir sehen uns heute Abend in Ardis bei der Aufführung. Kommst du auch?«
    »Vielleicht. Woher weißt du, dass ich eingeladen bin?«
    »Du bist nicht die Einzige, die hin und wieder mit Ariel spricht, meine Liebe. Noch etwas Limonade?«
    »Nein, danke.« Moira schaute wieder auf die langgestreckte Wiese hinaus. Auf mehr als der Hälfte der Fläche waren die obersten Erdschichten entfernt worden – nicht planlos, wie von einer Erdbewegungsmaschine, sondern sorgfältig, liebevoll, obsessiv –, die Grasnarbe war aufgerollt worden, Schnüre und winzige Pflöcke markierten jeden Einschnitt, überall kleine Ze i chen und Nummern, Gräben von ein paar Zentimetern bis zu mehreren Metern Tiefe. »Du glaubst also, du hättest es endlich gefunden, Freund Mahnmut?«
    Der kleine Moravec zuckte die Achseln. »Es ist erstaunlich schwierig, in den Aufzeichnungen die genauen

Weitere Kostenlose Bücher