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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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Jugend.»
    «Lass uns tanzen, mir wird sonst zu kalt.»
    Sie sah ihn entsetzt an.
    «Wir können auch reingehen», sagte sie.
    «Tanzen ist lustiger.»
    Susanne blieb misstrauisch.
    «Wenn ich irgendwo mitspiele, kenne ich gerne die Spielregeln.»
    «Es gibt keine Regeln. Wir tanzen, dann wird uns wärmer, das ist alles.»
    Sie zögerte.
    «Ich weiß nicht.»
    «Manchmal kommt man nur voran, wenn man gegen alle Logik handelt», erklärte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Das ist total bekloppt.»
    Dann ging sie in die Kajüte, legte die Kassette ein und ließ die Musik über die Bordlautsprecher laufen. Es handelte sich ausschließlich um Titel aus der Disco-Zeit mit einer unglaublich schlechten Tonqualität: «Sunny», «Saturday Night Fever», «It’s Raining Men» und so weiter.
    Susanne bewegte sich auf dem Vordeck anfangs verhalten, dann legte sie voll los, genauso wie Arne. Jeder tanzte für sich in seiner Ecke, nur manchmal berührten sich aus Versehen ihre Arme oder Hände. Zum Glück kamen keine langsamen Stücke, das wäre peinlich geworden. Sie tanzten die gesamte A-Seite der C45-Kassette durch. Beim ersten Stück auf der B-Seite, «Stayin’ Alive» von den Bee Gees, nahm er ihre Hand und tanzte mit ihr Standard. Susanne ließ sich führen und spürte immer, wohin es ging. Beim Tanzen ergänzten sie sich perfekt, das hätte er nicht vermutet. Sie tanzten übers Vordeck, dann an der Kajüte vorbei zum Heck und wieder zurück. Plötzlich dachte Arne an Svantje, mit der er am Vorabend so wild gerockt hatte. Er kannte sie seit über zwanzig Jahren, aber irgendetwas hatte sich zwischen ihnen verändert. Sie kam häufiger ins Erdbeerparadies als früher und tauchte überhaupt öfter in seiner Umgebung auf. Arne wusste noch nicht so recht, was er davon halten sollte, aber es fühlte sich gut an.
    Dann brach die Musik mitten im Stück ab, die Kassette war zu Ende. Susanne und er starrten sich einen Moment lang erschrocken an. Ihr Blick ging aufs abendliche Wattenmeer, in dem sich immer mehr kleine Sandbänke zeigten, auf einer blinzelten zwei dunkle Seehunde in das letzte Licht des Tages. Die Tiere musterten sie aufmerksam. Wie sie wohl das Boot mit den beiden Menschen einstuften, das wenige Meter vor ihnen lag?
    «Ich mache dir ein Angebot», sagte sie. «Du verzichtest auf die Schülerparty, dafür bekommst du die Getränke zwanzig Prozent billiger von den Lieferanten.»
    Sie konnte den Lieferanten befehlen, ihn billiger zu beliefern? Das würde ihn ein entscheidendes Stück voranbringen. Denn je weniger Umsatz er machte, desto höher wurden die Preise für Getränke. Andererseits, wie herablassend war das denn? Seine Konkurrentin gewährte ihm gnädig ein paar Prozente, die sie ihm jederzeit wieder entziehen konnte? Blöderweise konnte er das Angebot kaum ausschlagen, er war momentan auf jeden Strohhalm angewiesen.
    «Du kannst mich mal», antwortete er leise.
    Wenn er einwilligte, war es das offene Eingeständnis seiner Niederlage, dafür war er einfach zu stolz. In diesem Moment veränderte sich ihre Lage grundlegend, und dies im wörtlichen Sinne: Das Boot lief trocken und kippte ächzend und immer schneller zur Seite. Dann gab es einen harten Ruck, der sie beinahe ins Watt schleuderte, weil sie sich nicht festgehalten hatten. Nun steckte der Rumpf im Schlick, das Deck war eine schräge Fläche – Susanne suchte mit ihren Füßen Halt auf der Ankerwinde, er hockte sich unten vor die Reling, die schon halb im Watt lag.
    «Ich warne dich, Arne», sagte Susanne, ohne die schräge Lage mit einem Wort zu kommentieren. «Mein Umsatz ist zehnmal so hoch, und deswegen lieben mich die Getränkehändler. Pass bloß auf, dass dir nicht mal das Bier ausgeht.»
    Das brachte Arne endgültig zum Explodieren.
    «Willst du mir etwa drohen?»
    «Ich bin im Stadtrat, vergiss das nicht!»
    «Und hast du auch schon die Nato alarmiert? – Mann, das ganze Geld, mit dem du hier so rumprotzt, hast du geerbt! Vergiss das mal nicht, du hast nichts dafür getan!»
    Es war ihm so rausgerutscht. Natürlich war das nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes reichlich daneben.
    Susannes Oberlippe zitterte.
    «Willst du mich zum Heulen bringen?», schrie sie. «Vergiss es!»
    Er schaute sie verdattert an. Sie war wirklich kurz vorm Weinen, das hatte er nicht beabsichtigt.
    «Entschuldigung, da sind mir wohl die Pferde durchgegangen … Und das Angebot mit den Getränkepreisen nehme ich gerne an.»
    Sie holte tief Luft, um sich wieder zu

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