Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
tatsächlich der Turm ist, sollten wir uns so schnell wie möglich auf den Weg machen, bevor uns noch jemand dazwischenfunkt.“
„Meinst du mit jemand Monsieur Noire oder die da?“
Ondragon sah zu Malin und Pelle hinüber, die vor ihrem Zelt ein Feuer entfacht hatten. „Nein, die beiden haben, was sie wollen. Die werden uns nicht weiter behelligen und erst morgen früh die Zelte abbrechen, um ihr weißes Dromedar zu fangen. Komm mit.“ Er zog Achille in den Schatten der verunglückten Cessna, damit sie ungestört ihre Exkursion besprechen konnten. Neben einem möglichen Widersacher gab es noch ein weiteres Argument für einen raschen Aufbruch. Den Vorteil der Nacht. Denn solange es dunkel war, wären sie vor neugierigen Blicken geschützt.
„Ich hoffe, dass wir mit unseren beschränkten Ausgrabungsmitteln bis zu dem Turm vordringen können“, sagte Ondragon. Er stieg in den Laderaum der Cessna und sah das Equipment durch. „Wie’s aussieht, haben wir nur eine Schaufel und eine Spitzhacke.“
„Bah! Ich hab noch was viel Besseres! Zur Not sprengen wir uns den Weg mit meinen kleinen Freunden hier frei!“ Grinsend jonglierte Achille mit drei Handgranaten.
„Ich denke, wir sollten vorerst keinen unnötigen Lärm verursachen“, beschied Ondragon mit strenger Miene. Er wusste, dass der Franzose auch diesmal nicht scherzte. „Leg die Dinger weg!“
„Und was ist, wenn das dort im Sand nicht der Turm ist?“, fragte Achille.
„Dann benutze ich die Handgranaten!“ Ondragon grinste, wurde aber schnell wieder ernst. „So, und jetzt pack schnell alles zusammen und vergiss die Lampen nicht.“
„Alles klar, Chef. Aber sag mal, hast du was dagegen, wenn ich später, nachdem wir die Tour hinter uns gebracht haben, mal zu den beiden Süßen rübergehe? Ich hab da so eine Ahnung, dass die Frau mich anhimmelt. Vielleicht lässt sie mich ja mal ran.“
Ondragon warf Achille einen bösen Blick zu. „Du behältst deine illegalen Finger schön bei dir, verstanden?“
Achille hob empört die Brauen, dann machte sich ein unverfrorenes Lächeln auf seinem bärtigen Gesicht breit und er zeigte mit einem Finger auf Ondragon. „Hab ich‘s mir doch gedacht. Die Mademoiselle ist deine Perle! Wegen ihr wolltest du den Tipp mit dem romantischen Restaurant in Casablanca haben. Und, hat‘s funktioniert?“ Lachend winkte er ab. „Ach, natürlich hat es das. Das tut es immer.“ Er kicherte wie ein kleines Kind, und Ondragon wandte sich genervt ab. Der verrückte Franzose ging ihm manchmal echt auf den Keks.
Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, suchte er mit gezielten Handgriffen alles zusammen, was sie für ihre Ausgrabung noch brauchen würden. Viel konnten sie eh nicht mitnehmen, da sie zu Fuß gehen mussten.
Wenig später waren sie bereit und traten hinter der Cessna hervor. Es war kühl geworden und der Feuerschein aus dem anderen Camp leuchtete einladend. Auch wenn er sonst keine sentimentale Ader hatte, wollte Ondragon sich doch von Malin verabschieden. Schließlich wusste er nicht, ob sie bis zum Morgengrauen wieder hier sein würden.
Die Ausrüstung auf den Rücken geschnallt, ging er mit Achille zu ihr und Pelle hinüber. Als sie in den Lichtschein des Lagerfeuers traten, sah Malin auf. Ein Lächeln erschien auf ihrem gebräunten Gesicht und ihre Augen leuchteten. Sie erhob sich und kam mit einer einladenden Geste auf sie zu. „Hallo, ihr zwei, kommt und nehmt Platz! Wir reden gerade darüber, wie sehr du uns geholfen hast, Paul.“
Ondragon lächelte verlegen. „Sorry, aber wir brechen jetzt auf.“
Ihre Augen weiteten sich. „Jetzt? Mitten in der Nacht?“
„Nur der frühe Vogel fängt den Wurm“, sagte er mit einem schiefen Grinsen.
„Aber die zweite Maus bekommt den Käse!“, ergänzte Malin. „Wir werden uns erst kurz vor Sonnenaufgang aus dem Staub machen. Wir wollen die Dromedare aus der Luft orten und uns dann einen nähergelegenen Landeplatz suchen. Wenn es mir gelingt, ein Tier einzufangen, dann können wir diese trostlose Gegend schon morgen wieder verlassen.“
„Und wo geht’s dann mit der teuren Fracht hin? Direkt in die Emirate?“, erkundigte sich Ondragon höflicherweise.
„Nein, erst mal zurück nach Casablanca, wo das Tier in Quarantäne kommt. Ein paar Wochen später geht es dann weiter. Den Transport übernehmen allerdings andere. Aber wahrscheinlich wird mein Auftraggeber es sich nicht nehmen lassen und das Tier in Casablanca schon mal in Augenschein nehmen wollen.
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