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Oma klopft im Kreml an

Oma klopft im Kreml an

Titel: Oma klopft im Kreml an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Telscombe
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paar Stunden für mich haben», sagte Miss Baker wild entschlossen. «Ich muß meinen Koffer packen, ein paar Briefe fertig schreiben und ein paar Sachen bügeln. Ich bin zu alt, um das alles in Hetze zu tun, ich muß für alles Zeit haben.»
    «Ich helfe Ihnen», bot ihr Jackie an.
    «Nein/nein. Ich mache es lieber allein. Sie unterhalten sich dann mit mir, und das lenkt mich zu sehr ab. Ich möchte vor der Reise auf jeden Fall viel Schlaf haben, also muß ich all diese Kleinigkeiten in den nächsten Stunden erledigen.»
    Jackie gab plötzlich nach. Sie hatte zu einer zweiten Privatunterhaltung mit Miss Baker keine Lust. Und mit Humphrey durch Moskaus Straßen zu wandern, konnte ja wohl kaum Schaden anrichten.
    «Also schön, gehen wir.» Weder sie noch Humphrey waren sehr begeistert.
    Miss Baker versprach feierlich, niemandem zu öffnen, solange Jackie fort war, nicht ans Telefon zu gehen, nicht abzuwaschen oder auf sie zu warten, wenn sie schon ins Bett gehen wollte. Unter diesen Bedingungen erklärte sich Jackie bereit, mit Humphrey die Wohnung zu verlassen. Er sah müde und abgekämpft aus, und ein Spaziergang würde ihm guttun.
    Sie wußte, daß sie Miss Baker damit eine Freude machte. Aber wenn sie noch einmal einen Blick zurückgeworfen und den Ausdruck in Miss Bakers Augen gesehen hätte, wäre sie nicht so schnell bereit gewesen, sich überreden zu lassen.

19

    «Einen Augenblick, Jackie. Ich möchte dir was sagen.»
    Stewart Ferguson war ihnen gefolgt und holte sie ein, als sie über den Hof gingen.
    «Hartnäckigkeit hat keinen Zweck, Stew. Du weißt ganz genau, daß ich dir nichts erzähle.»
    «Ich will ja gar nicht mit dir über Miss Baker reden», sagte Stewart, und seine Stimme klang plötzlich ernst. «Ich will über dich reden. Ich will dir sagen, wie leid es mir tut, daß du deinen Posten verloren hast.»
    Jackie blieb wie vom Donner gerührt stehen und drehte sich wütend nach Stewart um.
    «Wer hat dir das erzählt?»
    «Jetzt werd nicht gleich böse, Jackie. Du weißt doch, ich höre früher oder später alles, was in dieser Stadt vorgeht. Im übrigen war es die kleine June McGuire. Sie hat mich fast in Stücke gerissen, als ich heute nachmittag in der Botschaft anrief. Sie hat mir praktisch gesagt, daß alles meine Schuld sei, weil ich mit dieser blöden Geschichte angefangen habe. Der ganze Schreibsaal scheint in Tränen zu schwimmen. Und weil sie keinen anderen Sündenbock finden, haben sie mich genommen. Die werden mich in der Botschaft behandeln wie einen Hund, wenn du weg bist.»
    Jackie fing an zu lachen.
    «Das hätte ich mir auch gleich sagen können. Im Grunde denkst du nur an dich. Sieh mich nicht so traurig an. Ich werde June morgen sagen, daß du nichts damit zu tun hast. Das weiß ich sowieso. Ich bin ganz allein schuld, weil ich so ein Gschaftlhuber bin, und Sir Reginald war sehr nett. Aber ich sehe ein, daß es für die Botschaft untragbar ist, wenn ich nach dem allen bleibe, und für das Auswärtige Amt ist es das Nächstliegende, mich nach London zurückzuversetzen. Na ja, es ist alles ein scheußliches Durcheinander. Reden wir nicht mehr davon, Stew.»
    Aber Stewart hatte nicht die Absicht, es dabei bewenden zu lassen.
    «Du hast mich wieder mal völlig mißverstanden, Jackie. Es ist mir ganz gleich, was die Stenotypistinnen in der Botschaft von mir denken. Es ist mir ganz gleich, wenn sie mich nicht mehr zu ihren Parties einladen - die machen sowieso keinen Spaß mehr, wenn du weg bist. Nein, ich denke an dich. Ich weiß, wie gern du in der Botschaft gearbeitet hast und wie langweilig die Arbeit in London sein wird ...»
    «Ich bleibe nicht in London», sagte Jackie. «Wenn das Auswärtige Amt mich nicht wieder ins Ausland schickt, dann gehe ich in die Industrie.»
    «Ganz gewiß. Rede dir selbst ruhig ein, daß dir das gefallen wird. Aber mir brauchst du nichts vorzumachen, Jackie. Ich seh doch, wie dich das mitnimmt. Können wir denn nicht irgendwo hingehen und miteinander sprechen?» Sein Blick fiel auf Humphrey, der schweigend neben ihnen stand.
    «Hören Sie, können Sie uns nicht mal allein lassen? Ich habe etwas Privates mit Jackie zu besprechen.»
    «Nein», sagte Humphrey. «Wir wollen einen langen Spaziergang machen. Ich glaube, das ist besser als reden.»
    «Viel besser», sagte Jackie. «Geh ruhig wieder rauf, Stew. Ich bin ja noch ein paar Tage hier. Ich ruf dich an, bevor ich wegfahre.»
    «Jackie, ich meine es ernst. Am Telefon kann ich darüber nicht

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