Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
entfernt hatte, blickte er auf eine dunkle, leicht gewölbte Oberfläche mit kopfgroßen Ausbuchtungen. Hastig holte er seinen Notizblock hervor und blätterte im Licht der Stirnlampe darin herum. Als er das Bild gefunden hatte, zeigte er es Achille. Es war die grobe Zeichnung von Teslas Wardenclyffe Tower. Die pockenartige Beschaffenheit der Kupferkuppel war unverkennbar die gleiche wie die hier zu ihren Füßen!
Achille hob einen Daumen in die Höhe und Ondragon grinste breit. Sie hatten tatsächlich den Turm gefunden! Jetzt mussten sie nur noch versuchen hineinzugelangen. Ondragon griff nach der Spitzhacke. Das Kupferblech der Kuppel konnte nicht allzu dick sein. Obwohl es ihm leid tat, die gleichmäßig modellierte Oberfläche zu zerstören, schlug er schließlich zu. Es gab ein splitterndes Knirschen, als die Spitze der Hacke in das weiche Buntmetall eindrang. Das Kupfer quietschte, als er das Werkzeug wieder heraushebelte und an anderer Stelle erneut hineintrieb. Auf diese Weise entstand nach einer Weile ein Kreis aus aneinandergereihten Löchern, den sie am Ende wie einen Schild nach innen drücken konnten. Dahinter gähnte ihnen Schwärze entgegen. Ondragon leuchtete in die Kuppel und stieß einen überraschten Laut aus.
„Wahnsinn! Sieh dir das an!“, sagte er zu Achille und zeigte mit der Lampe in die Öffnung. Myriaden von kleinen Lichtern leuchteten zurück wie bei einer riesigen Discokugel! Es waren kleine konkave Spiegelflächen aus Glas, die das Licht von Ondragons Lampe reflektierten und den Eindruck eines unendlichen Sternengewölbes vermittelten. Aus einem Loch im Boden der Kuppel ragten unzählige Drähte, die sich wie das Geäst eines Baumes in alle Richtungen erstreckten.
Wie erstarrte Blitze, dachte Ondragon und drehte sich zu Achille um. „Ich gehe allein rein. Du wartest hier und hältst Wache. Wir benutzen die Funkgeräte, um in Kontakt zu bleiben. Ich schaue mich da drinnen mal ein wenig um und komme dann zurück. Mal sehen, was Schuch und Kammler hier zurückgelassen haben!“ Ondragon überprüfte seine Ausrüstung und kroch mit den Beinen voran durch die scharfkantige Öffnung.
Drinnen hangelte er sich langsam auf den durchscheinenden Boden hinab und ging gebückt einmal um das Loch in der Mitte herum, aus dem der mächtige Drahtbaum ragte. Die einzelnen Fasern führten zu den spiegelnden Flächen im Kuppeldach. Beeindruckt wandte Ondragon den Kopf. Das war tatsächlich Teslas Wunderapparat!
Das Kribbeln in seinen Nervenbahnen verstärkte sich und in seiner Blutbahn warf die Euphorie regelrecht Blasen. Sie hatten den Schatz gefunden! Über sechzig Jahre hatte er hier in der Wüste gelegen und niemand hatte ihn entdeckt. Und nun stand er hier! Das Gefühl war so überragend, das es Ondragon fast aus den Schuhen warf. In diesen Moment wusste er, warum er seinen Job liebte.
Getragen von einer Woge aus Glückseligkeit ging er den gewölbten Boden ab, bis er eine Luke fand. Mit beiden Händen zog er sie auf und spähte nach unten. Wie in einem mittelalterlichen Wehrturm führte eine Wendeltreppe aus Stahl in die undurchdringliche Finsternis hinab. Ondragon trat probeweise auf die erste Stufe, beugte sich über das wackelige Geländer und leuchtete in das düstere Zentrum. Seine Augen weiteten sich vor Erstaunen, als der Lichtschein auf ein hohes, mit etlichen Drahtwindungen umwickeltes Kupferrohr fiel. Es ragte in der Mitte des Turmes auf und aus seiner Spitze wuchs der dicke Drahtstrang, der oben durch das Loch in der Kuppel verschwand. Das musste eine gigantische Spule sein, dachte Ondragon fasziniert und streckte eine Hand aus, weil er meinte, Wärme spüren zu können. Ging sie von dem riesigen Rohr aus? Merkwürdig. Die Spule konnte doch wohl kaum in Betrieb gewesen sein. Vielleicht war es auch nur eine Sinnestäuschung. Hier drinnen war es eh viel wärmer als draußen. Er bückte sich und hob eine Schraube von der Treppe auf. Lauschend ließ er sie in die Tiefe fallen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis das Metallstück aufschlug und ein helles Klirren von sich gab. Dort unten befand sich noch mehr Metall. Und vielleicht auch die geheime Fracht der Junkers!
Vorsichtig nahm Ondragon eine rostige Stufe nach der anderen, die sich spiralförmig nach unten bewegten. Dabei stellte er fest, dass die Wände des Turmes achteckig waren wie auf der Zeichnung von Teslas Architekten. Je tiefer er kam, desto höher ragte die riesenhafte Spule neben ihm auf. Gänsehaut überkam ihm. Er war
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