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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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seine Niederlage zu akzeptieren. Viel wahrscheinlicher war, dass er weitermachen wollte, dass er, falls dies nicht der Intigo war, einen Weg suchen würde, die Landmasse zu durchqueren, einen Fluss, eine Seenkette oder was auch immer. Gerüchten zufolge hatte er sogar bereits darüber nachgedacht, die Schiffe zurückzulassen und über Land zu reisen, um dann, wenn sie auf der anderen Seite wieder am Meer angelangt wären, neue Schiffe zu bauen. Falls es eine andere Seite gab.
    Das hatte zu Gerede geführt, demzufolge die Welt möglicherweise doch nicht aus einem unendlichen Meer mit der einen oder anderen Landmasse bestand und dass die Korbs nur deshalb auf diesen Gedanken verfallen waren, weil sie in der Nähe des Ozeans lebten. Ebenso gut könnte es sein, dass die Welt aus endlosem Land bestand, das nur hier und dort von Wasserflächen durchbrochen wurde. Wer konnte das wissen? Telio jedenfalls wusste, dass er bereit war, einen Fehlschlag einzugestehen und nach Hause zurückzukehren. Er hielt sich selbst für ebenso mutig wie alle anderen auch, aber er wusste auch, dass es, wenn die entsprechenden Beweise vorlagen, nur vernünftig war, angemessene Schlüsse zu ziehen und demgemäß zu handeln. Sich wie ein Idiot aufzuführen brachte niemanden weiter, und vor ihnen war der Weg nun einmal versperrt.
    Was ihn wieder zu Kapitän Krolley zurückbrachte.
    Der Gedanke an eine Meuterei kam ihm nie in den Sinn. So etwas wäre auf keinem Korbschiff je vorgekommen. Das lag nicht daran, dass Befehlshaber als unantastbar galten, sondern daran, dass ein Vertrag, der freiwillig eingegangen wurde, unabhängig von den Begleitumständen als heiliges Gut betrachtet wurde.
    Sie hatten ausreichend Wasser und Proviant an Bord, nachdem sie gerade vor ein paar Tagen ihre Vorräte aufgefüllt hatten. Das einzige Problem, vor dem sie derzeit standen, war die Tatsache, dass viele der Matrosen wie Telio genug von der weiten See hatten und sich nach Hause zurücksehnten.
    Telio vermisste Moorka, er vermisste all die Frauen seiner Genus, vermisste die Abende auf dem Boulevard in Gesellschaft seiner Brüder, vermisste seinen Sohn, der nun bald ein eigenes Kind haben würde.
    Dass es so sein würde, hatte er nicht erwartet. Er hatte damit gerechnet, ein Jahr unterwegs zu sein, aber er hatte gedacht, dass er während dieser Zeit immer weiter voran über das offene Meer segeln würde, statt die Nase in die unzähligen Buchten und Flüsse im Küstenverlauf einer großen Landmasse zu stecken. Moorka hatte ihn gebeten zu bleiben, aber er hatte ihr erklärt, dass er immer schon am Sonnenaufgang hatte vorübersegeln wollen, immer schon Teil jener großartigen Mission hatte sein wollen, über die die Leute ständig redeten, die sie jedoch nie auf die Beine zu stellen imstande schienen. Schon vor ein paar Jahren hatte er sich in diesem Bemühen einer Gruppe Gleichgesinnter angeschlossen, aber sie hatten es nie geschafft, das notwendige Kapital beizubringen. Und seither hatte er sein Leben damit verbracht, diese entgangene Gelegenheit zu bedauern.
    Nun gut, zumindest diese Albernheit hatte er nun überwunden. Wenn er nach Hause zurückkehrte, würde er dort bleiben, die Gegenwart seiner Familie genießen und nie wieder außer Sichtweite des Intigo segeln. Das Abenteurerleben würde er denen überlassen, die jung genug waren. Und dumm genug, danach zu streben.
    Er fragte sich, wie es Moorka wohl erging. Das war das Schlimmste von allem: weit draußen auf See und niemand in der Nähe, der ihm geholfen hätte, seine Begierde zu stillen. Keine leuchtenden Augen, die ihn des Nachts beobachteten, keine weiche Wange auf dem Kissen neben seinem. Das war eine widernatürliche Art zu leben, und es erinnerte ihn an die althergebrachte Denkweise, der zufolge die Götter den Korbs den Intigo unter der Maßgabe überlassen hatten, dass alles andere ein geheiligtes Reich war und die Korbs in dem ihnen zugewiesenen Landstrich zu bleiben hatten. Und damit sie diese Wahrheit nie vergaßen, hatten die Götter das Land abgeriegelt, mit Hitze im Norden, Eis im Süden und dem endlosen Meer auf beiden Seiten.
    Er blickte zum Himmel auf. Die Sonne schien strahlend hell, aber ein Sturm zog auf. Er konnte es am Wind riechen. Und er war beinahe dankbar dafür. Dunkle Wolken würden wenigstens das Ding am Nachthimmel vor seinen Augen verbergen. Beinahe jeder an Bord glaubte, diese nächtliche Erscheinung wäre eine Warnung an die Seeleute, eine Aufforderung, zurückzukehren. Die

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