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Omega

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Titel: Omega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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stünden.«
    »Ja«, sagte er, »Sie müssen so denken.«
    Sie fragte sich, worauf das alles hinauslaufen sollte. »Reverend Christopher«, sagte sie, »es fällt mir schwer zu verstehen, was wir in Bezug auf ihre religiöse Überzeugung tun könnten.«
    »Denken Sie einen Moment darüber nach, Priscilla. Offensichtlich haben sie eine Seele. Wir können sie in ihren Bauwerken erkennen, in ihren Städten. Und diese Seelen sind in Gefahr.«
    »Momentan mache ich mir mehr Sorgen um ihre Körper, Reverend.«
    »Ja, gewiss.« Tonfall: Anteilnahme. »Aber wie Sie sicher verstehen, muss ich Sie darauf hinweisen, dass es weit mehr als die schlichte irdische Existenz zu verlieren gibt.«
    Sie widerstand der Versuchung, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass die Goompahs keine irdische Existenz kannten. »Natürlich verstehe ich das.«
    »Sie ist nur von kurzer Dauer.«
    »Nichtsdestotrotz…«
    »Ich möchte einige Missionare dorthin schicken. Solange noch Zeit dafür ist.« Seine Miene blieb ruhig und sachlich, als hätte er lediglich vorgeschlagen, ein paar Pizzen zu bestellen. »Ich weiß, dass Sie mit alldem nicht übereinstimmen, Priscilla. Aber ich muss Sie bitten, mir zu vertrauen.«
    »Das Protokoll lässt das nicht zu, Reverend.«
    »Wir haben es mit besonderen Umständen zu tun.«
    »Das ist wahr. Aber dafür gibt es keine besondere Bestimmung, und ich bin nicht autorisiert, das Protokoll außer Kraft zu setzen.«
    »Priscilla. Hutch. Man nennt Sie doch Hutch, nicht wahr?«
    »Meine Freunde tun das, ja.«
    »Hutch, ich bitte Sie, ein wenig Mut zu beweisen. Tun Sie das Richtige.« Er sah aus, als wollte er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. »Nötigenfalls genießen Sie die volle Unterstützung der Kirche.«
    Na, sicher. Das war genau das, was die Goompahs jetzt brauchten: die Androhung von Hölle und Verdammnis. »Es tut mir Leid, Reverend.« Sie erhob sich, um anzudeuten, dass das Gespräch beendet sei. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen.«
    Sichtlich enttäuscht stand er auf. »Vielleicht sollten Sie diese Angelegenheit noch einmal mit Michael besprechen.«
    »Ihm werden die Hände ebenso gebunden sein.«
    »Dann werde ich mich an eine höhere Instanz wenden müssen.« Sie war nicht ganz sicher, aber zumindest die Worte »höhere Instanz« schienen einen ganz besonderen Klang zu haben.
     
    Josh Keppler vertrat Island Specialties Inc., ein Großunternehmen in den Bereichen Kommunikation, Bankwesen, Unterhaltung und Einzelhandel. Und vermutlich noch auf einigen anderen Gebieten, an die sich Hutch im Augenblick nicht erinnern konnte.
    Jeder, der um eine Unterredung mit der Direktorin der Einsatzleitung ersuchte, war aufgefordert, sein Anliegen offen und unter Angabe des geschäftlichen Hintergrunds darzulegen. Sie nahm an, dass der Akademieleiter ebenso verfuhr, doch falls dem so war, so hatte er ihr dennoch keine entsprechende Information zukommen lassen. Der Tag wurde allmählich arg lang, und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Keppler irgendetwas zu sagen hätte, das sie interessieren könnte.
    »Modeschmuck«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Die Goompahs tragen einen Haufen Modeschmuck. Sieht ziemlich gut aus. Beinahe altägyptisch.«
    »Es tut mir Leid, ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Der Originalschmuck würde unter Sammlern einen enormen Wert darstellen.«
    »Warum? Was die Nok tragen, interessiert auch niemanden.«
    »Weil niemand die Nok mag. Aber die Leute lieben die Goompahs. Zumindest werden sie das, wenn wir unsere Kampagne starten. Und außerdem werden die Goompahs ausgelöscht. Das fördert eine gewisse Nostalgie. All diese Dinge werden sich sofort in wertvolle Reliquien verwandeln.«
    Keppler trug ein weißes Jacket und eine Freizeithose, und er hatte einen Schnurrbart – Gesichtsbehaarung kam nach langer Zeit allmählich wieder in Mode –, der ihm ganz und gar nicht stand. Dazu eng stehende dunkle Augen, sauberer Mittelscheitel und ein gezwungenes Lächeln. Alles in allem sah er aus wie ein inkompetenter Hochstapler. Oder ein arg verhinderter Schwerenöter. Na, Lust, mich heute Nacht in meinem Quartier zu besuchen, Schätzchen?
    »Also will Island Specialties…«
    »Wir wollen ein Schiff hinschicken. Es wird in etwa einer Woche aufbrechen. Keine Sorge, wir werden vorsichtig sein und uns im Hintergrund halten.« Er trug einen Aktenordner bei sich, den er nun öffnete und vor ihr ablegte. »Dies ist die offizielle Bekanntmachung, wie sie vom Gesetz

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