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Oma klopft im Kreml an

Oma klopft im Kreml an

Titel: Oma klopft im Kreml an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Telscombe
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Und ich nehme an, das wird dann das Ende dieser törichten Episode sein.»
    Das war eine Möglichkeit, auf die weder Jackie noch Humphrey gekommen waren.
    «Ich würde mir wegen der Zeitungen nicht zu viel Gedanken machen», riet Jackie. «Die sind dabei schon auf ihre Kosten gekommen. Außerdem hat uns der Botschafter ausdrücklich gebeten, Sie von Reportern fernzuhalten.»
    «Der Botschafter? Humphrey, du hast doch nicht etwa den Botschafter mit dieser Sache behelligt? Als du gesagt hast, du seist in der Botschaft gewesen, dachte ich, du hättest mit einem jungen Vizekonsul verhandelt.»
    «Das war ganz zu Anfang», erklärte Humphrey. «Als der Botschafter wieder in Moskau war, ließ er mich sofort kommen, und seitdem steht er in dauernder Verbindung mit dem Außenminister.»
    «Dem Außenminister?» stöhnte Miss Baker. Sie fühlte sich durch ihre neue Berühmtheit durchaus nicht geschmeichelt. Im Gegenteil, sie sah sie als Bedrohung ihrer privaten Pläne an.
    «Alles, was wir zu tun haben», schloß Jackie, «ist, geduldig im Hintergrund abwarten, bis sich die Botschaft mit dem sowjetischen Außenministerium beraten und beschlossen hat, was als nächstes geschehen soll.»
    Miss Baker sah ein, daß es bei so fachmännischen Beratern impertinent von ihr wäre, selbst Vorschläge zu machen.
    «Natürlich werde ich alles tun, was der Botschafter für richtig hält. Wenn er nicht will, daß ich mit den Reportern rede, dann werde ich es eben nicht tun.» Diese nachgiebige Haltung schien Humphrey bei seiner eigenmächtigen Tante Lavinia zu schön, um wahr zu sein, und so war er nicht überrascht, als sie hinzufügte: «Nur auf einer Bedingung muß ich bestehen. Auch ich habe viel Mühe und Kosten aufgewendet, um nach Moskau zu kommen, und bis jetzt habe ich wenig davon gehabt. Solange ich mit der Delegation herumgezogen bin, habe ich praktisch überhaupt nichts kennengelernt. Dann habe ich fast zwei Wochen mit meiner
    Erkältung hier in der Wohnung verbracht, und erst seit heute abend fange ich an das Gefühl zu haben, allmählich diese Stadt und die Leute zu verstehen. Ich weigere mich, mit so unfertigen Eindrücken nach England zurückzufahren - das würde mich für den Rest meines Lebens beunruhigen.»
    Hier war die Sackgasse, vor der sich Humphrey von Anfang an gefürchtet hatte. Er spielte nervös mit seiner Krawatte, während er überlegte, wie er sich verhalten sollte. Schweigend goß Jackie drei weitere Tassen Tee ein.
    «Aber du mußt doch einsehen, Tante Lavinia, daß dir nach all den: Unerfreulichkeiten, die du verursacht hast, gar nichts anderes übrig bleibt, als sofort nach Hause zu fahren», protestierte Humphrey schließlich. Der aggressive Ton, den er sich von seinem Vater auszuleihen versuchte, war ein Fehler, wie er sogleich an Miss Bakers eigensinnig; vorgeschobenem Kinn merkte.
    «Wie ich bereits gesagt habe, lieber Humphrey, war ich nicht schuld an: den Unerfreulichkeiten. Ich habe mich völlig normal und vernünftig benommen, und ich kann wohl kaum etwas dafür, wenn alle andern vorübergehend den Verstand verloren haben. Ich habe nichts Illegales oder auch nur annähernd Exzentrisches getan. Und wenn die Sowjetregierung willens ist, mein Visum zu verlängern, dann sehe ich nicht ein, warum ich nicht bleiben soll.»
    «Aber wo wollen Siebleiben?» mischte sich Jackie ein. Die Logik dieser Frage brachte ihr einen beifälligen Blick von Humphrey ein, der bis dahin kaum mit der Unterstützung eines Mädchens gerechnet hatte, dessen Frivolität es zu einem sehr zweifelhaften Bundesgenossen machte. «Die Hotels sind überfüllt, und ich glaube nicht, daß die Botschaft Ihnen , gestattet, jetzt noch bei mir zu wohnen.»
    «Vielen Dank, mein Kind», sagte Miss Baker lächelnd. «Es war reizend von Ihnen, daß Sie mich eingeladen haben, als ich mich so schlecht fühlte, und ich bin Ihnen sehr dankbar dafür. Aber selbst wenn ich hierbleiben könnte, würden Sie bestimmt zugeben, daß ich von diesem ausländischen; Wohnblock aus nichts von Moskau kennenlernen kann. Nein, ich habe; die Absicht, bei einer russischen Familie zu wohnen. Ich habe sie heute abend kennengelernt. »
    «Eine russische Familie?» wiederholte Humphrey ungläubig. «Du meinst doch nicht etwa diesen Ingenieur, der im Metropol nach dir gefragt hat, mit seinen zwei Töchtern, denen du Englischunterricht geben solltest? Stewart Ferguson hat gesagt, das war nur eine Finte, um mehr über dich zu erfahren.»
    «Damit wird Mr. Ferguson

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