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Oma dreht auf

Oma dreht auf

Titel: Oma dreht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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kommen die üblichen Wochen mit zu viel Alkohol. Dann reiße ich mich wieder zusammen und mache Sport. Im besten Fall bin ich in einem halben Jahr durch mit der Sache. So war das mein ganzes Leben lang, da drin hab ich Routine.»
    «Wenn das so klar ist, warum willst du dann ausziehen?», fragte sie spitzfindig. Selbstmitleidige Männer reizten sie immer zur Boshaftigkeit, dagegen konnte sie nichts machen.
    «Tür an Tür mit ihr habe ich keine Chance, sie zu vergessen.»
    Seine Liebe zu Christa erzeugte offensichtlich mehr Ängste als alle Orkane auf hoher See zusammen, Imke war beeindruckt. Natürlich wollte sie ihm helfen – aber wie?
    «Du weißt doch gar nicht, was mit Petersen wirklich ist! Wenn Christa mit ihm zusammen gewesen wäre, hätte sie ihn ja wohl von Anfang an auf der Party dabeigehabt und ihn offiziell als ihren Freund ausgegeben, oder?»
    Es war ein Versuch. Imke war aber nicht sicher, ob Ocke sie überhaupt gehört hatte.
    «Weißt du, heute Mittag waren Christa und ich richtig zusammen», murmelte er abwesend, «also vielleicht nicht ganz, aber kurz davor. Wir haben noch zusammen die letzten Reste der Party aufgeräumt, und jedes Mal, wenn sie mir über den Weg lief, hat sie mich angelächelt. Das habe ich dann wieder als Hoffnungszeichen gesehen. Als wir mit dem Putzen fertig waren, haben wir sogar einen Piccolo zusammen auf der Terrasse getrunken.»
    Imke klatschte begeistert in die Hände.
    «Das klingt wunderbar! Besser könnte es doch gar nicht sein.»
    Ocke schüttelte den Kopf.
    «Es war alles Illusion. Nach dem Sekt verschwand Christa im Bad und kam geföhnt und geschminkt wieder heraus. Sie hatte sich schick gemacht – für ihren Lover.»
    «Woher willst du wissen, dass sie zu ihm wollte?»
    «Ich Idiot habe sie sogar zu ihm gefahren.»
    Und dann erzählte Ocke ganz leise, wie Christa neben ihm in seinem alten Mercedes-Taxi gesessen hatte. Und hellwach und erwartungsvoll auf die Gräser und Bäume geschaut hatte, die vom Wind in alle möglichen Richtungen geweht wurden. Wie sie die Beifahrerscheibe heruntergekurbelt und ihren Kopf immer wieder herausgehalten hatte, um die frische Luft zu inhalieren – ohne Rücksicht auf ihre Frisur.
    So hatte Imke Ocke noch nie erlebt. Es stand ihm hervorragend, verliebt zu sein.
    «Ich wäre vor Verzweiflung am liebsten gegen einen Baum gefahren.»
    «Wo hast du sie denn abgesetzt?»
    «Am Wyker Tennisplatz.»
    Jetzt schleuderte Ocke den Schraubenzieher in eine Zimmerecke und schaute Imke mit Bernhardinerblick an.
    «Meine Entscheidung steht fest, Imke, ich mach die Biege.»
    Imke schüttelte den Kopf. «Kommt nicht in Frage!»
    «Doch.»
    «Das ist kindisch.»
    «Und wenn.»
    «Wieso kämpfst du nicht wie ein richtiger Mann?»
    «Weil ich längst verloren habe.»
    «Das weißt du erst, wenn du auf dem Tennisplatz warst.»
    «Wie bitte?»
    «Was hast du zu verlieren?»
    Eigentlich war ihr das nur so rausgerutscht. Aber vielleicht war es gar keine schlechte Idee.
    «Niemals!», stöhnte Ocke.
    «So ein Bussibussi auf einer Fete muss doch gar nichts bedeuten. Aber das kannst du nur rausfinden, wenn du hinfährst.»
    Er sah sie zweifelnd an, aber sie hatte das Gefühl, er war am Haken. Klar war, dass wenn Ocke ihrem Plan folgte, er das nur in ihrer Begleitung tun würde. Sie musste sich ein weiteres Mal aufraffen. Dabei hatte der Tag sie bis jetzt schon viel zu viel Kraft gekostet. Aber sie konnte Ocke jetzt nicht hängenlassen, außerdem war dies die letzte Chance, ihre Dreier- WG zu retten. Und es lag ihr sehr viel daran, weiter mit Ocke und Christa in dem alten Ziegelhaus hinterm Deich zu wohnen. Mit Hilfe des pharmazeutischen Hilfsmotors von Dr. Behnke würde sie es schon irgendwie schaffen. Medizinisch grenzte das nicht an Drogenmissbrauch, es war einer! Egal, danach würde sie sich ein paar Tage Ruhe gönnen. Apropos Hilfsmotor … Aber das mit dem Mofa hatte noch Zeit.
    «Mach dich fertig, ich begleite dich. Keine Widerrede!», befahl sie und verschwand in ihrem Zimmer, um sich für die bevorstehende Fahrt zu stärken.

[zur Inhaltsübersicht]
    16. Göttliches Spiel
    Ocke packte die blanke Angst, wenn er daran dachte, was ihm bevorstand. Da konnte er sonst noch so stark und fit sein, jemand hatte den Stecker bei ihm gezogen, und seine gesamte Energie sackte auf einmal Richtung null. In der Marsch hinter Süderende vermochte sein Auge keinen festen Punkt mehr zu finden, das Museum Kunst der Westküste in Alkersum zog als undeutliche weiße Wand

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