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Ondragon - Menschenhunger

Ondragon - Menschenhunger

Titel: Ondragon - Menschenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strohmeyer Anette
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Beschreibung der Austreibung des Wendigo-Geistes aus dem Körper des Trappers Alan Parker nur noch leere Seiten und ganz am Schluss ein seltsames französisches Gedicht:

    De la glace
    De la neige
    La forêt
    Sois sur tes gardes,
    lorsqu‘elle arrive.
    La peur dévore ton coeur
    Tu sens ton corps refroidi.
    Il est insatiable, l‘esprit de la forêt isolée.
    Insatiable comme la peur.
    Le Wendigo
    Affamé,
    glacé.
    Le Mal éternel.

    Aber es war in einer völlig anderen, viel ungelenkeren Schrift hinzugefügt worden und stellte nichts dar, was den Fall Momo Parker abmildern könnte.
    „So, jetzt muss ich aber wirklich zurück in die Lodge“, sagte Ondragon gähnend. „Draußen wird es schon hell.“ Er sah aus dem Fenster, wo sich die ersten Silhouetten der Bäume aus dem undurchdringlichen Schwarz der Nacht schälten. „Ich muss mich beeilen, bevor noch jemand merkt, dass ich weg war.“
    „Aber wir haben Momo doch noch gar nicht geheilt. Das Buch sagt uns doch, wie es geht. Wir brauchen nur noch die Zutaten.“
    Ondragon legte ihm eine Hand auf die schmale Schulter. „Pete, ich befürchte, wir werden deinen Bruder nicht heilen können. Erst recht nicht mit diesem vollkommen verrückten Ritual, das Stafford in dem Buch beschreibt. Das ist lebensgefährlich und kann gar nicht klappen. Es ist reiner Aberglaube, weiter nichts. Damals haben die Menschen an solch einen Unsinn geglaubt.“
    „Aber wenn es doch funktioniert hat! Das schreibt doch der Stafford. Dieser Alan Parker wurde geheilt!“
    Ondragon seufzte. Wie sollte er dem Jungen klarmachen, dass das, was 1835 noch als plausible Behandlung angesehen wurde, nicht für 2009 galt. Er sah dem Hillbilly in die geröteten Augen. „Ich habe dir das mit der Wendigo Psychose doch erklärt. Dein Bruder ist krank im Geiste, und das ist nicht heilbar, zumindest kann ich das nicht kurieren. Nur ein erfahrener Therapeut kann da vielleicht was ausrichten.“
    „Dr. Arthur hat Momo doch behandelt, und der ist ein guter Arzt! Wenn er Momo nicht helfen konnte, dann können es andere Ärzte auch nicht.“ Trotzig verschränkte der Kofferjunge die Arme vor der Brust.
    „Wie soll ich es dir erklären, Pete. Dr. Arthur hat deinen Bruder nur benutzt, um Erkenntnisse für seine Forschungen zu erlangen.“
    „Was für Forschungen?“
    „Über die Kannibalen. Dein Bruder ist doch sozusagen … ein Kannibale, und das interessiert Dr. Arthur eben - nicht aber, wie er ihn heilen könnte.“
    Eine einzelne Träne stahl sich aus Petes Silberblick und rann die Wange herunter. „Aber warum? Warum will Dr. Arthur ihn nicht heilen?“ Offensichtlich schien er nicht zu verstehen, welchen Ehrgeiz den berühmten Psychotherapeuten antrieb.
    „Ich gehe jetzt, Pete. Versuch zu schlafen, ja? Wir sehen uns morgen.“ Ondragon stand auf und schüttelte seine Beine aus, die vom langen Sitzen kribbelten. Auch der hämmernde Kopfschmerz stellte sich wieder ein, als hätte er seine Pause beendet und mache sich jetzt wieder an die Arbeit an irgendeinem gigantischen Ambos in irgendeinem dunklen Keller. Als er an der Tür war, hörte er Pete mit düsterer Stimme sagen: „Dann mache ich es eben selbst, wenn Sie mir nicht helfen wollen! Ich werde das schon hinbekommen.“
    Ondragon drehte sich um und trat ein paar schnelle Schritte auf den Hillbilly zu. „Das tust du nicht! Hörst du!“, warnte er ihn mit erhobenem Zeigefinger. „Das, was da im Buch steht, ist Quatsch, verstanden! Es ist gefährlich. Es könnte deinen Bruder umbringen! Und das willst du doch nicht, oder?“
    „Ich will ihn heilen!“ Pete wich mit seinem Blick dem Zeigefinger vor seinem Gesicht aus, indem er sich hinlegte und seine Decke über die Schultern zog. Ondragon kam sich vor, als rede er mit einem uneinsichtigen Kind.
    „Pete! Ich beschwöre dich. Lass es sein! Ich werde mich um Momo kümmern, wenn ich mit Dr. Arthur gesprochen habe. Versprich mir, dass du vorher nichts tust!“
    „Hmmm“, brummte der Hillbilly. Es klang nicht gerade wie ein Einverständnis.
    „Komm, schlag ein!“ Ondragon hielt ihm eine Hand hin, aber erst nach einer weiteren Ermunterung folgte Pete seiner Aufforderung und boxte lustlos gegen seine Handfläche.
    „Gut so. Wenn alles vorbei ist, nehme ich euch beide in meinem Mustang mit. Dann machen wir eine kleine Vergnügungsfahrt, in Ordnung?“ Dass es sich dabei höchstwahrscheinlich um einen Trip nach Nett Lake auf die Polizeiwache handeln würde, ahnten die beiden natürlich nicht. Und

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