Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
und bilden ein einziges großes Ziel. Mit Sicherheit werde ich eines treffen und dann können wir die Herde morgen bei Tageslicht mit dem Peilsender suchen.“
Ondragon war über diesen Plan nicht verwundert; schließlich war nicht anzunehmen gewesen, dass sie das Dromedar bei Nacht ins Flugzeug beamen würden. Gespannt beobachtete er, wie Malin scheinbar auf gut Glück mehrmals in die Nacht hinaus feuerte. Er sah, wie sich auf dem Bildschirm einige rote Punkte aus dem großen Fleck lösten und sich von ihm wegbewegten. Dann blieben sie stehen.
„Das zeigt, dass ich mindestens ein Tier erwischt habe“, sagte Malin. Sie packte das Gewehr zur Seite und schloss die Schiebeöffnung. „Wenn sie getroffen werden, erschrecken sie sich und laufen von den anderen fort.“
Ondragon war sich noch immer nicht ganz sicher, ob diese Jagdmethode den internationalen Tierschutzbestimmungen entsprach, freute sich aber für Malin, da sie ganz in ihrem Jagdfieber aufzugehen schien. Natürlich wusste auch er, wie es sich anfühlte, so kurz vor dem Ziel zu sein.
Pelle Knatte schwenkte mit der Grand Caravan ab und sie überließen die Dromedare wieder sich selbst.
„Und wo sollen wir jetzt für Sie suchen, Mr. Ondragon?“, fragte Malin gutgelaunt über Funk.
„Wenn wir parallel zu dem Bergzug fliegen könnten, wäre das ganz toll.“
„Nur toll oder großartig?“, erkundigte sie sich und drehte sich zu ihm um. Im schwachen Licht der Fluginstrumente glänzten ihre Augen spitzbübisch.
Ondragon lächelte und wies Pelle an, parallel zu den Bergrücken zu fliegen. Doch es tauchte kein roter oder vielleicht auch nur gelber Punkt auf dem Monitor auf, und am Ende der Berge ließ Ondragon Pelle die Maschine wenden, um 500 Meter versetzt zum vorherigen Kurs zurückzufliegen.
Doch der Monitor blieb dunkel.
Ondragon geriet ins Grübeln. War die Kuppel unter dem Sand schon zu kalt geworden für die Infrarot-Erfassung? Hatten sie zu viel Zeit damit vertrödelt, diese Scheißdromedare zu suchen? Oder – und das war der schlimmere Gedanke – gab es den Turm dort unten gar nicht?
Mit jeder erfolglosen Schleife, die sie flogen, spürte Ondragon, wie seine Motivation dem Nullpunkt entgegensackte. Ohne dass er etwas dagegen tun konnte, überkam ihn eine dumpfe Resignation. Es war sinnlos, dachte er. Alles, was sie hier taten, war vollkommen sinnlos. Sie würden den Turm niemals finden. Er lehnte sich vor und wollte Malin zu verstehen geben, dass sie abdrehen konnten, da wandte sie sich zu ihm um und sagte: „Da ist etwas!“
Angestrengt blickte Ondragon auf den Bildschirm, konnte aber nur eine diffuse Wolke aus etwas hellerem Blau erkennen, die sich von dem dunklen Hintergrund abhob. Im nächsten Moment war sie verschwunden, weil das Flugzeug darüber hinweg war.
„Ich würde das gern noch mal sehen“, sagte Ondragon. „Können wir noch eine Runde fliegen?“
Pelle nickte, und als wenige Minuten darauf die kaum wahrnehmbare Wolke erneut auf dem Bildschirm erschien, beugte sich Malin vor und legte ihre Fingerspitzen darauf, so als könne sie die verborgene Wärmequelle dadurch besser erfühlen. „Hm, da ist etwas. Es sendet nur ganz minimal Wärme aus.“
„Könnte es das sein, wonach ich suche“, fragte Ondragon unverfänglich, doch sein Inneres bebte vor Anspannung.
„Schon möglich. Es könnte aber auch sein, dass die Beschaffenheit des Sandes dort eine andere ist und dadurch mehr Wärme speichert.“
Egal, dachte Ondragon, es war der einzige Anhaltspunkt. „Schnell, die Koordinaten“, verlangte er und tippte mit nervösen Fingern die Zahlen in das GPS ein, die Pelle ihm nannte. Das Ergebnis war eindeutig; wenn das dort unten tatsächlich die Kuppel des Turmes sein sollte, dann hatte Schuch sich in seinen Aufzeichnungen mächtig vertan und sie folglich an der falschen Stelle gesucht. Der Turm stand wesentlich näher bei den Bergen.
„Okay“, sagte er zu Malin. „Das sollte reichen. Wir können zum Camp zurückfliegen.“ Ondragon schaltete das GPS aus und konnte es kaum bis zur Landung abwarten. Waren sie ihrem Ziel nahe? Oder würden sie wieder nur erfolglos im Sand herumstochern?
59. Kapitel
02. Juni 2011
in der Wüste nachts
Nachdem sie mithilfe der Leuchtfeuer zielsicher auf der Piste gelandet waren, eilte Ondragon unverzüglich zu Achille und berichtete ihm, was sie gefunden hatten.
„Wenigstens etwas“, sagte der Franzose und strich sich über das Kinn. „Wollen wir gleich hin?“
„Wenn es
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