Olympos
Koordinaten dieser kleinen Stadt zu finden. Es ist fast so, als hätte irgende i ne … Macht alle Hinweise, GPS-Koordinaten, Straßenschilder und historischen Daten getilgt. Als wollte irgendeine … Kraft nicht, dass wir Stratford-on-Avon finden.«
Moira sah ihn mit ihren klaren graublauen Augen an. »Und weshalb sollte diese Macht … oder Kraft … nicht wollen, dass du findest, wonach du suchst, lieber Mahnmut?«
Er hob erneut die Schultern. »Es wäre nur eine Vermutung, aber ich würde sagen, weil sie – diese hypothetische Macht o der Kraft – nichts dagegen hat, dass Menschen wieder frei und fröhlich auf dem Planeten herumlaufen und Nachkommen zeugen, aber alles andere als begeistert über die Rückkehr einer gewissen menschlichen Schöpferkraft wäre . «
Moira schwieg.
»Hier«, sagte Mahnmut und zog sie mit geradezu kindlicher Begeisterung zu einem Tisch in der Nähe, »schau dir das an. Einer unserer Freiwilligen hat das gestern im Grabungsareal Drei-null-neun gefunden.«
Er hielt eine zerbrochene Steinplatte in die Höhe. Auf dem schmutzigen Stein waren seltsame Kratzer.
»Ich kann das nicht richtig erkennen«, sagte Moira.
»Das ging uns anfangs genauso. Hockenberry musste uns he l fen, damit wir erkannten, was wir da vor uns hatten. Siehst du, wie diese Zeichen hier IUM formen, und hier unten US und AER und hier ET?«
»Wenn du meinst«, sagte Moira.
»Es ist so. Wir wissen jetzt, was das ist. Es ist ein Teil einer I n schrift unter einer Büste – einer Büste von ihm –, die unseren Aufzeichnungen zufolge einmal gelautet hat: › JUDICO PYL I UM, GENIO SOCRATEM, ARTE MARONEM: TERRA TEGIT, POPULUS MAERET, OLYMPUS HABET. ‹ «
»Ich fürchte, mein Latein ist ein bisschen eingerostet«, sagte Moira.
»Wie bei vielen von uns«, erwiderte Mahnmut. »Übersetzt heißt es: › DEN, DER AN URTEILSKRAFT EIN NESTOR, AN BEGABUNG EIN SOKRATES, AN KUNST EIN VERGIL, B E DECKT DIE ERDE, BETRAUERT DIE MENGE, BEHEIMATET DER OLYMP. ‹ «
»Der Olymp«, wiederholte Moira, wie in Gedanken versu n ken.
»Es war ein Teil einer Inschrift unter einer Büste, die die Stadtbewohner von ihm angefertigt hatten. Sie war im Chor der Trinity Church in Stein gemeißelt worden, nachdem er dort beigesetzt worden war. Möchtest du auch den Rest der Inschrift hören, Moira?«
»Natürlich.«
»WANDRER, VERWEIL, WARUM GEHST DU SO RASCH NUR VORBEI?
LIES, WENN DU KANNST, WEN DER NEIDISCHE TOD
AN DIESE STÄTTE GEBRACHT: SHAKESPEARE, MIT DEM GEIST
UND WITZ STARBEN, DESSEN NAME SEIN DENKMAL MEHR ZIERT
ALS KOSTBARSTER SCHMUCK: DENN ALLES, WAS ER VERFASST UND GESCHAFFEN,
WIRD DIE LEBENDEN DICHTER ZU SEINEN NACHA H MERN M A CHEN.«
»Sehr hübsch«, sagte Moira. »Und recht hilfreich für deine S u che, könnte ich mir denken.«
Mahnmut ignorierte den Sarkasmus. »Sie ist auf seinen Tode s tag datiert, den 23. April 1616.«
»Aber das eigentliche Grab habt ihr nicht gefunden.«
»Noch nicht«, gestand Mahnmut.
»Gab es da nicht auch einen Grabstein oder eine Inschrift?«, fragte sie unschuldig.
Mahnmut musterte einen Moment lang ihr Gesicht. »Ja«, sa g te er schließlich. »In den eigentlichen Grabstein über seinen G e beinen war etwas eingemeißelt.«
»Stand da nicht so was wie … äh … › Haltet euch fern, M o ravecs. Geht nach Hause? ‹ «
»Nicht ganz. Auf dem Grabstein stand angeblich zu lesen:
MEIN FREUND, UM JESUS WILLEN LASS RUH
DEM STAUBE HIER IN DIESER TRUH.
WOHL DEM, DER SCH O NET DIESEN STEIN
FLUCH DEM, DER RÜHRT AN MEIN GEBEIN.«
»Macht dir dieser Fluch nicht ein wenig Sorgen?«, fragte Mo i ra.
»Nein«, sagte Mahnmut. »Du verwechselst mich mit Orphu von Io. Er ist derjenige, der sich all diese Flachfilm-Horrorstreifen von Universal aus dem zwanzigsten Jahrhu n dert angesehen hat … du weißt schon, Der Fluch der Mumie und solche Sachen.«
»Trotzdem … «
»Willst du uns daran hindern, ihn zu finden, Moira?«, fragte Mahnmut.
»Mein lieber Mahnmut, du solltest inzwischen wissen, dass wir euch, den Altmenschen, unseren neuen Gästen aus Gri e chenland und Asien … euch allen keine Steine in den Weg legen wollen. Haben wir es bisher getan?«
Mahnmut schwieg.
Moira berührte seine Schulter. »Aber was dieses … Projekt b e trifft: Kommst du dir nicht manchmal vor, als würdest du Gott spielen? Nur ein kleines bisschen?«
»Hast du Hockenberry schon kennen gelernt?«, fragte Mah n mut.
»Ja, natürlich. Ich habe erst letzte Woche mit ihm gespr o
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