Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
Frage von Minuten oder gar Sekunden war, bis auch sie hochgehen würden. Nach und nach oder alle auf einmal, das war dabei egal. In den Gängen und Höhlen war mit Sicherheit so viel Sprengstoff gelagert, dass damit der ganze Berg in Schutt und Asche gelegt werden konnte.
Als hätten diese Gedanken einen der unsichtbaren Zünder ausgelöst, explodierte ohne Vorwarnung das nächste Fass – zum Glück am anderen Ende der Halle. Mit einem lauten Krachen schossen glühende Phosphorbrocken wie Lavabomben durch die Luft. Ondragon hechtete unter einen schützenden Vorsprung und wartete, bis der tödliche Regen niedergegangen war. Weißer Qualm breitete sich aus. Giftige Phosphordämpfe! Hastig zog sich Ondragon sein Hemd aus und band es sich vor Mund und Nase. Er musste hier schnellstens raus! Mit brennenden Augen sah er sich um. Wo ging es zum Ausgang? In diesem Labyrinth war das unmöglich zu sagen. Seine einzige Chance war, denselben Weg rauszugehen, den er auch reingekommen war. Aber wo war der?
Ist doch scheißegal! Lauf los, wenn du nicht ersticken oder von einer der Bomben zerfetzt werden willst! Ondragon gab sich einen Ruck und rannte los. Dabei wich er mehr oder weniger geschickt den brennenden Brocken auf der Erde aus. Er hörte, wie hinter ihm weitere der Röhren zerplatzten und der laute Splitterregen die verzweifelten Schreie der Todeskandidaten übertönte. Aber er hatte jetzt keine Zeit für Reue oder Bedauern, er musste zusehen, dass er seine eigene Haut rettete.
Stolpernd erreichte er eine Tür und öffnete sie. Dahinter gähnte ihm ein dunkler Gang entgegen. Kein Feuer. Kein Licht. Der Strom des wundersamen Ätherkraftwerks musste ausgefallen sein. Ondragon tauchte in den Gang und folgte ihm beinahe blind, bis er schmerzhaft gegen eine Wand stieß. Tastend stellte er fest, dass es eine T-Kreuzung war. Er musste sich entscheiden. Links oder rechts?
Er hörte das Donnern weiterer Detonationen hinter sich. Die Fässer explodierten immer schön der Reihe nach. Ob auch hier in den Gängen welche standen? Es war anzunehmen. Denn Yaqub war ein sehr gründlicher Mann gewesen, daran bestand kein Zweifel. Ondragon entschied sich für den linken Gang und tastete sich an der Wand entlang. Doch schon an der nächsten Abzweigung landete er in einem Raum, der sich als Sackgasse herausstellte. Fluchend suchte er nach dem Ausgang. Als er ihn endlich fand und in den Gang zurückkehren wollte, schoss unvermittelt etwas an ihm vorbei. Deutlich konnte er den Luftzug spüren und die schnellen Schritte hören. Es war eine Person. Mit einem Mal ertönten Rufe. Sie kamen vom anderen Ende des Ganges.
„Stehenbleiben! Oder wir schießen!“
Ondragon sah, wie zwei Lichter wild auf ihn zugetanzt kamen. Das mussten die beiden Söldner von Steiner sein, dachte er, die sind noch immer hinter Clandestin her. Also war er es womöglich gewesen, der eben an ihm vorbeigestürmt war. Ondragon zog sich schnell in die Höhle zurück und hörte, wie die beiden Söldner näherkamen. Einer von ihnen gab einen Schuss ab, der Ondragon mächtig in den Ohren klingelte. Er verbiss sich einen Fluch und drückte sich tiefer in die Schatten. Erneut erschütterte eine Explosion den Fels. Es rumpelte gefährlich und kleine Steine rieselten von der Decke. Ondragon vermied es, nach oben zu schauen, konnte er den Druck des Berges doch deutlich spüren. Er zwang sich, noch ein wenig länger zu warten, und bewegte sich dann auf den Ausgang zu. Vorsichtig lauschte er in die Katakomben hinaus. Alles war ruhig. Von den Söldnern war nichts mehr zu hören. Wenn er doch wenigstens eine von ihren Lampen hätte, dachte er und streckte erneut seine Arme aus, um sich den Weg zu ertasten, doch unvermittelt zog er sie wieder zurück, denn schon wieder kam jemand angerannt.
Ganz schön viel Verkehr hier unten! Ondragon trat einen Schritt zurück und verharrte in der Höhle. Die Person lief im Dunkeln an ihm vorbei, ohne ihn zu bemerken, und er wunderte sich, dass der Kerl ohne Lampe so gut zurechtkam. Schnell streckte er den Kopf aus der Höhle und spähte ihm hinterher. In der Finsternis pendelte ein winziges rotes Lämpchen auf und ab.
Der Armreif! Das konnte nur Clandestin sein! Schnell folgte Ondragon ihm. Wenn sich hier unten einer auskannte, dann LeNoire!
Während er versuchte, an dem kleinen tanzenden Lichtpunkt dranzubleiben, hallte immer wieder der Donner der Explosionen durch die Katakomben. Ondragon erhöhte sein Tempo, doch mit einem Mal war das rote
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