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Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Oma 04 - Omas Erdbeerparadies

Titel: Oma 04 - Omas Erdbeerparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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arbeitete. Die Wände bestanden aus original friesischen Kacheln, die es fast nirgendwo mehr zu kaufen gab. Wang war vor vielen Jahren wegen einer großen Liebe von China nach Föhr gekommen und hier auch geblieben, als die Beziehung in die Brüche gegangen war. Er konnte wahre Lustgerichte zubereiten, Arne hätte ihm sämtliche Sterne dieser Welt verliehen. Aber Wangs Chef verschwendete dieses Talent leider mit Pommes und Wiener Schnitzel.
    Wenn er Zeit hatte, bestellte Wang in Hamburg riesige Pakete mit seltenen asiatischen Gewürzen, die man auf Föhr nicht bekam. Damit kochte er seine legendären Essen, zu denen er seine Freunde lud, darunter auch Arne. Der Chinese besaß allerdings eine Macke, die man hinnehmen musste, wenn man sich in seiner Gegenwart aufhielt: Er sang beim Kochen gerne italienische Opern – mit falschem Text und falscher Melodie.
    «Moin, Wang, kannst du mir helfen?»
    «Moin, Arne, wo brennt es?»
    «Ich brauche ein paar Gewürze für Königsberger Klopse.»
    Nun zählten Klopse im Reich der Mitte nicht gerade zum Standardrepertoire, aber Wang kochte ja den ganzen Tag gutbürgerliche deutsche Küche und wusste, worum es ging.
    «Kapern?»
    Arne lachte das erste Mal an diesem Tag.
    «Würde ich dann zu dir kommen?»
    Wang hatte verstanden und zog seine Zauberkiste mit den Gewürzen hervor. Die beiden schnüffelten hier und da und diskutierten, wie man Königsberger Klopse mal ganz anders machen könnte. Scharf sollten sie sein, und zwar nicht europäisch scharf, sondern brennend scharf, so wie in Asien. Schon beim Schnuppern und Reden bekam Arne eine unbändige Vorfreude auf das Essen.

    Als seine Mutter und Jade mittags vom Strand zurückkamen, stand er bereits seit mehreren Stunden in der Küche. Es roch nach einem Mahl, wie man es sonst nur an Weihnachten serviert bekam.
    «Ich habe einen Mordshunger und Oma auch!», rief Jade, als sie in die Küche trat. Sie trug T-Shirt und kurze Hose und gab ihm zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange.
    Seine Mutter hielt zustimmend den rechten Daumen hoch.
    Das war alles? So ganz ohne Kommentar wollte Jade zur Tagesordnung übergehen?
    «Einen Moment dauert es noch», brummte er.
    «Was gibt es denn?»
    «Friesische Thai-Klopse.»
    Jade lachte.
    «Was soll das sein? So was wie ich?»
    «Ganz genau, nur in Klopsform.»
    Jade stellte sich neben ihn an den Herd.
    «Kann ich helfen?»
    «Besser nicht.»
    Stille.
    «Äh, Arne, wegen gestern …», setzte sie an. «Also, ich wollte dich nicht übergehen. Das mit der Schaumparty war eine spontane Idee, und ich hatte Angst, dass du …»
    «Komm her», unterbrach er sie. Er drückte sie fest an sich. «Alles okay.»
    So gern er es gewollt hätte, er konnte Jade einfach nicht böse sein. Sie hatte es ja nur gut gemeint. Plötzlich merkte er, wie nah er am Wasser gebaut hatte. Schnell wandte er sich wieder der Bratpfanne zu, in der die Klopse brutzelten. Er hatte beim Kochen viel Zeit gehabt, über alles nachzudenken, und dabei war ihm etwas klar geworden: Es hatte ihn in seiner Eitelkeit verletzt, dass Jade mit ihren neunzehn Jahren eben mal nach Föhr kam, einmal mit dem Finger schnippte, und schon war das Erdbeerparadies voll. Wieso bekam er das nicht hin? Aber nach außen hin wollte er das nicht zeigen.
    «Mensch, Jade, es geht nicht nur um einen Abend. Ich verfolge mit dem Erdbeerparadies ein Gesamtkonzept», erklärte er, nachdem er sich gefasst hatte. Zugegeben, dieser Begriff passte eher zu einem börsennotierten Großkonzern als zu einer heruntergewirtschafteten Discothek.
    «Zu schlagen waren zwanzig Gäste bei den Sturmflut-Wölfen», widersprach sie.
    Sie brachte es auf den Punkt.
    «Auf der Insel sind wir aufeinander angewiesen», hörte er sich Susannes Worte von gestern wiederholen und ärgerte sich im gleichen Moment darüber.
    «Das Einzige, was ich kapiere, ist, dass diese Lindner dich klein halten will und sich selbst die Taschen vollstopft. So was läuft hier nicht anders als in Frankfurt!»
    Seine Mutter zeichnete etwas auf ihren Block und hielt ihn für alle sichtbar hoch: eine Bombe.
    «Du musst dich entscheiden: Geld oder Kuscheln?»
    «Kuscheln mit Susanne? Na vielen Dank!» Unwillkürlich musste er an ihre Tanzeinlage gestern auf dem Boot denken. Zum Glück gab es außer den Seehunden keine Zeugen für diese Szene.
    Jade nahm ihm den Kochlöffel aus der Hand und baute sich vor ihm auf. «Ich will deine Teilhaberin werden.»
    Sie hätte genauso sagen können: «Ich war früher ein

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