Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
die erste Träne die Wange hinunter lief, wusste ich, dass sie Calimero ebenfalls hören konnte.
»Was denkt er? Raus damit?«
»Gerade hat er darüber nachgedacht, wie lecker doch das Fruchtwasser schmeckt«, sagte Elias.
»Aaahaha«, quietschte Ana und klatschte dabei in die Hände. »Er übt seine Hände auf und zu zumachen.« Sie wischte sich die Wangen mit dem Ärmel sauber.
»Spannendes Leben«, grummelte ich etwas traurig, weil ich ihn nicht hören konnte und strich über die Babykugel. Plötzlich hämmerte jemand an unsere Wohnungstür.
»Papa«, sagte Ana, während Elias aufstand. Roman sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Nein, eher ein ganzes Heer von Geistern … oder die apokalyptischen Reiter.
»Macht den Fernseher an«, bellte er mir und Ana entgegen. Zum Glück reagierte seine Tochter schneller als ich und ich brauchte nur noch gebannt auf die Mattscheibe zu starren. Der Nachrichtensprecher sprach gerade von irgendwelchen Unruhen in einem, wie es aussah, afrikanischen Land. Leider hatten wir den Anfang verpasst.
»Und?«, fragte Elias etwas genervt.
»Wartet, es kommt gleich!«
Mittlerweile hatten sich eine Menge Vampire in unserer Wohnung versammelt und ich streckte meine Hand nach Elias aus. Was auch immer da kam, es schien die Raubtiere in ihnen in Aufruhr zu versetzen und ich wollte meinen Mann an meiner Seite wissen.
»Eine Impfung gegen Vampirbisse«, weckte der Nachrichtensprecher meine Aufmerksamkeit. »Forscher haben ein Mittel gefunden, welches unser Blut so verändert, dass ein Biss für einen Vampir tödlich enden kann. Für Menschen ist die Substanz aber vollkommen ungefährlich. Eine Art Silber wird in hoher Dosis injiziert und schützt ungefähr ein Jahr lang vor Vampirbissen. Die Regierung erhofft sich, dass die Zahl der Übergriffe von Vampiren auf Menschen so drastisch reduziert werden kann.« Man sah nun ein Labor, wo ein Prof. Dr. Irgendwie die chemische Zusammensetzung erklärte. Die Szene wechselte in einen Behandlungsraum, wo ein kleines Mädchen mit blonden Locken von eben diesem Arzt, dessen Stimme man noch im Hintergrund hörte, geimpft wurde.
»Nun müssen die Vampire fragen, bevor sie dich beißen«, scherzte er mit dem kleinen Mädchen, welches daraufhin lachend ihre Zahnlücke zeigte.
»Ich finde das gut«, keifte eine alte Dame mit Hut auf der Straße und hob drohend ihren Regenschirm in die Kamera, »die können ja nicht machen, was die wollen. Wenn jemand sich beißen lassen will, bitteschön! Aber nicht ich.« Wieder war der Nachrichtensprecher zu sehen, der lachend seine Blätter ordnete.
»Zu erhalten ist die Impfung ab Montag bei ihrem Hausarzt. Kommen wir nun zum Wetter.«
Ana knipste den Fernseher aus und sah geschockt zu ihrem Bruder. Es war totenstill, niemand fauchte oder knurrte. Pures Entsetzen und das Gefühl, einen Tritt in die Weichteile bekommen zu haben, lagen in der Luft.
»Scheiße, die lassen uns verhungern«, flüsterte einer unserer Wachleute geistesabwesend.
»Elias.« Roman kniete sich zu seinem Sohn. »Du musst heute noch zu deinen Untertanen sprechen! Diese Nachricht wird sie zu Tode verängstigt haben.« Bei einem Vampir konnte das ein ungewolltes Blutbad bedeuten. Ich ergriff Elias knochige Hand.
»Wir haben genug geredet, jetzt müssen wir handeln«, sagte ich entschlossen.
KAPITEL 4
Wäre ich eine Zeichentrickfigur gewesen, dann hätte mein Kinn am Boden gehangen und eine lange Zunge hätte sich aus meinem Mund herausgerollt.
»Heiliges Frikadellenbrötchen«, staunte ich und versuchte nicht zu sabbern, als Elias in einem hellgrauen Anzug mit schwarzem Hemd aus dem Ankleidezimmer kam. Ich hatte ihm das Teil selber gekauft, aber in meiner Fantasie hatte es nicht annähernd so gut ausgesehen wie am lebenden Objekt. Seine dunklen Amethystaugen funkelten mich verwundert an. Komplimente waren ihm meist unangenehm, also versuchte ich mit meinen Augen auszudrücken, was ich dachte, und schmiss mich in meinem wunderschönen Umstandskleid (mit einer total süßen Schleife unter der Brust) auf das Bett und streckte die Arme nach ihm aus.
»Nimm mich … jetzt!«, scherzte ich lachend. »Gib mir Tiernamen, leg mich übers Knie … nur tu was!«
»Miriam, soll ich Dr. Bruhns rufen?«, fragte Elias in aller Seelenruhe und steckte die Hände in die Taschen seiner Hose.
»Nein«, grummelte ich und setzte mich wieder auf, »lieber einen Gigolo.«
Er lachte mich mit einem etwas verzweifelten Gesichtsausdruck an. Aus
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