Omnia vincit amor - Liebe besiegt alles
Sie sehen, ist er heil.«
Ein paar Leute im Publikum fielen in mein Lachen ein, die meisten räusperten sich allerdings nur reserviert.
»Es sind nicht nur die Vampire, die ihr alten Vorstellungen loslassen müssen – und wenn selbst meine Großmutter das geschafft hat, dann kann es jeder.«
Elias schien sich an seiner eigenen Spucke verschluckt zu haben und lachte.
»Entschuldigen Sie«, sagte er, als er sich wieder gefangen hatte, »aber den Witz haben nur Eingeweihte verstanden.«
»Insiderwitz, um es auf Denglisch zu sagen.«
Elias sah mich fragend an.
»Eine Mischung aus Deutsch und Englisch«, erklärte ich und er nickte, während er lachend den Kopf über mich schüttelte. Ich atmete erleichtert durch und sah ins Publikum.
»Sie können jetzt mit ihren Fragen beginnen.«
Roman trat zwischen uns und rief jemanden auf.
»Was uns schon seit der ersten Minute interessiert«, sagte eine Frau mittleren Alters mit einem Stift im Dutt und einem recht hübschen dunkelblauen Hosenanzug, »wie genau läuft dieser Biss ab?« Sie setzte das Wort Biss mit ihren Fingern in Gänsefüßchen, als ob es sich nicht wirklich um einen Biss handeln würde.
»Wenn meine Frau es erlaubt, bin ich gerne bereit es Ihnen einmal zu zeigen.«
Mein Herz rutschte mir in die Hose. In die Unterhose um genau zu sein, denn ich hatte ja ein Kleid an. Mir war bewusst, dass Elias mich zum ersten Mal hypnotisieren würde. Er hatte es mal versucht, aber ich war ihm auf die Schliche gekommen, bevor er es vollenden konnte. Dieses Mal musste ich ihn machen lassen, weil der Biss sonst wehtun und ich mein Gesicht verziehen würde. Ich nickte ihm tapfer zu. Vor dem Biss hatte ich keine Angst, aber vor der Hypnose sehr wohl. Die Kontrolle zu verlieren war mir sehr unangenehm. Elias kam zu mir herüber und nahm meinen Arm.
»Sie müssen wissen, dass wir den Menschen normalerweise hypnotisieren, bevor wir ihn beißen, damit er keine Schmerzen hat. Meine Frau wünscht aber, stets vollkommen bei Sinnen zu sein und ich respektiere ihren Wunsch.«
»Danke«, seufzte ich erleichtert und sah in die Kameras. »So doll tut es gar nicht weh. Es ist ein Scherz verglichen mit dem Bohren beim Zahnarzt.«
Einige lachten, andere starrten einfach nur gebannt auf Elias, der seine Fänge zur vollen Länge hatte ausfahren lassen. Ein Bild, welches die meisten Menschen noch nicht gesehen hatten.
»Nehmen Sie nicht den Hals?«, fragte die Frau in dem blauen Kostüm und hob dabei einen Stift in die Luft, als müsse sie sich wie damals in der Schule melden.
»Nein«, zischte Elias durch die Fänge. »Am Hals trinken wir nur in trauter Zweisamkeit bei unseren Partnern. Sie wünschen aber zu sehen, was wir mit einem fremden Menschen tun würden, nicht wahr?«
Sie nickte und Elias hob meinen Arm an. Ich schloss die Augen und entspannte mich. Wenn ich mich verkrampfte, es nur hässliche, blaue Flecke geben. Als ich Elias‘ kalten Atem auf meiner Haut spürte, musste ich zwangsläufig tief einatmen. Nachdem seine Zähne durch meine Haut gedrungen waren, traute ich mich wieder meine Augen zu öffnen und sah in erstaunte Gesichter, während mir ein Blitzlichtgewitter entgegendonnerte. Elias hielt meinen Arm liebevoll und sanft in seinen dünnen, kühlen Fingern. Er sog dreimal an mir und leckte dann die Wunde sauber. Stolz präsentierte er der Kamera wenige Sekunden später, dass nichts mehr von dem Biss zu sehen war. »Das war es schon«, verkündete er und küsste die Stelle, an der er mich gebissen hatte. »Danke, mein Engel.«
Ich konnte nur lächeln und legte meinen Arm wieder um meinen Bauch. Die Hände der Reporter schossen hoch und alle riefen durcheinander. Roman wählte wieder einen aus. Dieses Mal war es ein Mann, schätzungsweise Mitte fünfzig, in einem hässlichen Karohemd und brauner Cordhose.
»Ich wüsste gerne von der Königin, was es für ein Gefühl ist, gebissen zu werden?«
»Das beantworte ich Ihnen gerne«, trällerte ich fröhlich, »allerdings werde ich nicht darauf eingehen, was ich fühle, wenn mein Mann dies tut.« Ich grinste, wie auch viele andere Frauen im Raum. »Ohne Hypnose tut es am Anfang etwas weh. Aber nur für eine Sekunde, denn dann fließt der Vampirspeichel in die Wunde und nimmt den Schmerz.« Es sei denn der Vampir ist tierisch hungrig und saugte wie ein Wilder an einem. Diese Tatsache verschwieg ich vorsichtshalber geschickt. »Danach fühlt man nur das Saugen. Es ist nicht anders, wie wenn einem ein Mensch am Unterarm
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