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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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Was nichts daran änderte, dass er auf ihren Anblick trotzdem lieber verzichtet hätte.
    «Moin, Moin», grummelte er.
    «Kann ich dich ein Stück mitnehmen?»
    Ausgerechnet!
    Normalerweise hätte er das Angebot strikt abgelehnt, aber der Auspuff auf seiner Schulter drückte doch sehr. Also legte er das Teil in den Kofferraum und stieg ein. Ihr Mercedes roch von innen fabrikneu. Im Vergleich zu seinem schrottigen Toyota war das nicht nur ein anderes Auto – es war eine andere Welt.
    Sie fuhr vorsichtig an.
    «Hast du mal ’nen Moment?», fragte sie.
    «Was gibt’s?»
    Eigentlich wollte er überhaupt nicht mit ihr quatschen. Die Lindner würde früh genug erfahren, wenn das Erdbeerparadies bankrottging.
    «Ich muss was an meinem Boot fummeln und bräuchte jemanden am Ruder.»
    Gab es da niemand anderen? Einen ihrer Angestellten vielleicht? Aber der war ihr wahrscheinlich zu teuer …
    «In Ordnung.»
    Er wusste selbst nicht, warum er sich darauf einließ. Wahrscheinlich war ohnehin schon alles egal. Also fuhren sie zum Wyker Sportboothafen, der gleich um die Ecke lag.
    Ihre «Eleanore» dümpelte am ersten Steg, ein schönes Vollholzboot, das sie selbst mit Spachtel und Schleifmaschine pflegte, wie er wusste. Eine Lindner gab ungern etwas aus der Hand.
    Er kletterte über die Reling, und sie ging zuerst ans Ruder. Der Motor meldete sich stotternd, dann tuckerten sie aus dem Hafen heraus. Nach einer Weile überließ Susanne ihm das Ruder und setzte sich an die offene Klappe am Heck, wo sich der Dieselmotor befand. Mit zusammengebissenen Zähnen tüftelte sie mit ihren schmalen Fingern hier und dort herum. Was ihn sehr beeindruckte, er selbst verstand wenig von Motoren. Um nicht auf Kollisionskurs mit den Fähren zu geraten, hielt er sich im Schleppgang abseits der Fahrrinne. Wegen des ablaufenden Wassers gab es eine tückische Querströmung, und er musste einige Sandbänke umfahren, die jetzt überall aus dem Meer herausragten. Zum Glück kannte er die Gewässer um Föhr besser als sein Wohnzimmer.
    «Bisschen weiter backbord, Arne», rief Susanne.
    Als wenn er das nicht selbst gesehen hätte!
    «Längst erledigt.»
    Sie wusch sich unter Deck gründlich die Hände und kam dann mit einer Bierflasche in die Kajüte.
    «Willst du?»
    «Gerne.»
    Sie schnappte sich auch ein Bier und nahm ihm das Ruder aus der Hand. Um den Motor zu testen, fuhr sie mit voller Kraft voraus von der Insel weg.
    «Läuft wieder wie ’ne Eins!»
    Ihm war unwohl zumute. Er kam sich neben ihr vor wie ihr Schiffsjunge. Die ganze Aktion dauerte ihm schon viel zu lange. Zumal Susanne zwar über seine Zeit verfügte, darüber das «Danke» aber vergessen hatte. Womöglich ging sie davon aus, dass er im untergehenden Erdbeerparadies ohnehin nichts Dringendes mehr zu regeln hatte. Warum war er überhaupt mit an Bord gegangen?
    «Du, pass mal auf, Folgendes», fing Susanne an. «Auf der Insel müssen wir ja alle zusammenhalten. Die Freiwilligen Feuerwehren aus den einzelnen Dörfern zum Beispiel: Wenn es brennt, bis da jemand vom Festland kommt …»
    Das musste ihm eine Frau, die in Saarbrücken aufgewachsen war, nicht erklären! Plötzlich schwappte bei ihm ein Stolz hoch, den er sonst nicht von sich kannte: Er war geborener Insulaner, die Riewerts lebten seit Generationen auf Föhr! Susanne war vor zwanzig Jahren als Kellnerin auf die Insel gekommen, hatte einen Gastronomen geheiratet, der auf der Schule in Arnes Parallelklasse gegangen war. Vor drei Jahren war ihr Mann an einem Herzinfarkt gestorben, im Alter von zweiundfünfzig, schrecklich. Nach seinem Tod hatte Susanne das «Palace» übernommen und die Disco zu ganz neuen Höhen geführt. Sie verstand eben viel mehr von Gastronomie als ihr Mann und erwies sich als knallharte Geschäftsfrau, die als Stadträtin in der Wyker Stadtvertretung auch politisch bestens vernetzt war.
    «Was willst du mir eigentlich verpulen?»
    Susanne zog eine Schleife und nahm Kurs auf den Sportboothafen.
    «Na ja, wer was macht: Der eine verkauft Brot, der andere Bücher, jemand anderes Bier.»
    Jetzt hatte er genug!
    «Welches Fach haben wir gerade? Wirtschaft oder Erdkunde?»
    Susanne schaute ihm in die Augen.
    «Du hast das Erdbeerparadies und ich das Island Palace. Ich fische bei den Teenies und du bei den Älteren …»
    Er sagte nichts dazu.
    «… und die Abifeier von der Elun Feer Skol findet immer bei mir statt.»
    «Und weiter?»
    Jetzt wurde sie plötzlich laut.
    «Jetzt tu mal nicht so! Was sollte

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