Ondragon - Menschenhunger
los.“
„Also, ich habe die Vermieterin von Bates ausfindig gemacht, Mrs. Perkins, und ihr das Foto von ihm gezeigt. Sie sagte mir - dies ist mir allerdings erst nach langem Hin und Her gelungen -, dass der Mann sich als Bill Murray ausgegeben habe und in der Cedar Creek Lodge angestellt gewesen sei, deshalb habe er auch nicht über seine Arbeit sprechen dürfen, denn die Regeln in der Lodge seien strikt.“
„ Bill Murray ? Und das ist ihr nicht irgendwie merkwürdig vorgekommen?“
„Nö. Was erwartest du von diesen Hinterwäldlern? Jedenfalls sagte Mrs. Perkins, Murray/ Bates sei ein ruhiger und unauffälliger Mieter gewesen. Drei Monate habe er bei ihr gewohnt und sei dann von einen Tag auf den anderen verschwunden.“
„Wann war das?“
„Irgendwann im März dieses Jahres, warte Mal.“
Ondragon hörte, wie seine Assistentin in ihrem Notizheft blätterte.
„ Ah soooo , da hab ich es. Am 15.03.2009 stand plötzlich ein Mann vor der Haustür von Mrs. Perkins und sagte ihr, dass ihr Mieter von der Lodge gefeuert worden sei und nicht mehr wiederkomme.“
„Wie hat der Mann ausgesehen?“
„Blond, mittelgroß, sonst nichts Auffälliges.“
„Orchid?“
„Kann schon sein. Der Mann hat auch nach den Sachen von Murray/ Bates gefragt, die er in der Wohnung zurückgelassen hatte, doch Mrs. Perkins ist eine Hundertprozentige, sie hat nichts rausgegeben. Hat alles noch in einem Karton auf ihrem Dachboden.“
„Lass mich raten, dir wollte sie die Sachen auch nicht zeigen?“
„ Hai . Aber sie hat einen sehr tiefen Schlaf.“
Ondragon musste grinsen. „Du bist bei ihr eingestiegen.“
„Ganz leise. War auch nicht schwer. Diese Landeier hier verschließen noch nicht einmal nachts ihre Türen.“ Jetzt war es Charlize, die am anderen Ende des Telefons lachte. Ondragon liebte dieses Lachen. Und es machte ihm deutlich, wie sehr er seine Arbeit und sein Büro in L.A. vermisste.
„Ich habe mir den Kram in der Kiste angesehen. Zuerst fand ich nichts Besonderes, nur Klamotten und Hygieneartikel und so’n Zeugs. Aber da waren auch ein dutzend Schuhkartons mit diesen Gesundheitsschuhen darin, weiß du, die mit der komischen runden Sohle.“
Bei diesem Wort klingelte es bei Ondragon. Verschwommen sah er ein Paar abgetragene Schuhe vor sich.
„Ich habe alles durchwühlt, auch die Kartons, und in einem bin ich fündig geworden. In einem der Schuhe war unter der Einlegesohle ein kleiner USB-Stick versteckt. Ich habe ihn mitgenommen und mit meinem Notebook ausgelesen. Und nun rate mal, was ich gefunden habe?“
„Dass Bates kein Physiotherapeut war?“
„Genau. Er war Privatdetektiv, angestellt bei einer kleinen Detektei in St. Louis und er hieß mit richtigem Namen Simon Ricks. Aber er arbeitete vermutlich auf eigene Rechnung. Das heißt, er war ganz allein einem Skandal auf der Spur, von dem er niemandem etwas erzählt hat, nicht einmal seinem Boss. Einem Skandal, der sich von London über Rochester in Minnesota, bis hier nach Orr, oder besser gesagt, bis zur Cedar Creek Lodge verfolgen lässt. Ricks hat viel Aufwand betrieben, seine Ermittlungen sind bis 2007 zurückdatiert, da hat er wohl seine Jagd begonnen, war sogar in England und hat dort recherchiert. Wenn die Informationen wasserdicht sind, dann sind sie ganz schön viel Geld wert, vorausgesetzt, er wollte die Person, die er im Visier hatte, damit erpressen.“
„Dr. Jonathan Aaron Arthur.“
„Wieder richtig! Du bist doch ganz gut drauf, Chef. Sicher ist, dass Ricks in einer Menge schmutziger Wäsche rumgewühlt hat, und es wäre kein Wunder, wenn man ihn deshalb aus dem Weg geräumt hätte. Das würde zumindest erklären, warum er verschwunden ist. Ich habe nämlich mit seinem Boss in St. Louis gesprochen. Der erzählte mir, dass Ricks schon länger zweigleisig gefahren ist, und man kurz davor gewesen sei, ihn rauszuschmeißen. Doch dann kam Ricks Kündigung per Fax. Er hat nicht mal seine Sachen aus dem Büro geholt. Das war Ende des letzten Jahres.“
„Da war für ihn wahrscheinlich klar, dass er den Jackpot geknackt hatte.“
„Sieht so aus.“
„Ich werde Dr. Arthur noch heute zur Rede stellen. Dann ist es vorbei mit seiner kleinen Forschungsfarm hier.“
„Forschungsfarm?“
„Ja, er hält sich hier ein paar Kannibalen und beobachtet ihr Verhalten in situ sozusagen. Das heißt, er hält sie in keinster Weise davon ab, sich ihren Gelüsten hinzugeben. Genau das müsste Bates/ Ricks doch auch rausgefunden haben. Dr.
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