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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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wegsperren müssen würde.
    Digger hatte nie herausgefunden, was das Besondere an Jack war. Er stammte aus dem Mittleren Westen Amerikas, ein stiller, aber engagierter Mann, der einen Doktortitel in Physik und Literatur hielt. Allerdings schien es kein Wissensgebiet zu geben, das er nicht wie ein Experte beherrschte, wenn er auch gern behauptete, von allem immer nur ein bisschen zu wissen. Mit allem vertraut, doch wissend um nichts.
    Ein Kommentar, der kaum unzutreffender sein konnte. Wo Digger gerade die Grundlagen kannte, konnte der Mann garantiert mit detaillierten Fakten aufwarten. Er war die einzige Person aus seinem Bekanntenkreis, die Radcliffes Gleichungen erklären, Paradise Lost zitieren, die Zusammenhänge von Platos Dialogen diskutieren, Mozart mit Bravour spielen und sich über die Geschichte von Quraqua auslassen konnte.
    Kellie liebte ihn, Digger empfand ihn oft als den Großvater, den er nie gekannt hatte, und Mark Stevens, der Pilot, der in den meisten Fällen das Versorgungsschiff flog, behauptete, der einzige Grund für ihn, diese Flüge zu unternehmen, sei die Möglichkeit, alle paar Monate ein paar Stunden mit Jack Markover zu verbringen.
    Das vierte Mitglied des Forschungsteams war Winnie Colgate. Winnie hatte zwei Ehen hinter sich gebracht. Beide waren laut Winnie im gegenseitigen Einvernehmen abgelaufen. Doch da war ein latenter Zorn, der andeutete, dass doch nicht alles so einvernehmlich verlaufen war. Und Digger argwöhnte, dass Winnie begriffsstutzig genug war, das ganze Spiel noch einmal auszuprobieren.
    Sie hatte ihre berufliche Karriere als Kosmologin begonnen und verkündete von Zeit zu Zeit, wie sehr sie bedauerte, dass sie nicht lange genug leben würde, um die Lösungen der größten Probleme mitzuerleben: ob es ein Multiversum gab, was den Urknall ausgelöst hatte, ob das alles einem bestimmten Zweck diente. Nach Diggers Ansicht schwebten sie alle in einem kosmischen Bingospiel; Jack konnte nicht glauben, dass Sterne und Menschen zufällig entstanden seien. Winnie gab sich aufgeschlossen und vorurteilslos, was bedeutete, dass sie ihre Meinung täglich änderte.
    Sie war blond, still und umgänglich. Es war kein Geheimnis, dass sie von Jack fasziniert war und ihn nur zu gern mit in ihr Bett genommen hätte, aber Jack gab sich in Bezug auf Sex eher puritanisch und war der Ansicht, dass man außerhalb einer Ehe lieber Verzicht üben sollte. Jedenfalls benahm er sich wie Kellie, war allem Anschein nach fest überzeugt, dass er seine Position als Missionsleiter in gewisser Weise gefährden würde, sollte er anfangen, mit seinem Stab ins Bett zu gehen.
    Digger wünschte, genau das würde geschehen, denn das hätte ihm die Sache mit Kellie leichter gemacht. Leider blieb Jack standhaft und respektierte Winnies Tugend auch gegen deren Willen.
     
    Jack Markover hatte sein halbes Berufsleben auf derartigen Missionen zugebracht und angefangen, die Weisheit seiner Berufswahl anzuzweifeln. Er hatte alles für die grandiose Chance gegeben, eines Tages dabei zu sein, wenn der erste Kontakt stattfände. Es hatte eine Zeit gegeben, in der das noch einfach erschienen war. Beinahe unausweichlich. Man musste nur da rausgehen und es tun. Aber das war während einer Ära des offenkundigen Optimismus gewesen, in der man noch geglaubt hatte, dass einfach jede Welt, auf der Leben möglich war, zwangsläufig ein Biosystem entwickeln musste, und dass überall dort, wo es ein Biosystem gab, irgendwann auch Stammeshäuptlinge und Mathematiklehrer auftauchen mussten. Sicher, die bewohnbaren Welten im Orbit benachbarter Sonnen waren steril gewesen, aber das schien nichts weiter als eine Laune der Natur zu sein.
    Nun fragte er sich, ob sie alle nicht einfach nur zu viel Science-Fiction gelesen hatten.
    Er kannte seine Reputation. Hi, Jack, irgendwelche grünen Männchen entdeckt? Nach den letzten beiden Missionen war er jedes Mal mit dem festen Entschluss, nicht wieder hinauszuziehen, nach Hause zurückgekehrt. Aber für ihn war dies wie der Gesang der Sirenen, das Gefühl, er könnte eine Mission zu früh aufgeben. Und so wusste er, dass, was immer dieses Mal geschehen würde, was immer er über den Rückzug nach Cape Cod denken mochte, er doch wieder losziehen und in neuen Welten stöbern würde. Immer in der Hoffnung auf das große Los.
    Im Verlauf des vergangenen Jahres hatten sie bis heute 79 Systeme angeflogen, die alle über stabile Sonnen verfügten.
    Festgesetzter Zweck der Mission war die reine

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