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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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Montagmorgen in der kahlen Garderobe hocken und die Trachten ändern, während sich die anderen aus der Gruppe die Landeshauptstadt anschauen. Wir seien die Einzigen, die nicht verheiratet sind, hieß es, ihr Fräuleins könnt euch auch sonst herumtreiben, wann ihr wollt, ohne dass ein Mann euch reinredet
Die blasen sich vielleicht auf!
Keine von uns zwölfen ist über 24. Wiebke und Gudrun sind gerade mal drei Jahre älter als ich, aber sie tun so, als würden sie bald silberne Hochzeit feiern. Ob ich wohl auch bald einen Mann abbekomme? Es wird langsam Zeit, aber auf der Insel gibt es leider keinen, der mich ernsthaft interessiert. Schade. Hoffentlich werde ich keine alte Jungfer wie Greta, die ist schon 26 und hat immer noch keinen Kerl. In ihrem Alter wird das nichts mehr, sagen alle. Das macht mir Angst.
Heute Mittag beginnt der Wettbewerb der Trachtentänze, acht Gruppen treten gegeneinander an, die Gewinner dürfen zur «Grünen Woche» nach Berlin fahren und dort Schleswig-Holstein vertreten. Seit es wieder genug Wurst und Butter gibt, haben die Leute auch auf Föhr deutlich zugelegt. Kaum eine Tracht sitzt noch so, wie sie es sollte, Telse und ich haben ordentlich zu tun. Natürlich sind alle auf den letzten Drücker zu uns gekommen. Was die Figur angeht, bin ich eine Ausnahme. Als Tochter eines Lebensmittelkaufmanns hatten wir auch in den schlimmen Zeiten immer genug auf dem Tisch. Trotzdem bin ich dünn wie ein Spargel. Dabei versuche ich, so viel Fett wie möglich zu mir zu nehmen, aber es setzt einfach nicht an. Wahrscheinlich habe ich deswegen noch keinen Mann, die Kerle mögen nun mal lieber rundliche Formen.
 
Egal, wie der Tanzwettbewerb nachher ausgeht, gewonnen haben alle Teilnehmer eigentlich jetzt schon. Was mit dem gestrigen großen Schicksalstag der Nation zusammenhängt. Seit Wochen gab es auf Föhr nur ein Thema: die Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz. Unsere Mannschaft unter der Führung von Sepp Herberger hatte es tatsächlich bis ins Finale nach Bern geschafft – unglaublich! Gestern war das Endspiel gegen Ungarn, und wir haben gewonnen!
Wir Frauen sind schon vormittags ins «Erdbeerparadies» gegangen und haben den Gastraum mit Papiergirlanden und kleinen Fahnen geschmückt, die wir mit Buntstiften selbst ausgemalt hatten. Dann haben wir Schnittchen mit Wurst und Käse geschmiert. Anders als in Bern, wo unsere Fußballer im Regen spielen mussten, war das Wetter auf Föhr wunderbar. Mittags war ich noch mit Telse am Südstrand schwimmen.
Der Wirt des Erdbeerparadieses besitzt einen der vier Fernseher auf der Insel, und natürlich wollten alle Männer das Spiel sehen. Was für uns Frauen, die wir jetzt hier in Kiel sind, ein großes Problem war: Denn eigentlich hätten wir schon gestern die Fähre und dann den Zug nehmen müssen, um heute, am Tag des Wettbewerbs, rechtzeitig hier zu sein. Sämtliche Ehemänner und Väter haben es uns allerdings verboten, und laut Gesetz dürfen sie das nun mal. Es sah also so aus, als müssten wir auf den Wettbewerb verzichten.
So ist es, als Frau wird man eben von den Männern sein Leben lang wie ein Kind behandelt. Nur wenn man eine alte Jungfer ist, bleibt man eigenständig. Aber möchte man das? Ich muss sagen, ich hätte schon gerne Kinder, am liebsten zwei Jungen und zwei Mädchen. Kann man die irgendwo bestellen?
Trotz des Verbots haben wir alle unseren Spaß gehabt. Nach der ersten Halbzeit stand es 2:2, in der Pause floss das Bier in Strömen, wir Frauen servierten die Schnittchen und stimmten fröhliche Lieder an, um unsere Mannschaft anzufeuern (wir sangen so laut, dass unsere Stimmen bestimmt bis nach Bern reichten). Das hat den Männern gefallen. Wir hatten nicht nur klaglos auf unseren Wettbewerb verzichtet, sondern waren trotzdem fröhlich.
Tja, so sind wir Frauen eben.
Dann ging es in die zweite Halbzeit, und unsere Gelegenheit war gekommen. Die Männer hockten angespannt vor dem Fernseher, und wir Frauen schlichen uns aufs Erdbeerfeld hinter dem Haus, wo wir in den Büschen unsere Koffer versteckt hatten. Dass sich zwölf Frauen heimlich auf den Weg zur Fähre machten, fiel keinem Mann auf …
Langsam wird es Zeit, gleich kommen die anderen zurück. Ich bin schon sehr aufgeregt, in der Halle wollen über tausend Menschen die Tänze ansehen. Es sind sogar Fotografen von der Zeitung da! Wir tanzen ja schon seit frühester Jugend zusammen, die Tänze können wir also im Schlaf. Aber wenn es auf eine derartig große Bühne geht, ist

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