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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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Strand. An einem Sonnentag wie diesem waren die Straßencafés voll, Kinder umlagerten vor den Läden die Ständer mit Wimpeln, Drachen und bunten Eimern, und an den Eisdielen standen die Urlauber Schlange. Dabei hatten sie einen Traumblick bis zur Hallig Langeneß, die sich auf der anderen Seite des Wattenmeers grün und schlank in der Sonne aalte.
    Als sie an einem Dessousladen vorbeikamen, gab Oma Jade ein Zeichen, sie möge anhalten. Die Auslage des Schaufensters zeigte aufwendig verarbeitete BHs und edle Netzstrümpfe. Jade staunte, dass es so etwas auf Föhr überhaupt gab.
    «Oma, du willst jetzt keine Dessous kaufen, oder?» Ihre Oma war zwar immer etwas anders gewesen, aber das war jetzt vielleicht doch zu viel des Guten.
    Oma schaute sie verständnislos an und schrieb auf ihren Block: WARUM NICHT?
    Jade holte tief Luft.
    «Weil …»
    Oma schrieb noch etwas auf und lächelte: KLEINER WITZ.
    Sie gab Jade ein Zeichen, ihr aus dem Rollstuhl zu helfen. Jade fasste sie unter die Achseln und zog sie hoch. Ganz langsam gingen sie, einander untergehakt, ins Geschäft. Der schmale Laden, der sich bis zur Rückseite des Hauses hinzog, war voller sorgsam gefüllter Regale, hier und da gab es kleine Nischen, in denen exquisite Wäschestücke ausgestellt wurden. Dazu kamen hochwertige Fotos von traumhaft schönen Models in Dessous, was natürlich unfair war, denn diese Frauen hätten auch in einer Mülltüte toll ausgesehen.
    Die Inhaberin sortierte gerade ein paar BHs in verschiedene Kartons. Jade musste zweimal hinschauen, bis sie sie erkannte: Es war Svantje, Arnes Tanzpartnerin mit den roten Locken.
    Svantjes hellblaue Augen musterten Oma neugierig.
    «Moin, Imke», grüßte sie herzlich. «Moin, Jade.»
    Sie hatte sich tatsächlich ihren Namen gemerkt.
    «Moin, Svantje.»
    Jade schaute sich um. Als Grufti waren Netzstrümpfe bei ihr sehr angesagt gewesen – was ihre Eltern empört hatte, sie fanden sie viel zu jung für so etwas. Ein Modell gefiel ihr besonders gut: schwarze Nylonstrümpfe mit Spinnenmuster! Die wären damals sofort in ihre Einkaufstüte gewandert.
    «Sucht ihr was für dich? Oder ist es für Imke?», fragte Svantje. Sie sprach ein breites, warmes Norddeutsch mit einem leichten dänischen Einschlag, was auf eine ganz eigene Art sehr elegant wirkte.
    Dänisch war nach Deutsch und Friesisch die dritte Sprache auf der Insel Föhr. Jade schaute gespannt auf ihre Großmutter, die sich auf einen Stuhl neben der Kasse gesetzt hatte.
    Oma hielt ihren Block hoch, auf dem stand: HABE NOCH ALLES!
    «Deine Oma hat hier früher regelmäßig eingekauft», erklärte Svantje. «Und sie hat auch ungefragt andere Kundinnen beraten, nicht wahr, Imke?»
    «Nach dem Motto, was trägt die Friesin Frivoles unter der Tracht?», fragte Jade.
    «Genau. Weißt du noch, Imke, Gesine, die Frau vom Pastor?» Svantje lachte. «So rot habe ich die nie wieder anlaufen gesehen. Aber gekauft hat sie alles, was du ihr empfohlen hast.»
    Oma schrieb auf ihren Block: UND JETZT HAT SIE FÜNF KINDER!
    Alle drei lachten. Svantje zeigte Jade einen feingearbeiteten schwarzen BH mit Spitzen.
    «Wenn du bei den Kerlen ganz sichergehen willst, mien Deern, ziehst du dieses Teil drunter. Die kippen ohnmächtig von der Stange, sobald sie auch nur einen Hauch davon sehen.» Und nach einer Pause: «Mit Herstellergarantie über fünf Jahre.»
    «Auch für die Kerle?»
    «Selbstverständlich», antwortete Svantje, ohne eine Miene zu verziehen. «Wenn die nicht passen, legst du sie mit bei.»
    Oma zückte erneut ihren Block und schrieb in großen Buchstaben etwas auf. Es dauerte ein wenig, bis sie fertig war.
    Svantje las und staunte: «Du brauchst mein Auto, Imke? In deinem Zustand?»
    Oma deutete auf ihre Enkelin.
    «Mein Wagen ist gestern verreckt», erklärte Jade. «Wir müssten kurz in die Marsch, in einer Stunde sind wir wieder da.»

    Fünf Minuten später saßen sie in Svantjes kleinem Peugeot, den sie direkt hinter dem Dessousladen geparkt hatte. Jade staunte, wie unkompliziert das gegangen war, immerhin war sie ja nur die Enkelin einer ihren Kundinnen. Jade ließ die Fenster herunter und öffnete das Glasschiebedach, sodass sie auch während der Fahrt nicht auf die Sonne verzichten mussten. Oma deutete aufs Radio.
    «Musik?», fragte Jade. Oma nickte.
    Sie schaltete den CD-Player an und fuhr los. Irgendein älterer Rocktitel war eingespeichert, den Jade nicht kannte. Er erinnerte an die Musik der Sturmflut-Wölfe. Sie drehte voll

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