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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Schweigen im Publikum.
    »Die Sache ist die«, sagte Digger, »es sieht aus wie wir, aber nur fast. Und es sitzt auf einem dieser Rhinozerosse. Aber das Rhinozeros hat Flügel.«
    Sie musste sich selbst ein Bild machen. Als sie zurückkam, berührte sie ihn am Arm. »Der Tag, an dem sich eines dieser Viecher in die Luft erhebt, wird nie kommen«, bemerkte sie.
    »Genau darüber denke ich nach.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es ist offensichtlich ein Fabelwesen.«
    »Und du denkst…«
    »… dass der Typ, der wie wir aussieht, auch ein Fabelwesen ist.«
    »Hey«, protestierte sie, »er sieht aus wie du, nicht wie ich.«
    Die nächste logische Frage lautete: welche Art von Fabelwesen? Bedachte er, wie jeder einzelne Goompah, der einen Blick auf Digger hatte werfen können, in Panik geraten war, konnte er sich die Antwort ausmalen.
    »Ich bin in der Tat schon weit gereist«, erzählte Macao weiter. »Es gibt da draußen eine Menge seltsamer Dinge. Und hier drin auch.« Sie sprach leichthin, und das Publikum trampelte anerkennend. »Wenn ihr zur Vordertür dieses Gebäudes hinausgeht, euch nach links wendet und ein paar Hundert Schritte zurücklegt, gibt es da einen Park. Er heißt Binlo oder Boplo…«
    »Barlo«, sagte jemand in der dritten Reihe.
    Digger vermutete, dass sie das die ganze Zeit gewusst hatte. »Barlo.« Sie kostete das Wort auf der Zunge aus, wälzte es in ihrem Mund, lächelte und zog eine Münze aus dem Ärmel. »Nachher, wenn wir hier fertig sind und falls euer Weg euch durch den Barlo- Park führt, haltet eine Minute inne und bedenkt, dass dies die Welt ist, die wir kennen.« Sie hielt die Münze so, dass sie im Lampenschein aufblitzte. »Dieses kleine Stück Metall umfasst die ganze bekannte Welt. Die Welt, in der wir leben. Es ist der Isthmus und das Land bis hin zu den Skatbrones und die Sonnenaufgangsinseln und die Seeseite und die Windemeres und die Küste, soweit wir sie sehen können. Und im Süden bis zu den Himmelsbrechern. Bis zu jedem Ort, an den wir gegangen sind.« Scheinbar neugierig betrachtete sie die Münze. »Und der Park ist die Welt dahinter. Die große Finsternis, auf die wir kein Licht geworfen haben.
    Wir rühmen uns unserer Karten, und wir nennen uns (irgendwas). Wir geben vor, viel zu wissen. Aber die Wahrheit ist, dass wir uns lediglich um ein Lagerfeuer versammelt haben…« Sie hielt die Lampe hoch und sah den Schatten nach, die durch den Saal wanderten. »… das in einem sehr großen, sehr finsteren Wald brennt.« Sie drehte den Docht herunter, und die Flamme erlosch. »Ich kann nicht glauben, dass es eine unendliche Menge Wasser in der Welt gibt, aber vielleicht irre ich mich.« Jemand versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. »Nein«, sagte sie. »Lass mich meinen Gedanken zu Ende führen. Wir leben auf einer Insel des Lichts. Was sich in alle Richtungen um uns herum ausbreitet, ist nicht das Meer, sondern die Unwissenheit.« Wie durch Magie flammte die Lampe wieder auf. »Leute wie ich können mit den absurdesten Geschichten vor euch treten, und niemand weiß wirklich, was wahr ist und was nicht. Tatsächlich gibt es,trotz all der (irgendwas) einen Falloon, auch wenn er keine Schiffe verschluckt.« Sie trat an den Rand der Bühne und blickte hinaus auf ihr Publikum. »Soweit ich weiß.«
    Digger und Kellie schlichen vorsichtig um die Bühne herum, um sie besser sehen zu können.
    »Ich habe es mit eigenen Augen gesehen«, fuhr sie fort. »Aber wenn ich euch davon erzähle, denkt ihr, ich würde mir diese Geschichte nur ausdenken. Warum? Liegt das daran, dass ihr einen Beweis für das Gegenteil kennt? Oder daran, dass ihr von mir erwartet, euch Märchen zu erzählen?
    Jedes Jahr im Frühling feiern die Bürger von Brackel die Gründung ihrer Stadt. Kulnar, das natürlich um einige Hundertjahre älter ist, feiert seinen Gründungstag zur Wintersonnenwende.«
    Etliche Zuhörer hatten sich erhoben, um ihre Behauptung zurückzuweisen. Jemand warf ein Tuch in die Luft. Die Frage, welche Stadt älter war, war offensichtlich strittig, und für beide Behauptungen waren Fürsprecher zugegen.
    Macao ließ sie eine Weile gewähren, ehe sie das Publikum zur Ordnung rief. »In Wahrheit weiß niemand, welche Stadt älter ist. Aber das ist ohne Bedeutung.« Im Publikum kehrte wieder Stille ein. »Wie auch immer…«, fuhr sie effektvoll gedehnt fort, »… dass wir schon so lange hier sind und so wenig wissen, selbst über unsere eigene Geschichte, wirft ein schlechtes Licht auf

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