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Oma dreht auf

Oma dreht auf

Titel: Oma dreht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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heftig.»
    «Hallo? Ich habe kaum etwas getrunken. Nee, ich muss was Falsches gegessen haben.»
    Sönke spritzte etwas Wasser zu ihr herüber und grinste.
    «Vielleicht bist du ja schwanger.»
    Maria lachte kurz auf: «Wie kommst du denn darauf?»
    «Wegen Oma. Sie hat mir letztens gebeichtet, dass sie sehnlich darauf wartet, Urgroßmutter zu werden.»
    «Von Omas Wünschen allein werde ich ja noch nicht schwanger. Was hast du ihr denn gesagt?»
    «Dass es nicht geht, weil wir keinen Sex haben.»
    Maria musste so sehr lachen, dass sie sich mit Salzwasser verschluckte.
    «Kleines Rennen?», forderte sie ihn auf.
    «Okay!»
    Sie legte ein paar starke Schläge vor, Sönke hatte große Mühe, hinterherzukommen. Es war erbärmlich. Er schwor sich, von jetzt an jeden Tag zu trainieren. Nach einigen Metern brach Maria ab und legte sich flach aufs Wasser. Sie wollte ihm weitere Demütigungen ersparen. Sönke legte sich wie sie auf den Rücken und nahm ihre Hand. So schauten sie beide direkt in den Himmel, der bereits von Grau in Blau changierte. Die pralle Sonne stand kurz vor dem Durchbruch.
    «Und, was erzählt Regina so?», fragte Maria.
    «Ohne ihre Großfamilie würde es ihr wohl besser gehen.»
    Sie schwammen gemächlich auf die Hallig Langeneß mit ihren sechzehn Warften zu, die trotzig aus dem Meer ragten.
    «Wie das?»
    «Die Gerüchteküche brodelt nach Omas Party.»
    «Kann ich mir vorstellen.»
    Maria tauchte kurz ab, und als sie wieder hochkam, lagen ihre langen Haare quer über ihrem Gesicht, was sie nicht zu stören schien. Langsam schwammen sie weiter.
    «Was erzählt man sich denn so?»
    «Ocke ist ein Säufer, Christa baggert junge Kerle an, wir kümmern uns nicht um Oma. Ach ja, Omas Gäste zünden Strandkörbe an und verprügeln die Polizei.»
    Jetzt blitzten Marias braune Augen besorgt auf. Kein Wunder, immerhin war sie selbst Polizistin auf der Insel und damit doppelt betroffen, einmal privat, einmal beruflich.
    «Sagt wer?»
    Sönke drehte sich wieder auf den Rücken.
    «Karen-Ann vom Eisladen in Oevenum. Und die hat es natürlich aus erster Hand.»
    «Na, denn.»
    Maria drehte sich auch auf den Rücken, und Seite an Seite ließen sie sich in Richtung offene See treiben.
    «Hast du schon im Revier angerufen?», fragte Sönke vorsichtig.
    «Ich habe mich noch nicht getraut.»
    «Wir haben im Tanzraum doch gar nichts mitbekommen von dem ganzen Schlamassel.»
    «Sönke, mein Vater hat meinen Kollegen Peter Markhoff verprügelt, als der ihn von der Straße aufsammeln wollte.»
    «Dann bekommt er wohl ernste Probleme, bei seiner Vorgeschichte …»
    Marias Vater Arne hatte vor einem Jahr zusammen mit einem Surfer-Kumpel ein Internet-Unternehmen gegründet. Sie verkauften Zubehör für Surfer, das der Kumpel in China billig einkaufte. Auf Anweisung seines Kompagnons hatte Arne dabei einige Papiere unterschrieben, die er nicht hätte unterschreiben dürfen. Das Dämlichste an der Sache war, dass er sie nicht einmal gelesen hatte. Sein Kumpel behauptete hinterher, er hätte die Verträge nie zu Gesicht bekommen, und Arne war vom Niebüller Amtsgericht wegen Betrugs zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Es war eine harte Lektion für ihn gewesen.
    Dass sein Schwiegervater in geschäftlichen Dingen gnadenlos naiv war, wusste Sönke, aber ein Schläger war er nie und nimmer. Der Ausfall letzte Nacht war einfach nicht zu erklären. Sollte man ihn deswegen anklagen, würde seine Bewährung aufgehoben werden – und dann landete er womöglich im Gefängnis.
    Maria pustete einen salzigen Wassertropfen weg, der über ihre Oberlippe den Weg in ihren Mund suchte.
    «Was machst du denn nun wegen Arne?», fragte Sönke.
    Maria streckte sich lang aus.
    «Da halte ich mich raus.»
    Sönke wusste, dass Maria ein recht kompliziertes Verhältnis zu ihrem Vater hatte, aber er fand, dass sie ihn in diesem Fall nicht hängenlassen durfte.
    «Mensch, Maria, vielleicht muss Arne in den Knast.»
    «Verstehst du nicht? Er hat einen Kollegen von mir angegriffen. Da kann ich nicht Partei für ihn ergreifen. Wie stehe ich dann da im Revier?»
     
    Die Frage erledigte sich wenige Minuten später ohne ihr Zutun, denn vom Land her ertönte eine metallisch-quäkende Stimme übers Wasser.
    «Maria, Sönke! Kommt sofort aus dem Wasser!»
    Die beiden drehten sich um.
    Auf dem DLRG -Turm stand Revierleiter Gerald Brockstedt mit einem Megaphon in der Hand. Der uniformierte Ordnungshüter erzeugte unter den leicht

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