Oma und Frieder - Sammelband
die Küche. Dort setzt sie es ab.
Sofort verkriecht sich der Frieder wieder und bleibt still hocken.
»Auspacken«, murmelt er nach einer Weile und wartet.
»Ach was«, sagt die Oma und hantiert schon wieder am Herd. »Ist doch noch nicht Weihnachten.
Erst an Weihnachten wird ausgepackt!« Und sie klappert mächtig am Herd herum.
Frieder horcht auf. Erst an Weihnachten will die Oma auspacken? Das dauert ja ewig! Da muss er ja noch viele Tage in dem Pappkarton hocken. Ihm wird ganz heiß.
»Oma«, fleht er dumpf hervor, »machs lieber jetzt!«
»Nix da«, sagt die Oma, »erst an Weihnachten, und dabei bleibts.« Aber dann murmelt sie laut vor sich hin: »Neugierig bin ich aber doch!«
Sie tastet am Karton herum, rüttelt ihn, klopft drauf, und Frieder kichert und wartet... und dann hebt sie endlich den Karton hoch und schreit erfreut auf: »Ja so was, der Bub ist ja drin!«
Frieder steht auf, heiß ist ihm und zerstrubbelt ist er auch, und er grinst die Oma an. »Da staunst du, gell?«
»Es geht«, sagt die Oma und fährt dem Frieder durchs Strubbeihaar. »Hab mir ja beinah schon so was gedacht!« Und sie gibt dem Frieder einen Schmatz auf die Backe, und dann zeigt sie auf den Tisch. »Ich glaub, heut ist ein richtiger Paket-Tag!«
Und wirklich, da steht ein Paket, ein kleines, in einem Karton und fest verschnürt.
»Für mich?«, fragt der Frieder und wird ganz aufgeregt. Die Oma nickt und Frieder stürzt sich auf das Paket und reißt an der Schnur und rupft am Papier. Auspacken ist das Allerschönste.
Als das Paket endlich aufist, da liegt ein Kuchen drin. Der, den die Oma vorhin gebacken hat.
»Mensch, Oma!«, lacht der Frieder. Und die Oma sagt stolz: »Da staunst du, gell?«
»Es geht«, grinst der Frieder. »Hab mir beinahe schon so was gedacht!«
Und dann sitzen Oma und Frieder am Küchentisch, essen Kuchen mit Rosinen drin und reden über ihre Pakete. Uber die, die sie heute bekommen haben.
Und dann haben beide Bauchweh. Weil der Kuchen noch so frisch war.
»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, wach auf! Du hast doch jetzt Geburtstag!« »Ja lässt du mich gleich los, Bub!«, zetert die Oma und dreht sich im Bett auf die andere Seite. »Weißt du denn, wie spät es ist? Grad fünf Uhr in der Früh! Da hat kein Mensch Geburtstag.« Sie macht die Augen wieder zu, zieht die Bettdecke über die Ohren und schnarcht los.
Frieder steht enttäuscht da. Die Oma schläft! Einfach so! Wo sie aber doch Geburtstag hat. Geburtstage muss man feiern. Das hat sie ja selber gesagt. Gestern. Und jetzt liegt sie da und schnarcht. An ihrem Geburtstag! So was!
Frieder seufzt tief auf und schleicht leise wieder in sein Zimmer. Da setzt er sich aufs Bett. Er kann nicht mehr schlafen, er nicht. Aber die Oma ... Blöd! Frieder muss wieder seufzen ... und dann hat er eine prima Idee. Er muss einfach was machen, damit die Oma aufwacht und feiert. Krach muss er machen, davon wacht die Oma immer auf. Aber dann ärgert sie sich auch. Am Geburtstag darf sie sich aber nicht ärgern ... Frieder überlegt. Und es fällt ihm ein: Singen muss er, schön laut. Singen ist kein Krach.
Er singt ein Geburtstagslied. Ein Oma-Ge-burtstagslied. Da wird sie sich aber freuen.
Frieder denkt nach, Frieder denkt lange nach ... und dann hat ers. Es geht ganz einfach. Es geht sogar superleicht. Frieder hüpft auf dem Bett auf und ab. Es ist ihm nämlich noch was eingefallen. Noch eine Geburtstagsüberraschung. Eine schöne. Beinahe so schön wie das Lied ist sie oder aber noch schöner. Frieder kichert vor sich hin. Leise, leise schlüpft er in die Küche, und nach einer Weile schlüpft er leise, leise wieder aus der Küche. Er saust in Omas Zimmer, reißt der Oma die Bettdecke weg und schreit: »Oma, jetzt ist aber endlich Geburtstag! Steh auf, schnell! Du darfst dir was wünschen!«
»Dann wünsch ich mir noch zwei Stunden Schlaf«, stöhnt die Oma und reibt sich die Augen. »Dann feiern wir, ja, Bub?«
»Nein, jetzt!«, brüllt der Frieder. »Jetzt will ich feiern. Weil ich doch Überraschungen hab. Für dich!« Er zieht das Kissen unter Omas Kopf weg. »Ich hab dir doch ein Lied gemacht, Oma«, schreit er in Omas Ohr, »ein Oma-Geburtstagslied!«
Und schon legt er los, so laut er kann. Mit dem Oma-Geburtstagslied. Es klingt wie »Alle meine Entchen, schwimmen auf dem See«, bloß anders. Frieder hält in der einen Hand Omas Bettdecke und in der anderen Omas Kopfkissen und singt in den höchsten Tönen: »Alle
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