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Oma dreht auf

Oma dreht auf

Titel: Oma dreht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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schwanger.»
    «Heute Morgen hast du noch gesagt, es kann nicht sein.»
    «Jetzt bin ich ganz sicher.»
    Sönke legte seine Hand auf Marias Bauch: «Junge oder Mädchen?»
    «Es wird ein Mädchen.»
    «Oder ein Junge.»
    «Nein, es wird ein Mädchen.»
    «Das wird sich zeigen.»
    Maria schüttelte den Kopf: «Bei uns in der Familie wissen die Frauen, was sie bekommen. Das ist eine Fähigkeit, die man nicht erklären kann.»
    «Also Mädchen.»
    «Ich finde, sie soll Imke heißen.»
    «Zumindest mit zweitem Namen.»
    «Abgemacht, und der erste Name?»
    «Anna.»
    «Anna Imke Riewerts.»
    «Okay.»
    Sönke wusste gar nicht, wohin mit sich, er wollte bei Maria sein und gleichzeitig durch den Raum springen. Alles würde jetzt anders werden. Vor einem Jahr war ihre fünfzehnjährige Grufti-Cousine Jade aus Frankfurt bei ihnen zu Besuch gewesen, da hatten Maria und er schon mal das Elternsein geübt – mit gnadenlosen Niederlagen, das musste er zugeben. Aber mit dem eigenen Kind würde es ganz anders werden!
    «Sagen wir es den anderen?»
    «Lass uns noch warten.»
    «Nicht mal Oma?»
    «Bitte, das hat doch Zeit.»
    «Mensch, am liebsten würde ich mich jetzt mit dir besaufen!»
    Maria breitete entschuldigend die Arme aus. «Das ist für mich ab jetzt die falsche Ansage.»
    Dann nahmen sie sich fest in den Arm und ließen sich den ganzen Tag nicht mehr los. Zu Christa konnte er auch noch morgen fahren.

[zur Inhaltsübersicht]
    15. Frauen bringen Unglück
    Der Warteraum der W.D.R.-Reederei war voller Touristen, die in den ausliegenden Zeitschriften und Katalogen blätterten. Imke war nass geworden, aber es machte ihr nichts aus. Mit dem Regen hatte sie sich angefreundet, sonst hätte sie nicht ihr ganzes Leben auf Föhr verbringen können. Nun wartete sie, bis sich der Himmel wieder aufklarte, dann wollte sie mit dem Bus nach Hause fahren.
    Ein junger Mann neben ihr hatte auf seinem Laptop den Regenradar des Wetterdienstes eingestellt und verfolgte, wie die Wolke Richtung Festland abzog. Was heutzutage alles möglich war! Imke ließ es sich dreimal erklären, war aber am Schluss genauso schlau wie zuvor. Sie schnappte sich einen der ausliegenden Kataloge und studierte das Angebot an Piratenfahrten, Insel- und Hallighopping sowie Kurzflügen nach Sylt. Es gab wahlweise «Sylt Royal» mit dem Bus, Schiffstörns zu den Seehundbänken, nach Amrum, auf die Hallig Gröde, die Hallig Langeneß und natürlich auf die Hallig Hooge mit dem Königspesel, einer alten Friesenstube aus dem 18 . Jahrhundert. Imke hielt die rechte Katalogseite mit der Hand zu und versuchte sich zu erinnern: Hatte der dänische König Friedrich VI . dort in der Nacht vom 2 . auf den 3 . Juli 1825 wegen einer Sturmflut übernachtet? Diese Jahreszahl musste zu ihrer Schulzeit jedes Insulanerkind im Schlaf kennen, als ob es nichts Wichtigeres auf der Welt gab. Imke nahm die Hand wieder weg, die Zahl stimmte. So schlecht konnte es um ihr Gedächtnis nicht stehen.
    Ihre Gedanken schweiften zu Brockstedt. Hoffentlich hatte sie Arne vor dem Knast bewahren können. So chaotisch die Familie Riewerts auch manchmal war, im Gefängnis hatte noch niemand von ihnen gesessen, und das wollte Imke auf ihre alten Tage nicht noch erleben. Zum Glück liefen die Uhren auf der Insel manchmal etwas anders – in diesem Fall allerdings nur, wenn Brockstedt es wollte.
    Als die Regenwolke endlich Richtung Festland abgezogen war, kam die Sonne raus. Erst etwas zögerlich, dann immer entschlossener. Imke machte sich auf zur Bushaltestelle, die sich direkt vor dem W.D.R.-Gebäude befand, und erwischte einen Sonderbus nach Dunsum. Dort angekommen, empfing sie ein fröhlicher, warmer Wind, der am wolkenlosen Himmel von Sylt herüberzog. Am liebsten wäre sie zum Deich getapert, um einen Blick aufs Watt zu werfen, aber sie wollte es nicht übertreiben. Es waren allein die Tabletten, die ihr diese Tour ermöglicht hatten, jetzt sollte sie ihr Schicksal besser nicht mehr herausfordern. Also schlenderte sie die wenigen Meter zum Haus, das wie eine schlafende Schönheit in der Nachmittagssonne lag. An den verschiedenen Rotfärbungen der Steine erkannte man deutlich, dass die Wände zu unterschiedlichen Zeiten ausgebessert worden waren.
    Draußen war niemand zu sehen, obwohl Ockes Taxi mit geöffnetem Kofferraum vor der Tür stand. Was sollte das? Ocke war eigentlich immer draußen, im Winter legte er sich sogar mit einem Mumienschlafsack auf die Terrassenliege, um Mittagsschlaf zu

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