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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Bühne, richteten ihn mit großem Trara zum Publikum aus und brachten dann eine Art Rahmen herbei, von dem Digger vermutete, dass er Macao dazu dienen sollte, ihre Karten vorzustellen. Dann holten sie eine Rolle aus Leder und lehnten sie an den Sessel. Es folgten ein Tisch und eine brennende Öllampe. Als endlich alles zu ihrer Zufriedenheit arrangiert war, eilten sie wieder davon. Eine Glocke läutete. Im Publikum kehrte Stille ein, und ein Goompah in Rot und Gold trat vom Seiteneingang auf die Bühne. Er legte die Handflächen zusammen, das hiesige Äquivalent einer Verbeugung vor dem Publikum. Digger verpasste einen Teil seiner Ansprache, aber schließlich lief es so oder so auf etwas hinaus wie: Willkommen meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie unseren weit gereisten Gast, Macao Carista.
    Das Publikum pochte höflich auf jeder verfügbaren glatten Oberfläche herum, und Macao hielt Einzug. In Diggers Augen war sie von den übrigen weiblichen Goompahs kaum zu unterscheiden. Sie trug eine hellgelbe Bluse mit pludrigen Ärmeln. Grüne Hose. Und Lederstiefel. An ihrem Hals baumelte ein goldenes Medaillon an einem purpurfarbenen Band.
    »Nun«, sagte sie, »das sieht mir nach einem verzweifelten Häufchen aus.« Und schon waren sie hin und weg. Macao war offenbar gerade erst von einer langen Reise in den Norden zurückgekehrt. Durch die Wüste und den Dschungel, hinter dem es, wie sie sagte, wieder kühler wurde. Sie beehrte ihr Publikum mit Geschichten von dem mystischen Lyndaia, wo die Götter die ersten Goompahs ausgesetzt hatten; von angreifenden Boppos und dem fliegenden Groppe und einem riesigen Falloon, der ein halbes Dutzend schlangenartige Tentakel besaß und »wie wir alle wissen, erst im vergangenen Jahr ein großes Segelschiff auf den Meeresgrund gezogen hat«. Und schließlich sprach sie von Brissie, der Stadt am Rande der Ewigkeit. »Von ihren Türmen aus«, sagte sie, »kann man die Vergangenheit und die Zukunft sehen.« Sie sah eine Hand, die sich im Publikum hob. »Bitte sag uns deinen Namen.«
    »Telio. Was hast du gesehen, Macao?«
    »Willst du das wirklich wissen, Telio?«
    Der Fragesteller hatte ein entstelltes Ohr. Es war derselbe Telio, den sie vor einer scheinbar endlos langen Zeit auf der Isthmusstraße gesehen hatten.
    »Ja«, sagte er. »Erzähl es uns.«
    »Ihr müsst wissen, dass ich zuerst nach Westen, in die Vergangenheit geschaut habe. Aber was vergangen ist, ist vorbei, Telio. Es lohnt sich nicht, dorthin zu blicken.«
    »Aber was hast du gesehen?«
    »Nun…« Effektvolles Zögern. »Ich sah eine Welt, angefüllt mit leuchtenden Schiffen. Eine Welt, in der unsere Schiffe die See kreuzten und kein Teil von Intigo vor uns verborgen war. Eine Welt, in der Reisende (irgendwas) finden konnten, wohin sie auch wanderten.«
    Digger und Kellie hatten sich einen Platz außerhalb der Publikumsränge gesucht, befanden sich aber direkt neben der Bühne. Sie konnten alles sehen – Macao, Telio und die Reaktion des Publikums. Dave Collingdales Leute würden begeistert sein.
    »Orky«, sagte jemand im Publikum, eine weibliche Goompah. »Sie haben also die Meere gekreuzt – mit welchem Ziel?«
    »Oh, ja«, sagte Macao, »das ist die eigentliche Frage, nicht wahr?« Sie hatte bisher nicht auf ihrem Sessel Platz genommen und nutzte ihn lediglich als Stütze. Sie umkreiste ihn, schaute hinter ihm hervor und betrachtete ihr Publikum, oder sie lehnte sich an die Armlehne. Spielte mit dem erwartungsvollen Schweigen. »Was befindet sich eurer Meinung nach auf der anderen Seite des Meeres?«
    »Es gibt keine andere Seite«, sagte die Fragestellerin. »Das Meer ist unendlich. Es mag irgendwo noch andere Inseln geben, aber das Meer hat kein Ende.«
    »Wie viele von euch glauben das?«
    Etwa die Hälfte der Hände schoss empor. Vielleicht ein bisschen mehr als die Hälfte.
    Macao fixierte die Fragestellerin. »Die See ist (irgendwas)«, sagte sie. »Es endet nie. Das klingt nach einer Menge Wasser.«
    Orky gab ein gurgelndes Geräusch von sich, das unter den Goompahs als Lachen galt. Ein paar Zuhörer schlugen auf ihre Armlehnen. »Wenn die See ein Ende hat, wie sieht dieses Ende dann aus? Hört das Wasser einfach auf? Gibt es eine Stelle, an der man einfach runterfallen würde, wie Tayma behauptet?« Macao, sichtlich amüsiert, schwebte förmlich über die Bühne. »Das ist eine wahrlich interessante Frage, nicht wahr? Es scheint beinahe, als gäbe es keine befriedigende Antwort zu diesem Thema.« Sie

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