Oma klopft im Kreml an
erwartete als Jackies Rückkunft, die ihm Gelegenheit geben würde, in sein Hotel zu flüchten. Es war jedoch bereits halb sieben, als sie endlich Jackies Schlüssel im Schloß hörten, ihre lachende Unterhaltung mit den Reportern und das Zuschlägen der Tür.
Sie kam ins Wohnzimmer, verstreute Tüten um sich und strahlte gute Laune aus.
«Warum haben Sie sich nichts zu trinken genommen, Humphrey? Sie können sicher ein Glas vertragen. Gießen Sie sich und Miss Baker doch was ein, während ich Abendessen mache. Sie müssen ja beide am Verhungern sein.»
«Also, ich würde ganz gern ins Hotel zurückgehen, da Sie ja nun wieder da sind», sagte Humphrey. Jackies sonniges Gemüt hatte ihm gerade noch gefehlt.
«Ja? Und ich habe all das viele Essen gekauft. Wie schade. Weil es doch Ihr letzter Abend ist, wollte ich ein kleines Festessen geben. Ich habe jetzt Miss Baker zu fast jeder Mahlzeit Spiegeleier und Schinken serviert, und es wird höchste Zeit, daß ich mal versuche, eine bessere Gastgeberin zu sein. Sehen Sie mal, was ich alles rangeschafft habe.»
Jackie breitete den Inhalt ihrer Tüten bereits auf dem Couchtisch aus.
«Hier ist Kaviar in Sahne. Das schmeckt gut auf Toast. Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, ein bißchen zu warten, kann ich auch Pfannkuchen in russischem Stil machen. Und hier sind drei junge Hühnchen - ich habe die kleinen genommen, damit sie schneller durch sind. Hier habe ich eine Flasche armenischen Weißwein und einen Rotwein aus Georgien. Ich stelle den Weißwein gleich kalt.»
Jackie lief in die Küche, ohne Humphreys Antwort abzuwarten, und
Miss Baker machte sich entschlossen daran, ihn zum Bleiben zu überreden. Das Essen im Hotel sei nicht sehr gut; ein Teil der Journalisten würde ihm auf jeden Fall ins Hotel folgen; es sei doch reizend von Jackie, daß sie sich mit ihrem letzten Abendessen so viel Mühe gebe. Humphrey zögerte und mußte sich geschlagen geben.
Und wirklich, Jackie konnte eine vorzügliche Gastgeberin sein, wenn sie wollte. Sie mixte für Humphrey und Miss Baker Cocktails und sorgte für ihre Bequemlichkeit, und sie plauderte so amüsant, daß sie die Atmosphäre merklich entspannte.
«Jetzt sind wir fertig», sagte Jackie, als sie den Kaviar und eine dampfende Schüssel mit Pfannkuchen hereinbrachte. «Und jetzt wollen wir anstoßen. Auf Miss Baker und ihre nächste Reise!»
Jackie sprudelte vor Fröhlichkeit. Alle im stillen gehegten Bedenken gegen Miss Bakers Aufenthalt in ihrer Wohnung waren beiseitegefegt, sie bewirtete ihre Gäste mit Wein, erzählte amüsanten Klatsch aus der Botschaft, sie lachte viel und leicht und riß Miss Baker und Humphrey mit sich fort.
«Wir werden bei unserer Feier noch einen Schritt weiter gehen und nicht abwaschen», gab Jackie bekannt, als sie sich vom Tisch erhoben. «Ich räume nur die Teller schnell in die Küche und lasse sie für Fenja stehen. Das arme Ding, sie denkt, ich bin böse mit ihr, weil ich ihr gesagt habe, sie soll nicht mehr kommen. Aber ich dachte, es bringt sie nur in Schwierigkeiten, wenn sie gesehen wird, wie sie in meine Wohnung geht und hinterher die Journalisten sie erwischen.»
Humphrey stellte plötzlich mit Erstaunen fest, daß Jackie auch rücksichtsvoll sein konnte. Miss Baker sah den beifälligen Blick, den er Jackie zuwarf, und fühlte sich ermutigt. Dann fiel ihr ein, daß ihr Flugzeug nach London am nächsten Morgen um neun Uhr flog, und sie seufzte. Miss Baker war vollkommen klar, daß die Spannungen zwischen Humphrey und Jackie ein - wenn vielleicht auch altmodisches - Symptom für etwas waren, das sich leicht zu einer lohnenden Sache entwickeln konnte. Daß beide nichts davon merkten, machte sie ungeduldig, obgleich ihre Blindheit sie auch wieder amüsierte. Beide waren Miss Baker ans Herz gewachsen. Sie brachte es einfach nicht fertig, nur toleranter Beobachter zu sein. Miss Baker war ihrer Sache noch nie so sicher gewesen, aber man gab ihr ja keine Chance, das zu beweisen. Sie machte einen letzten Versuch.
«Ich glaube, Sie sollten mit Humphrey ein bißchen an die frische Luft gehen», sagte sie zu Jackie, als diese den Kaffee brachte. «Er hat den ganzen Tag in der Wohnung gesessen, und es muß in der Nähe doch einen Park geben.»
«Aber wir können Sie nicht allein lassen», wandte Jackie ein. «Natürlich muß Humphrey an die frische Luft, aber das kann er doch auch allein tun.“
«Ich werde zurück zum Hotel laufen», sagte Humphrey.
«Ich möchte die Wohnung für ein
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