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Omertà - Die ganze Geschichte der Mafia: Camorra, Cosa Nostra und ´Ndrangheta (German Edition)

Omertà - Die ganze Geschichte der Mafia: Camorra, Cosa Nostra und ´Ndrangheta (German Edition)

Titel: Omertà - Die ganze Geschichte der Mafia: Camorra, Cosa Nostra und ´Ndrangheta (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Dickie
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schwarze Verkäufe von Karten für die Spiele von Napoli; es beinhaltete die Massenproduktion gefälschter Markenkleidung, Diebstahl und Drogenhandel im großen Stil; und es beinhaltete eine erschreckende Gewalttätigkeit. Als Lovigino oder »Eisauge« sich 2002 schließlich als Kronzeuge zur Verfügung stellte, gestand er den Mord an einem NCO -Killer namens Giacomo Frattini. Frattinis frisches Aussehen brachte ihm den Spitznamen
Bambulella
ein – »Puppengesicht« –, obwohl sein ganzer Körper von Knasttattoos übersät war. Die NF hatte lange darüber nachgedacht, wie ihm beizukommen wäre. Eine Idee war, ihn vor dem Palast des »Professors«, am Abhang des Vesuvs, zu kreuzigen. Im Januar 1982 lockte ihn schließlich ein Hinrichtungskommando in eine Falle, folterte ihn und beauftragte dann einen befreundeten Metzger, ihm Kopf und Hände abzuschlagen und das Herz herauszuschneiden. Seine zerstückelte Leiche deponierte man, auf mehrere Plastiktüten verteilt, in einem Fiat  500  Belvedere unweit der Piazza Carlo  III . In einer nahegelegenen Telefonzelle wurde das Bekennerschreiben einer imaginären linksgerichteten Terrorgruppe hinterlegt: Der Tote wurde darin als »Knastvollstrecker« geschmäht, als Knecht eines »irren, zuckerkranken Fanatikers« – womit Raffaele Cutolo gemeint war, der »Professor«.
     
    Mit Geld um sich zu werfen, wie es die Giulianos taten, war nie der einzige Ausdruck krimineller Autorität in Neapel. Historisch gesehen beheimatet das Gebiet im Norden der Stadt eine stillere Sorte Camorristi, die sich ebenfalls der
Nuova Famiglia
anschließen würde.
    Marano ist ein kleines landwirtschaftliches Zentrum, das schon lange als Hochburg der Camorra gilt. 1955 erschoss der Sohn des früheren Bürgermeisters der Stadt, Gaetano Orlando, den großen Pasquale, den »Kartoffelpreispräsidenten«. In den 1970 ern und 1980 ern galten Gaetano Orlandos Neffen Lorenzo, Gaetano, Angelo und Ciro Nuvoletta als die mächtigsten Kriminellen Kampaniens. Sie wurden während der Blütezeit des Tabakschmuggels in die Cosa Nostra eingeführt. Ihr Bauernhof, der von Bäumen geschützt auf einem Hügel vor der Stadt stand, war während des Krieges zwischen der NCO und der NF der Schauplatz aller wichtigen Treffen.
    Die Nuvolettas bevorzugten das unauffällige Erscheinungsbild ihrer Brüder in der Cosa Nostra. Ihr Reichtum war gewaltig, und wie viele kriminelle Vermögen in diesem Teil Kampaniens der vergangenen hundert Jahre war er teils auf legale, teils auf illegale Weise erworben worden. Der Clan verdiente sowohl am Bauwesen als auch am Schmuggel, an Grundbesitz, an Erpressung, an der Landwirtschaft wie an Betrügereien. Der sizilianische Heroinzwischenhändler Gaspare Mutolo alias »Mister Champagne« wurde auf dem Hof der Nuvolettas in die Cosa Nostra eingeführt. Er sah ihren Reichtum mit eigenen Augen: Sie besaßen riesige Legebatterien, weil sie den Auftrag hatten, sämtliche Militärkasernen in Neapel zu ernähren. So hatten Camorristi aus dem ländlichen Umland selbst während des neuen Reichtums der 1970 er Jahre wie eh und je die Lebensmittelversorgung der Stadt unter ihrer Kontrolle.
    Diese Kombination aus legalen und illegalen Einkünften erklärt, warum sich die Nuvolettas lieber bedeckt hielten. Trotz ihres Wohlstands waren sie so unauffällig, dass die Carabinieri im Dezember 1979 , als sie den Corleoneser Mafioso Leoluca Bagarella im Besitz eines Fotos festnahmen, auf dem ein Geschäftsmann mit graumeliertem schwarzen Haar zu sehen war, Monate brauchten, um ihn als Lorenzo Nuvoletta zu identifizieren. Kein Wunder also, dass Lorenzo Nuvoletta zum
capomandamento
der drei kampanischen Familien der Cosa Nostra bestimmt wurde, dessen Aufgabe darin bestand, in der Palermer Kommission die neapolitanischen Interessen zu vertreten, und zwar über seinen wichtigsten Kontaktmann, Michele Greco, genannt der »Papst«.
    Die
Nuova Famiglia
spiegelte demnach die traditionelle Vielfalt des organisierten Verbrechens in Neapel und Kampanien. Und diese Vielfalt erklärt auch, warum es ganz danach aussah, als würden die Gräuel weitergehen, ohne dass jemals eine Seite siegen würde.
    Katastrophenwirtschaft
    Giuseppe Tornatores 1986 entstandener Film
Il camorrista
ist ein weitschweifiges Gangstermelodram mit Stärken und Schwächen, basierend auf dem Werdegang des »Professors« Raffaele Cutolo. Der Film zeigt die beschönigten Glanzpunkte in der Geschichte der
Nuova Camorra Organizzata
, und sein wehmütiger

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