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Oma dreht auf

Oma dreht auf

Titel: Oma dreht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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bekleideten Badegästen natürlich riesige Aufmerksamkeit, alle schossen aus ihren Strandkörben hervor, um zu sehen, was da los war. Maria und Sönke schwammen langsam zurück und staksten aus dem Wasser. Brockstedt stand jetzt an der Wasserkante und starrte sie mürrisch an.
    «Moin, Gerald», grüßte Maria freundlich.
    Doch ihrem Chef war nicht nach Höflichkeit zumute.
    «Ich will dich im Revier sehen», grunzte er. «Gleich!»
    «Ich habe heute frei», protestierte Maria.
    «Jetzt nicht mehr.»
    «Wieso?»
    Statt einer Antwort wandte sich Gerald an Sönke: «Und du kommst gleich mit.»
    «Ich? Wieso das denn?»
    «Als Zeuge.»
    «Wofür?»
    Jetzt explodierte Brockstedt und brüllte los, was sonst gar nicht seine Art war: «Mensch, Sönke, wenn du drauf bestehst, kann ich dich auch schriftlich vorladen!»
    Brockstedt stapfte zurück zu dem Polizeipassat, den er hinter dem Café Am Wattenmeer abgestellt hatte.
    «Woher wusste der, dass wir hier schwimmen gehen?», fragte sich Sönke laut.
    «Du weißt doch, wie das läuft auf der Insel, das kostet ihn drei Anrufe.»
    Sönke und Maria trockneten sich ab und begaben sich ohne Eile zum Wagen. Eigentlich hatten sie vorgehabt, nach dem Baden nach Wyk zu fahren. Maria wollte zum Friseur, und danach hätten sie noch ein bisschen bei Bubu im Buchladen und in der Wyker Buchhandlung gestöbert. Daraus wurde jetzt nichts.
    In diesem Moment zersprengte die Sonne die riesige Wolke in Einzelteile, und der Strandsand blendete wie wahnsinnig. Er wäre schön gewesen, zu bleiben.
     
    Das rot geklinkerte Polizeirevier am Hafen wirkte wie eine abweisende Burg. Maria parkte ihren Mini One, und bei schönstem Sonnenschein gingen sie die Treppe zum Revier hoch. Als Maria die Tür mit ihrem amtlichen Schlüssel öffnete, kam ihnen ihr übermüdeter Kollege Burki im Flur entgegen:
    «Moin.»
    «Moin, Moin.»
    Maria und Sönke verdrückten sich erst einmal in Marias Büro, von wo aus sie auf die Masten der unzähligen Segelboote im Hafen schauten. Amtsräume verströmten immer einen ganz eigenen Geruch, fand Sönke, nämlich gar keinen. Bis auf die zarte Note von muffeligem, altem Papier, das in unzähligen Leitz-Ordnern lagerte.
    Gerald Brockstedt streckte den Kopf durch die Tür: «Frau Riewerts, kommst du?», grummelte er.
    Mit Nachnamen angesprochen zu werden, musste für Maria ungewohnt sein; sie und Gerald hatten sich von Anfang an geduzt. Jetzt wirkte Brockstedt so sauer, als würde er am liebsten zum «Sie» zurückkehren.
    «Kannst gleich mitkommen, Sönke.»
    Sönke fühlte sich wie verhaftet, als er hinter Maria ins schmucklose Büro des Revierleiters trottete. Brockstedt nahm an seinem penibel aufgeräumten Schreibtisch Platz. Der einzige Farbfleck im Raum war der Kalender der Polizeigewerkschaft, der in diesem Monat eine Schafherde in der Schwäbischen Alb zeigte. Maria und Sönke setzten sich unaufgefordert auf die zwei Besucherstühle, während sich Brockstedt Richtung Fenster drehte und stumm auf den sonnenbeschienenen Sportboothafen direkt vor dem Polizeirevier blickte. Er wirkte, als müsse er sich erst einmal sammeln, dann legte er los.
    «Was ist gestern Nacht bei Imke passiert?»
    «Wir haben getanzt», antwortete Maria.
    «Ich feiere ja auch gerne», sagte Brockstedt, «und da kann schon mal ein Glas zu viel dabei sein. Aber gestern war das eine ganz andere Dimension.»
    «Ich habe keine Straftaten begangen und auch keine geduldet», erklärte Maria trotzig. Als Polizistin wäre sie verpflichtet gewesen, so etwas anzuzeigen.
    «Mann, dein Kollege Peter ist verletzt», brüllte Brockstedt plötzlich los, «und zwar weil dein Vater auf ihn losgegangen ist wie ein Berserker!»
    «Das ist totaler Mist und muss geahndet werden, da bin ich deiner Meinung. Aber noch mal zum Mitschreiben: Ich habe nichts damit zu tun. Oder komme ich deswegen in Sippenhaft?»
    Brockstedt schüttelte den Kopf und schaute ihr in die Augen.
    «Es geht gar nicht um dich, Maria.»
    «Sondern?»
    Er holte tief Luft.
    «Um eure Oma.»
    «Aber …»
    «Ocke und Christa sind nicht der richtige Umgang für Imke. Die haben sich zu Chaoten entwickelt. Ich kann es selbst kaum glauben, aber es ist so.»
    Maria wurde jetzt richtig sauer.
    «Woher nimmst du das? Ocke und Christa haben doch gar nichts gemacht.»
    «Die laden sich einen Haufen Wahnsinniger ein, die ganz Dunsum aufmischen und deine Kollegen angreifen. Sogar Touristen sind in die Sache verwickelt. Wie kommt das, frage ich mich?»
    Jetzt

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