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Oma und Frieder - Sammelband

Oma und Frieder - Sammelband

Titel: Oma und Frieder - Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Mebs
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drückt der Oma den Riesenstrauß in die Arme und hüpft aufgeregt um sie herum.
    Die Oma steht, den Strauß an ihren Busen gedrückt, und reißt die Augen weit auf, starrt auf den Strauß, starrt auf das Beet, das ratzekahle ... da wird dem Frieder plötzlich klar: Die Oma freut sich nicht. Kein bisschen. Das kann er deutlich sehen.
    Da stöhnt die Oma auch schon auf und zetert los: »Ja, bist du denn vom wilden Watz gebissen? Rupft der doch alle Blumen ab! Und grad das Beet hab ich jetzt gießen wollen!« Frieder schluckt. »Das brauchst du jetzt nicht mehr, Oma«, sagt er leise. Und da zetert die Oma erst richtig los: »Ich bin zwar eine alte Frau, aber blind bin ich nicht! Lausriger Blu-menrupfer, lausriger! Was hast du dir denn dabei gedacht? Das möcht ich doch mal wissen.« Grimmig schaut sie auf die Blumen und grim-

    mig schaut sie auf den Frieder. Der schluckt und schaut auf den Boden und schnieft und flüstert leise: »Wir pflanzen sie wieder ein, ja, Oma?« - »Ha!«, schreit die Oma auf und schüttelt empört den Blumenstrauß. Da merkt der Frieder schon selber, abgerissen ist abgerissen. Die Blumen wachsen nicht mehr an. »Wir pflanzen neue, ja, Oma?«, schluckt er und drei Tränen laufen aus seiner Nase raus. »Im nächsten Jahr«, sagt die Oma grimmig und Frieder lässt den Kopf tief hängen. Nächstes Jahr ist weit. Das dauert ja ewig. Und bis dahin ist Omas Blumenbeet ratzekahl leer. Da blüht nichts mehr ...
    Frieder heult laut auf, stürzt zur Oma, drückt sein Gesicht an ihre Schürze und schluchzt laut: »Ich hab dir doch bloß eine Freude machen wollen, Oma!« Und er heult der Oma die Schürze nass.
    »Das ging daneben«, sagt die Oma und seufzt tief. »Was geschehen ist, ist geschehen.« Sie nimmt den heulenden Frieder an die Hand und
    marschiert mit ihm zur Regentonne. Da stellt sie den Strauß mitten hinein. »Da schau«, sagt sie, »die Regentonne ist geschmückt. Die hat jetzt eine Freude. Und du putz dir die Nas'.«
    Frieder schnieft und putzt. Und Frieder schaut und staunt. Die Regentonne sieht schön aus. Wie eine Riesenblumenvase. Mit so viel Blumen drin. Rote und gelbe und weiße. Die nicken über ihren Rand. Schön sieht das aus! Sie stehen eine ganze Weile, die Oma und der Frieder, und beschauen die Regentonne, die geschmückte. Bis es dem Frieder langweilig wird. »Oma«, sagt er und zupft die Oma am Rock, »du, Oma, ich mach dir nie mehr eine Freude, ja? Ich geh jetzt spielen und lieb sein.« »Hoffentlich«, sagt die Oma und grinst und gibt ihm einen Schmatz auf die Backe. Und einen Klaps auf den Po.

»Oma«, schreit der Frieder und zupft an Omas Rock. »Oma, wann gehn wir denn endlich heim! Ich will fernsehen!«
    »Ja, lässt du mich gleich los, Rotzbub!«, zetert die Oma und harkt das Laub zu einem hohen Haufen zusammen. »Du siehst doch, dass ich schaff! Und außerdem, im Garten ist's viel schöner, und gesünder ist es auch, dass du's nur weißt!« »Fernsehen ist auch schön«, murrt der Frieder und kickt in Omas Laubhaufen. In den, den die Oma schon so schön hoch zusammengeharkt hat. »Rotzlöffel!«, schreit die Oma. »Das lässt du aber!« Und sie droht mit dem Rechen. Frieder lässt es und fragt wieder: »Oma, gehn wir dann bald? Es ist doch schon Abend!« »Abend ist es noch lange nicht«, sagt die Oma. »Wir gehn, wenn's regnet, und damit Schluss.«

    Und sie holt weit aus mit dem Rechen und harkt und recht das Laub zusammen. Häufelt es am Apfelbaum. Und harkt und recht wieder und ist sehr beschäftigt.
    Frieder seufzt tief auf. Er schaut zum Himmel. Grau ist der, von vorne bis hinten, aber regnen tut's nicht. Keinen Tropfen. Und dabei fängt sicher gleich das Kinderprogramm im Fernsehen an. Das, was er so gern sehen möchte. Aber die Oma will nicht, das hat er schon gemerkt.
    Die ist lieber im Garten und wurschtelt herum. Er ist ja auch ganz gerne im Garten. Aber grad jetzt, wo doch gleich das Kinderprogramm anfängt ... Frieder seufzt tief auf. Wenn's doch bloß regnen täte! Dann würde die Oma mit ihm nach Hause gehen. Ziemlich schnell. Weil Nasswerden so ungesund ist. Und Frieder seufzt ein drittes Mal. Er steht unterm Apfelbaum neben der Regentonne und seufzt und überlegt. Regnen müsste es. Und zwar sofort. Regnen ...
    Und da hat er die Idee! Wenn es nicht von selber regnen will, dann macht er eben Regen. Er selber! Und er weiß auch schon, wie! Frieder schaut zur Oma rüber. Die harkt am Weg unten, häufelt Laub und harkt es zum Apfelbaum hin und schaut

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