Oma und Frieder - Sammelband
meine Omas, schwimmen im Kaffee, schwimmen im Kaffee, weil sie haben Geburtstag, und das tut nicht weh!«
Weil das so schön klingt, singt er gleich noch einmal und noch einmal, und die Oma sitzt steil im Bett und hält sich die Ohren zu. Mit einem Satz springt der Frieder auf sie drauf, knallt ihr einen Schmatz auf die Backe und ruft: »Ich gratulier auch schön! Soll ich noch mal singen?«
»Später«, murmelt die Oma matt und tastet nach ihrer Bettdecke.
»Dann musst du jetzt aufstehen«, sagt der Frieder, lässt Bettdecke und Kopfkissen auf den Boden fallen und zieht an der Oma. »Ich hab doch noch eine Überraschung für dich!«
»Noch eine«, murmelt die Oma, gähnt und seufzt und steigt aus dem Bett und tappt im Nachthemd hinter dem Frieder her. In die Küche.
Da bleibt sie stehen und reibt sich die Augen. »Da staunst du aber, gell?«, ruft der Frieder und strahlt. Die Oma staunt wirklich.
Der Frieder hat den Frühstückstisch gedeckt. Alles steht da, ganz ordentlich, auf dem Tisch. Müsli, Knäckebrot, Honig, Marmelade, Teller, Tassen, Löffel, Messer. Sogar Omas Kaffeekanne steht da. Aber Kaffee ist noch keiner drin.
»Ja, Bub«, staunt die Oma, und ihre Stimme klingt ganz gerührt. »Ja, Bub, das hast du alles alleine gemacht?«
»Ja klar«, jubelt der Frieder los. »Das kann ich schon lange. Bloß den Kaffee musst du selber kochen. Weil ich doch nicht zündeln darf.«
»Ja so«, nickt die Oma, »das ist brav.« Sie tappt zum Herd und Frieder rennt hinterher und zupft die Oma am Nachthemd. »Du, Oma, ich hab noch eine Überraschung! Ich bin heute dein Diener!
Den ganzen Geburtstag lang. Du brauchst bloß rufen und dann bring ich dir alles. Freust du dich?«, fragt er und macht eine tiefe Verbeugung. Beinahe bis zum Boden.
»Und wie«, grinst die Oma und setzt den Wasserkessel auf. »Einen Diener habe ich mir schon immer gewünscht. Ich dank auch schön!«
Frieder strahlt und verbeugt sich noch mal tief und dann sitzen Oma und Frieder um halb sechs in der Früh da und frühstücken.
Diener Frieder rührt der Oma den Kaffee um.
Diener Frieder füttert die Oma mit Müsli.
Diener Frieder streicht der Oma Honig aufs Knäckebrot. Und weil sie heute Oma-Geburtstagskind ist, kleckst er auch noch Marmelade drauf. Und nur ganz wenig geht daneben.
Oma-Geburtstagskind strahlt und kaut und gähnt und gibt dem Diener Frieder einen klebrigen Honig-Marmeladen-Schmatz. Und dann darf Oma-Geburtstagskind noch mal zwei Stunden schlafen. Weil sie sich das ja gewünscht hat. Diener Frieder deckt sie gut zu, hockt sich mucksmäuschenstill vor ihr Bett und bewacht den Oma-
Geburtstagsschlaf. Nur ab und zu singt er leise, aber wirklich leise, das Oma-Geburtstagslied.
Nach einer Weile singt die Oma mit, auch ganz leise, und dann schläft sie wieder ein bisschen und dann singt sie wieder ein bisschen. Und dann steht sie endlich auf.
Diener Frieder reißt die Tür weit auf und im Badezimmer drückt er ihr eine extra große Portion Zahnpasta auf die Zahnbürste. Während sich die Oma wäscht und gurgelt, stellt ihr Diener Frieder die Hausschlappen vor die Badezimmertür und holt auch noch ihre Schürze aus der Küche.
Dann kommt die Oma und dann frühstücken sie noch einmal von vorne. Weil jetzt richtige Frühstückszeit ist. Und dazu singen sie gemeinsam das Oma-Geburtstagslied. Beinahe zweistimmig.
»So einen Geburtstag könnte ich immer brauchen«, sagt die Oma und gießt dem Frieder Milch ein.
Frieder trinkt und Frieder gähnt. Und dann schläft Diener Frieder auf dem Küchenstuhl ein bisschen ein.Weil der Oma-Geburtstag so früh angefangen hat.
GUDRUN MEBS
UND WIEDER SCHREIT DER FRIEDER "OMA!"
Mit Bilder von Rotraut Susanne Berner
Sauerländer
Noch mehr Aufregung mit Frieder und Oma!
»Jede der Geschichten erzählt, wie Frieder drangeht, seine kindlichen Einfälle in die Tat umzusetzen ... Alle Fünfjährigen mögen das. Aber Frieder hat auch eine Oma, die darauf mit verblüffenden eigenen Ideen reagiert, so dass es immer Spaß
gibt, auch wenn zuvor etwas schiefgelaufen ist.« Süddeutsche Zeitung
»Ein Lieblings-Vorlesebuch, nicht nur für Omas und Enkel.« Stiftung Lesen
Mit Bildern von Rotraut Susanne Berner Ab 5 Jahren. 80 Seiten ISBN 978-3-7941-6139-3
www.sauerlaender-kinderbuch.de
Gudrun Mebs wurde 1944 in Frankfurt geboren. Als sehr schlechte Schülerin verließ sie das Gymnasium vor dem Abitur. Nach der Schauspielschule reiste sie mit einer Theatergruppe um die ganze Welt, bevor sie
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