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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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richtete sich auf, rollte das Leder ab und zog eine Karte hervor, die sie auf den Rahmen heftete. Diese kartografische Darstellung war weit umfassender als die, die sie in der Bibliothek gesehen hatten, und die ausschließlich Karten von dem Gebiet auf und um den Isthmus zu bieten hatte. Macaos Karte zeigte die vereisten Gebiete im Süden und die Wüsten im Norden, beide korrekt dargestellt. Aber sie zeigte den westlichen Kontinent viel näher an, als er tatsächlich lag, und der große Kontinent, der ein paar Tausend Kilometer im Osten von einem Pol zum anderen reichte, fehlte vollständig.
    Dennoch versetzte die Karte Digger einen Schock. »Warte hier«, sagte er zu Kellie.
    »Was?«, flüsterte sie. »Wo willst du hin?«
    Da war er bereits auf der Bühne und schlich hinter Macao herum, bis er direkt vor der Karte stand. Sie erinnerte ihn an Karten aus dem 16. Jahrhundert, auf denen personifizierte Wolken in verschiedene Richtungen pusteten oder Wale Wasser spien. Aber hier gab es keine Wale und keine animierten Winde zu sehen. Dennoch war da etwas, das ganz wie die grafische Darstellung eines menschlichen Wesens aussah. Eines Mannes.
    Er befand sich am unteren Ende der Karte und ritt ein geflügeltes Rhinozeros.
    Die Zeichnung war nicht detailgenau genug, um die Figur sicher als menschliches Wesen zu identifizieren. Aber das Bild kam einem Menschen sehr nahe. Augen, Mund und Ohren waren kleiner als die eines Goompahs. Sie hatte hellbraune Haut und sah in seinen Augen deutlich besser aus als die Einheimischen. Die Kleidung entsprach dem üblichen Standard: ein weites Hemd und eine Hose. Und sie trug etwas bei sich, das aussah wie eine Harpune.
    »Das Traurige ist«, sagte Macao gerade, »dass wir nicht genau wissen, ob Orky Recht hat oder nicht. Wir wissen nicht, ob diese Karte korrekt ist oder nicht.« Ohne Vorwarnung ging sie in Diggers Richtung, und dieser musste sich beeilen, ihr aus dem Weg zu hasten. Diese verdammten Kreaturen waren schneller als sie aussahen.
    »Einer von uns«, sagte er zu Kellie.
    »Was?«
    »Auf der Karte.«
    Vor der Karte blieb Macao stehen und tat, als würde sie sie studieren, aber Digger und Kellie sahen, dass sie woanders hinsah, während sie ihre nächsten Worte überdachte. »Tatsächlich wissen wir nicht einmal, was hinter den Skatbrones liegt.« Den Begriff hatte Digger schon einmal gehört, und er vermutete, dass er für die Bergkette stand, die den nördlichen Kontinent gegen den Intigo abgrenzte.
    »Wir sind hier und unterhalten uns über alle möglichen merkwürdigen wilden Tiere, von denen ich einige tatsächlich gesehen habe, andere dagegen nicht. Aber niemand von euch weiß, was wahr ist und was Einbildung. Und ich sage euch, dass das kein akzeptabler Stand der Dinge sein kann.«
    »Es ist keine perfekte Darstellung«, fuhr Digger fort. »Die Arme sind zu lang, die Füße zu sehr wie die der Goompahs. Aber er sieht uns ziemlich ähnlich.«
    Auf dem Tisch neben Macao stand ein Becher mit Wasser und eine Öllampe. Nach Diggers Empfinden sah sie im Lichtschein recht gut aus. Große, bewegliche Ohren, biegsame Arme. In gewisser Weise niedlich, so wie vielleicht auch eine Giraffe niedlich sein kann. Mochten ihre Züge auch nicht gerade klassisch sein, so waren sie doch freundlich und warm.
    Ihre Augen glitten über ihn hinweg und schienen für einen atemberaubenden Augenblick zu verweilen. Als wüsste sie.
    Mehr Hände reckten sich hoch. Dem Besitzer einer dieser Hände erteilte sie das Wort.
    »Ich bin Koller. Es stimmt, wir können nicht weit sehen, Macao; aber es ist ruchlos, so zu sprechen, wie du es tust. Die Götter (irgendwas, irgendwas) diese Kreaturen nicht ohne Grund.«
    »Und wie sieht dieser Grund aus, Koller?«
    »Ich weiß es nicht. Aber wir sollten den Willen der Götter (irgendwas). Du kommst hierher und verbreitest wilde Geschichten, und ich frage mich, ob die Götter wohl lachen, wenn sie hören, was du zu sagen hast. Ich weiß nicht, ob ich noch länger in deiner Nähe sein möchte, obwohl wir alle doch wissen müssen, dass jeden Moment ein Blitz durch das Dach zucken kann.«
    Sie lächelte ihm zu. »Ich glaube, wir sind hier völlig sicher, Koller.«
    »Wirklich? Hast du dir den Himmel in letzter Zeit mal angesehen?« Und damit stand Koller auf, trat auf den Gang und verließ das Gebäude.
    »Nun«, sagte Macao, »ich hoffe, niemand (irgendwas, vielleicht ›verbrennt sich‹), wenn es so weit ist.«
    Von nervösem Gelächter hier und da abgesehen, herrschte

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