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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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seinen Wagen direkt vor der Anlage und kletterte über den Rand des Walls. Dann schlenderte er zu der abschüssigen Mitte, in der sich das Regenwasser sammelte und Wasserpflanzen wuchsen.
    Aber zu wem soll ich hier Kontakt aufnehmen?, fragte er sich.
    Er legte ein paar Prospekte des Erdbeerparadieses zwischen die Pflanzen und versuchte sie anzuzünden, was bei dem feuchten Untergrund gar nicht so leicht war. Schließlich fing das Papier Feuer und löste sich in Asche auf. Das Erdbeerparadies wurde symbolisch niedergebrannt, damit er es wieder aufbauen konnte, das kam ihm irgendwie schlüssig vor.
    Eine halbe Stunde später fuhr er über kleine Nebenstraßen zur Bank und fühlte sich fast erleichtert. Nun hatte er alles getan, was in seiner Macht stand, um dem Schicksal eine gute Wendung zu geben. In der Godelniederung tanzten riesige dunkle Vogelschwärme durch die Luft, hinter ihnen räkelte sich die Nachbarinsel Amrum in der Wärme. Die Sonne schien geradezu verschwenderisch über den mächtigen, großen Himmel. Er hatte immer noch die Sturmflut-Wölfe im Ohr und sang laut los: «We aaaare … Frisiiiiiaaan … dyyyyynamiiite.»
    Die Nordfriesland-Bank befand sich in der Wyker Altstadt. Er parkte beim Edeka-Markt und ging die paar Schritte zur Filiale zu Fuß. Menschen mit Regenjacken überm Arm und am Bauch zusammengeknoteten Pullovern kamen ihm entgegen. Sie waren mit schweren Einkaufstüten bepackt. «Föhrer Kringel» nannten die Einheimischen das mit mildem Spott. Die Touristen kauften Klamotten, Tee und Andenken in so großen Mengen, als kämen sie aus einem Notstandsgebiet. Worüber sich die Föhrer Geschäftsleute natürlich freuten.
    Vor dem rot geklinkerten Bau mit den Sprossenfenstern holte Arne tief Luft und trat dann entschlossenen Schrittes ein. Hinnerk Trulsen saß an einem sterilen weißen Schreibtisch unweit der Kasse und schaute interessiert auf eine Broschüre vor ihm. Als Arne näher trat, sah er, dass es sich um das aktuelle Surf -Magazin handelte. Mit seinem Schlips und dem dunkelblauen Jackett kam Hinnerk ihm wie verkleidet vor, er kannte ihn sonst nur im Neopren-Anzug. Seine durchtrainierten Oberarme beulten sein Jackett sichtbar aus, er war braun gebrannt wie immer. Als Jugendlicher hatte Hinnerk zur Heavy-Metal-Fraktion gezählt, er hatte oft im Erdbeerparadies abgerockt und kannte den Traditionsladen dementsprechend in- und auswendig.
    «Moin, Meister», grüßte Hinnerk und gab ihm lässig die Hand. Seine hellgrünen Augen umspielte ein Lächeln.
    «Moin, Hinnerk, mein Meisterschüler», antwortete Arne. Das fing gut an!
    «Und? Hü gongt et?»
    «Bestens.»
    So viel Lüge musste sein.
    «Warst du mal wieder draußen?»
    Hinnerk wusste, dass Arne seit seinem Bandscheibenvorfall nicht mehr surfte, insofern war die Frage sinnlos.
    «Nee, weißt ja.»
    Wenn man seinen Kredit erhöhen wollte, war ein Eingeständnis körperlicher Schwäche nicht gerade förderlich, aber das konnte er jetzt auch nicht ändern.
    «Jade ist gestern gekommen?»
    Auf Föhr sprach sich alles herum, denn alle waren irgendwie miteinander verbandelt. Davon abgesehen, hatte Hinnerk Jade vor Jahren mal erfolglos angebaggert.
    «Jo.»
    «Was führt dich zu mir?»
    «Mein neues Konzept», sagte Arne. «Happy Hour jeden Tag von sechs bis zehn, alle Cocktails für fünf Euro.»
    «Billiger Stoff zieht immer!»
    Genau das wollte er hören. Seine Gebete waren erhört worden. Danke!
    «Die Sache ist nur, dass ich dafür tausend Euro Anschub bräuchte, für Werbung und Einkauf.»
    Hinnerk tippte etwas in seinen Computer und sah dann gequält auf den Bildschirm.
    «Du bist bereits weit überm Limit, Arne.»
    Arne lachte.
    «Deswegen will ich ja wieder in die schwarzen Zahlen.»
    «Und wenn es nicht klappt?»
    «Du hast es selbst gesagt: Billige Getränke ziehen immer.»
    Hinnerk beugte sich vor.
    «Mann, Arne, ich würde dir das Geld ja gerne geben. Aber vonseiten der Zentrale sind mir die Hände gebunden. Die meckern sowieso schon immer, dass wir auf Föhr viel zu großzügig sind.»
    Nicht, was mich betrifft, dachte Arne verbittert.
    «Wenn ich das Geld nicht bekomme, ist Schluss», sagte er mit leiser Stimme. «Dann kann ich meinen Kredit nicht mehr abbezahlen.»
    Hinnerk lehnte sich wie ein Chef in seinem Schreibtischsessel zurück und sah ihm fest in die Augen.
    «Vielleicht bist du einfach der richtige Mann am falschen Ort.»
    Arne starrte ihn an. So schätzte ihn ein Endzwanziger also ein, und er musste sich das mit

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