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Oma dreht auf

Oma dreht auf

Titel: Oma dreht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Mommsen
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W.D.R.-Reederei
gerannt
, aber das war nicht drin. Also stakste sie Schritt für Schritt auf das Gebäude zu und versuchte den Regen zu ignorieren. Später fiel ihr noch das Mofa hinter dem Schuppen ein, aber darum konnte sie sich nun wirklich nicht mehr kümmern.

[zur Inhaltsübersicht]
    14. Tief im Bauch
    Maria und Sönke hatten es sich auf einer Matratze im Wintergarten ihres kleinen Reetdachhauses bequem gemacht. Inzwischen prasselte von oben ein kleines Regen-Inferno auf die Scheiben. Maria lagerte ihren Kopf auf seinem Bauch und lag nun im rechten Winkel zu Sönke.
    «Sind deine Kollegen eigentlich immer noch sauer wegen der Fete?», unterbrach Sönke die Wassermusik.
    Maria atmete tief ein.
    «Die Kollegen nicht, aber Gerald. Der hat die WG -Schlägereien zur Chefsache gemacht und will hart gegen Papa vorgehen.»
    Sönke spielte mit seinen Fingern in Marias dunklem Haar.
    «Arne wird nichts zu lachen haben.»
    «Wahrscheinlich denkt er, mit ein bisschen Gelaber kommt er da raus.»
    «Wann ist die Anhörung?»
    «Am Dienstag.»
    «Solltest du nicht doch noch mal mit Brockstedt reden?»
    Sönke spürte, wie Maria auf seinem Bauch den Kopf schüttelte.
    «Mein Vater ist alt genug, um für sich selbst zu sorgen.»
    «Na ja, er kommt ja bald ins Rentenalter, da braucht er vielleicht Hilfe.»
    Maria lachte. «Das sag ihm mal.»
    Tatsächlich hielt sich Arne für mindestens fünfzehn Jahre jünger und gab sich immer betont jugendlich. Das hatte er wohl von seiner Mutter geerbt.
    «Mann, wann haben wir das letzte Mal so wild gefeiert?», seufzte Maria.
    «Und das auf einem Achtundsiebzigsten, das gehört ins Geschichtsbuch.»
    «Du musst trotzdem mit Christa wegen Oma reden, da hat Regina ausnahmsweise mal recht.»
    «Oma ist im Augenblick so was von klar, da sehe ich keine Probleme.» Dass er ihre Sorge insgeheim teilte, behielt er lieber für sich.
    «Das kann sich jeden Tag ändern. Es geht ja nur darum, dass sich Christa verantwortlich fühlt, wenn Oma sie braucht.»
    «Am besten, ich fahre direkt zu ihr.» Sönke richtete sich auf und schaute auf seine Uhr. «Sie müsste jetzt zu Hause sein.»
    Maria streichelte über seinen Nacken. «Bleib noch einen Moment, Sönke.»
    «Wenn ich jetzt nicht fahre, mache ich es nie.» Sönke ließ sich wieder auf den Rücken sinken und beobachtete den Tropfenteppich über sich.
    «Wie das wohl wird, wenn wir alt werden?», fragte Maria.
    «Wie kommst du jetzt darauf?»
    «Weiß nicht, vielleicht wegen Oma.»
    «Ich glaube, wenn man einfach nur alt ist und einigermaßen gesund, ist es gar nicht schlimm.»
    «Wenn bloß nicht dieser dusselige Tod wäre. Ich meine, wenn man alt ist, kann man nicht mehr sagen, irgendwann sterbe ich mal, sondern dann stirbt man sehr bald. Und das Gleiche erlebt man bei seinen besten Freunden, die sterben einer nach dem anderen weg.»
    «Es gehört dazu, leider.»
    «Was es nicht verständlicher macht.»
    «Ich möchte auf keinen Fall verbrannt werden», sagte Sönke.
    «Wieso nicht?»
    «Vielleicht können sie aus meinen Knochen noch ein paar Nägel machen, dann sind sie wenigstens noch zu was nutze, das würde mir gefallen.»
    «Kannst du dir vorstellen, achtundsiebzig zu sein wie Oma?», fragte Maria.
    «Nicht wirklich. Aber ich konnte mir mit zwanzig auch nicht vorstellen, siebenunddreißig zu sein.»
    «Und, wie ist es?»
    «Perfekt.»
    «Echt?»
    «Ja, und bei dir?»
    «Auch gut – das heißt: noch.»
    «Wieso das? «
    «Zu dritt wird es hier etwas eng werden.»
    «Hmmh.»
    Sönke spürte eine unendliche Leere in sich.
    Marias Worte verloren sich im Raum.
    Und kamen nach einer Sekunde wie ein Echo wieder: Was hatte sie da gesagt? Wenn es
das
war, dann war es wichtiger als alles andere in seinem bisherigen Leben.
    «Was war das eben?», fragte er. Bestimmt hatte er sie falsch verstanden.
    «Sönke?»
    Sönke bekam einen trockenen Mund: «Ja?»
    Maria lachte und schrie mit strahlenden Augen wie eine Irre los: «Jaaaaaaa!»
    Sönke umarmte sie heftig, es ging alles durcheinander, schreien, juchzen, heulen, lachen.
    «Wir bekommen ein Kind. Ein Baby. Wahnsinn. Wir werden Mama und Papa!» Maria lächelte das entrückteste, schönste Lächeln, das Sönke je in ihren Augen gesehen hatte.
    «Seit wann weißt du es?»
    «Seit zehn Minuten.»
    «Wie?»
    Maria führte ihn ins Schlafzimmer, wo der Schwangerschaftstest noch lag, und hielt ihn ihm stolz vor die Nase.
    «Irrtum ausgeschlossen?»
    «Ich muss noch zum Arzt, aber ich fühle es auch, ich bin

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