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Omega

Omega

Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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machte es sich in einem der Lehnstühle bequem, korrigierte die Lage seiner langen Beine, korrigierte sein Lächeln, korrigierte seine Aura. »Ms Hutchins«, sagte er. »Wir sind besorgt wegen der Einheimischen auf Lookout.« Seine Lippen arbeiteten sich mühsam durch das Verb und die beiden Nomen. »Sagen Sie, ist das wirklich der Name dieses Ortes?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Seine einzige Kennzeichnung ist eine Nummer.«
    »Nun, wie es auch sein mag, wir sind besorgt.«
    »Genau wie wir, Reverend.«
    »Aber ja, natürlich. Wird es uns möglich sein, die Katastrophe abzuwenden?«
    »Vermutlich nicht. Wir werden es versuchen. Aber es sieht nicht so aus, als hätten wir eine echte Chance.«
    Er nickte, als wäre dies ein für Menschen gewöhnlicher und angemessener Zustand. »Wir bitten unsere Leute zu beten.«
    »Danke. Wir könnten ein bisschen göttlichen Beistand gut gebrauchen.«
    Er blickte auf und nickte wieder. »Ich frage mich, ob Sie je darüber nachgedacht haben, woher diese Wolken kommen. Wer sie geschickt hat.«
    Eine Gänsehaut rann über ihren Leib. Wer? Wie auch immer. Die Wahrheit lautete, dass kaum ein Tag vergangen war, an dem sie nicht darüber nachgedacht hatte. Immer wieder, seit jenem furchtbaren Nachmittag vor dreißig Jahren, als sie gesehen hatte, wie sich die erste Wolke in Delta gefressen und ihn in Stücke gerissen hatte, weil sie und Frank Carson und die anderen ein paar Vierecke in die Oberfläche geritzt hatten, um sie anzulocken. Und das Ding war wie ein Höllenhund über Delta hereingebrochen.
    »Viele gute Menschen wissen, was das zu bedeuten hat«, sagte er. »Sie haben die Wolken betrachtet und wissen genau, was geschieht.«
    »Und das wäre?«
    »Gott verliert die Geduld mit uns.«
    Hutch fiel dazu wenig ein, also beschränkte sie sich darauf, sich zu räuspern.
    »Ich weiß, wie das klingt, Priscilla, und ich muss gestehen, dass selbst ich kaum verstehe, wie Gott ein solches Objekt im Universum aussetzen konnte.«
    »Möglicherweise ist es nicht natürlich entstanden, Reverend.«
    »Ich nehme an, auch das ist möglich. Schwer vorstellbar, aber ich vermute, es könnte so sein. Ich bin kein Physiker, wissen Sie?« Den letzten Satz ließ er fallen, als wäre er leicht mit einem Physiker zu verwechseln. »Wenn Sie eine Antwort finden, so informieren Sie mich bitte. Ich kann Ihnen sagen, wofür ich es halte.«
    »Nur zu.«
    »Ein Test.«
    »Ein ziemlich harter Test.«
    »Das hat es schon früher gegeben.«
    Das wiederum konnte sie nicht abstreiten. Kriege, Hungersnöte, Holocausts. Das Leben konnte schon ziemlich hart sein. »Darf ich Sie fragen, wie ich Ihnen helfen kann, Reverend?«
    »Selbstverständlich.« Er ordnete seine Beine neu an und studierte sie, und ihr wurde klar, dass er überlegte, wie offen er ihr gegenüber sein konnte. »Sie sind kein Mensch des Glaubens, richtig?«
    Hutch wusste es nicht. Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie die Präsenz einer höheren Macht beinahe hatte fühlen können. Es hatte Zeiten gegeben, in denen die Lage so verzweifelt gewesen war, dass sie um Hilfe gebetet hatte. Die Tatsache, dass sie in diesem Büro saß, deutete zumindest die Möglichkeit an, dass ihre Gebete erhört worden waren. Aber vielleicht hatte sie auch einfach nur Glück gehabt. »Nein«, sagte sie nach einer Weile. »Für mich sieht die Welt ziemlich mechanistisch aus.«
    »Schön. Das ist vollkommen in Ordnung. Aber ich möchte, dass Sie für einen Moment darüber nachdenken, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, der glaubt, der wahrhaft glaubt, dass es einen Schöpfer gibt. Der bar jeden Zweifels glaubt, dass es ein göttliches Gericht gibt, dass wir alle eines Tages vor unseren Schöpfer treten und Rechenschaft über unser Leben ablegen müssen.« In seiner Stimme schwang kontrollierte Leidenschaft mit. »Stellen Sie sich vor, dieses Leben wäre nur ein Vorgeschmack dessen, was da kommen wird.« Er atmete tief durch. »Priscilla, wissen diese Kreaturen um Gott?«
    Für einen Moment dachte sie, er spräche von den Angestellten der Akademie. »Die Goompahs?«, fragte sie dann. »Wir haben bisher keine näheren Informationen über sie, Reverend.«
    Er blickte an ihr vorbei zum Fenster, starrte die Vorhänge an. »Sie stehen vor der Vernichtung, und vermutlich müssen sie auf den Trost verzichten, der in dem Wissen liegt, dass es einen liebenden Gott gibt.«
    »Sie könnten einwenden, dass sie, würde es einen liebenden Gott geben, nicht vor der Vernichtung

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