Oma und Frieder - Sammelband
in einer Zirkusschule in Paris das Seiltanzen lernte. Inzwischen gehört sie zu den renommiertesten Autorinnen des deutschen Kinderbuchs. Ihre Bücher wurden in 24 Sprachen übersetzt, mehrfach ausgezeichnet und erfolgreich verfilmt.
Und wieder schreit der Frieder »Oma!«
Mit Illustrationen von Rotraut Susanne Berner
©1896 Forest Stewardship Council
Veröffentlicht im Carlseil Verlag
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Mit freundlicher Genehmigung des Sauerländer Verlages
Copyright © 1985 Sauerländer Verlag
Copyright © 2002 Patmos Verlag GmbH & Co. KG Sauerländer Verlag, Düsseldorf
Umschlagbild: Rotraut Susanne Berner
Umschlaggestaltung: Doris K. Künster, Britta Lembke Corporate Design Taschenbuch: Dörte Dosse
Druck und Bindung: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-551-37120-1
Printed in Germany
»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, ich mag dir mal eine Freude machen, jetzt gleich!« »Ja, lässt du mich gleich los, Rotzbub!«, zetert die Oma und schwenkt die Gießkanne. »Stör mich nicht, du siehst doch, dass ich schaff.« Die Oma steht im Garten und gießt ihr Blumenbeet. Die Tulpen, die Osterglocken und die Narzissen. Die Oma liebt die Blumen sehr, das weiß der Frieder. Unermüdlich zupft sie Unkraut, unermüdlich gießt sie. Und Frieder steht daneben und langweilt sich. »Oma«, schreit der Frieder und hüpft um die Oma herum. »Ich mag dir doch aber mal eine Freude machen, Oma!«
»Am meisten Freude machst du mir, wenn du mich schaffen lässt«, sagt die Oma und begießt ganz vorsichtig, ganz sorgsam drei rote Tulpen.
Das ärgert den Frieder. Sie sieht bloß die Tulpen! Ihn sieht sie nicht.
»Oma«, schreit er und stellt sich der Oma in den Weg. »Du, Oma, hast du die Blumen lieber als mich?«
»So ein Blödsinn«, sagt die Oma, schiebt den Frieder aus dem Weg, hebt die Gießkanne und gießt. Unermüdlich.
Frieder seufzt tief auf. Und probiert es noch einmal. »Oma«, jammert er, »Oma, jetzt sag doch endlich, was für eine Freude soll ich dir denn machen?«
»Aus dem Weg gehen und lieb sein«, sagt die Oma, »oder sitzt du jetzt auf deinen Ohren?« Und sie schwenkt die Gießkanne, dass drei Tropfen auf den Frieder fallen. Oder vier. »Mensch, Oma!«, plärrt der Frieder los und reibt empört seinen Kopf.
Die Oma hat ihn angegossen! So was! Er ist doch keine Tulpe! »Das kommt davon«, sagt die Oma ungerührt. »Wer nicht hören will, wird nass!«
Da verzieht sich der Frieder lieber. In die hinterste Gartenecke. Da hockt er sich hin und motzt. Da will er nun der Oma eine Freude machen, eine große. Und dann begießt sie ihn einfach! Wütend reibt Frieder am Kopf herum. Der ist schon trocken. Oder war nie nass. Frieder seufzt tief auf und beschließt, er macht der Oma trotzdem eine Freude. Da hat er jetzt grad Lust drauf. Bloß, was für eine Freude denn? Aus dem Weg gehen und lieb sein, hat die Oma gesagt. Aus dem Weg ist er doch sowieso, die Oma hat ihn ja weggeschoben. Lieb ist er auch sowieso. Lieb ist er immer. Das ist doch keine Freude. Eine Freude ist eine Überraschung. Er muss was tun, was die Oma ganz schrecklich überrascht und dann freut. Und schon fällt ihm was ein. Eine ganz tolle freudige Überraschung. Da wird die Oma aber staunen! Frieder schaut zur Oma rüber. Die steht an der Regentonne. Die Regentonne ist weit weg. Weit weg vom Blumenbeet. Frieder grinst und rennt los. Blitzgeschwind zum Blumenbeet.
Und da fängt er an Blumen zu pflücken. Blitzgeschwind. Tulpen, Osterglocken und Narzissen. Er macht jetzt einen Riesenblumenstrauß. Für die Oma. Blumen hat sie doch so gerne! Und Frieder rupft drauflos. Rupfen geht am schnellsten ... der Strauß wird riesengroß, Frieder kann ihn kaum halten. >Ein Riesenfreuden-blumenstrauß<, denkt er und schaut zur Oma rüber ... die steht noch immer und schöpft Wasser, aber jetzt, jetzt kommt sie ... ein Glück, der Strauß ist fertig. Alle Blumen sind gepflückt, alle. Das Beet ist ratzekahl ... Frieder hebt den Riesenblumenfreudenstrauß mit beiden Armen hoch und ruft der Oma entgegen: »Oma, schau, ich hab hier eine Freude! Für dich!«
Mit einem lauten »Ha!« lässt die Oma die Gießkanne fallen, die volle. Sie reibt sich die Augen und steht und starrt ...
»Da staunst du aber, gell, Oma?«, schreit der Frieder und rennt der Oma entgegen. Den Strauß, den großen, fest an sich gepresst.
»Nein!«, ächzt die Oma.
»Doch!«, jubelt der Frieder. »Die sind alle für dich. Freust du dich?« Er
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