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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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überfällig

 
Kapitel 4
     
     
    An Bord der William B. Jenkins
    Dienstag, 25. Februar
     
    Von einer einzigen Person abgesehen, war das ganze Forschungsteam auf der Jenkins glücklich über die Umleitung. Die Tatsache, dass eine Omega in ein Planetensystem hineinsteuerte, konnte bedeuten, dass sie kurz davor standen, den Gral zu finden, eine lebendige außerirdische Zivilisation. Eine echte Zivilisation, etwas, das fremdartiger war als die Engel, die im Grunde nur präindustrielle Barbaren waren, oder die Nok, die industrialisierte Barbaren waren. Die Ausnahme war Digby Dunn, der sich der allgemeinen Hochstimmung normalerweise angeschlossen hätte. Aber Digby war in den Captain verliebt. Ihr Name war Kellie Collier, und Digbys Leidenschaft für sie war so stark wie unabänderlich.
    Alles in allem war es eine schmerzliche Erfahrung gewesen. Liebesbeziehungen haftet stets auch etwas Verdruss an; das ist einer der Aspekte, die sie zu lebensverändernden Wagnissen machen. Aber diese war besonders schwierig. Passagiere haben den Captain nicht anzurühren. Schlecht für die Moral und all das. Unmögliche Situation, Digger. Wir werden warten müssen, bis die Reise zu Ende ist. Hab Geduld, und alles wird gut.
    Und dann lächelte sie dieses großartige, gewinnende Lächeln, das umso verführerischer wirkte, da sie versuchte, es unpersönlich, freundlich, ja, verständnisvoll aussehen zu lassen. Sie würde ihren Job verlieren, hatte sie hinzugefügt, als er versucht hatte, sie umzustimmen.
    Sie waren auf dem Rückweg zur Station gewesen, als der Ruf sie erreichte. Wir haben eine Omega, die den Kurs geändert hat. Biegt links ab und findet raus, was da los ist. Seht nach, hinter was sie her ist.
    Und so hatte Digby, Anthropologe von Beruf, hier aber unterwegs als freiwilliger Mitarbeiter einer Forschungsmission, die Informationen über die hiesigen Sterne und Planetensysteme sammelte, vorgegeben, sich zu freuen, Gemeinplätze mit jedermann ausgetauscht und Kellie mit gepeinigten Blicken bedacht.
    »Tut mir Leid«, sagte sie zu ihm. »Aber das dauert nicht lang. Rein und raus, nachsehen, was da ist und zurück zur Broadside. Wir sprechen doch lediglich über ein paar weitere Wochen.«
    Sie war groß und schön, hatte weiche schwarze Haut und strahlende Augen, und sie ließ jede andere Frau in seinem Leben hoffnungslos langweilig aussehen. Ach ja, wie gern hätte er sie auf eine Expedition mitgenommen, um ein paar antike Kochtöpfe mit ihr auszugraben. Stattdessen fand er sich damit ab, sie gelegentlich zu berühren, was sie meist – aber nicht immer – mit strengem Tadel zurückwies. »Hab Geduld«, pflegte sie zu sagen. »Unsere Zeit wird schon noch kommen.«
    Die Jenkins war mehr als dreitausend Lichtjahre von der Erde entfernt und hielt den Rekord über die größte Entfernung zu ihrem Heimatplaneten. Vor beinahe einem Jahr hatten sie Broadside verlassen.Wie man es auch betrachtete, es war eine lange und einsame Reise, unterbrochen allein von den gelegentlichen Zusammentreffen mit einem Versorgungsschiff.
    Ein solches Zusammentreffen war stets etwas Besonderes. Innerhalb der Akademie hatte es Erwägungen gegeben, auf automatisierte Lieferungen umzustellen, die Sandwiches in einem Schiff zu schicken, das allein von der KI gesteuert wurde. Asquith hatte keinen Grund finden können, einen Captain mitzuschicken, der die Kosten deutlich erhöhte, und es war nicht leicht, sich eine Situation vorzustellen, in der menschliches Urteilsvermögen gefordert sein mochte. Aber jemand hatte offenbar begriffen, was es bedeutete, ein neues Gesicht zu sehen, wenn man weit draußen im Weltraum war.
    Jack Markover hatte sich in den Kampf gestürzt und mit Kündigung und einer Pressekonferenz für den Fall gedroht, dass die menschlichen Schiffsführer abgeschafft würden. Der Akademieleiter hatte nachgegeben und den Anschein erweckt, die Idee sei ohnehin nicht auf seinem Mist gewachsen, worauf die ganze Angelegenheit in aller Stille begraben wurde.
    Jack war der Leiter der Mission. Er war ein kleiner Mann mit einem Falkengesicht und einem Übermaß an Energie. Er liebte seine Arbeit und hätte nicht überlebt, wäre er gezwungen worden, seine Drohung in die Tat umzusetzen. Zwar redete er viel über den Ruhestand während jener öden Stunden, die die Jenkins im Hyperraum zubrachte, und diese Stunden waren lang und still. Aber Digger wusste, dass er nie kürzer treten würde, dass man ihn eines Tages von seiner Arbeit fortzerren und

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