Ondragon: Nullpunkt: Mystery-Thriller (German Edition)
Licht zu ihm hinab.
Worauf wartest du? , meldete sich die Stimme in seinem Kopf. Grins nicht wie ein Idiot, sondern hau ab, bevor hier auch noch eines der Fässer hochgeht!
Rasch erklomm Ondragon die rostige Treppe und gelangte in die Kuppel. Erst dort erkannte er, dass es Tageslicht war, das durch den selbstgemachten Eingang ins Innere fiel. Leider befand sich die Öffnung mehrere Längen über seinem Kopf. Ondragon nahm Anlauf, sprang mit beiden Beinen ab und bekam die Kante zu fassen. Unter Aufbietung seiner letzten Kräfte zog er sich hinauf. Dabei war es ihm fast egal, dass er sich an dem scharfkantigen Kupfer beide Hände aufschnitt. Es war wie eine Wiedergeburt, die nur unter Schmerzen stattfinden konnte. Eine Art Läuterung. Der Weg vom Dunkel ins Licht.
Auf der anderen Seite fiel Ondragon wie ein toter Fisch ins Freie, rappelte sich sofort wieder auf und lief so schnell, wie es sein geschundener Körper zuließ, in die Wüste hinaus.
Weiter! Du musst weiter! Mehr Abstand!
Während sein Geist ihm diese Befehle gab, ertönte hinter ihm ein gewaltiger dumpfer Knall. Eine heiße Stichflamme schoss in den Himmel und schleuderte Ondragon nach vorn auf die Knie. Er konnte unter sich die Wucht weiterer Detonationen im Boden spüren und versuchte, erneut auf die Beine zu kommen.
Der Turm! Er flog in die Luft!
Ondragon gelang es, sich aufzurichten und rannte weiter, einfach immer weiter, bis er nicht mehr konnte. Erst dann drehte er sich um und warf einen atemlosen Blick zurück auf die Düne, in der einst der Turm verborgen gewesen war. Ein großer Krater hatte sich aufgetan, und immer mehr Sand rieselte in das qualmende Loch.
Blutend und zitternd ließ sich Ondragon in den Sand fallen, und erst als er in den kühlen morgendlichen Himmel hinaufblickte, realisierte er, dass er es geschafft hatte.
63. Kapitel
03. Juni 2011
in der Wüste morgens
Ondragon wusste nicht, wie lange er so dagesessen und einfach nur in den Himmel gestarrt hatte. Irgendwann erhob er sich, befühlte seine lädierten Knochen und schaute schließlich über die Dünen hinweg in die Ferne. Was er dort im morgendlichen Zwielicht erblickte, trübte schlagartig seine Freude über sein geglücktes Entrinnen.
Der ganze Bergrücken qualmte und stieß aus sämtlichen Löchern seinen giftigen Brodem aus. Stumm stiegen die schwarzen Rauchsäulen in den Himmel und vereinten sich dort zu einem bedrohlichen Schleier, der weiter entfernt vom Wind in die Wüste hinausgetragen wurde.
Mit zusammengepressten Lippen wandte Ondragon sich von dem Schauspiel ab und ließ seinen Blick suchend über die nähere Umgebung schweifen. Irgendwie musste er von hier fortkommen, möglichst noch bevor es glühend heiß wurde. Leider konnte er nirgendwo Achille entdecken. War er geflohen oder gefangengenommen worden? Oder war er ihm gar in den Berg gefolgt und Opfer der Feuersbrunst geworden? Wenn dem so war, dann würde er nichts mehr für seinen Begleiter tun können, dachte Ondragon traurig. Da bemerkte er die frischen Fußabdrücke, die über den Dünenkamm in die Wüste hinausführten, und schöpfte ein wenig Hoffnung. Waren sie von Achille? Sie könnten aber auch von Clandestin stammen. Der Kerl hatte es vermutlich genauso ins Freie geschafft wie er. Ondragon überlegte, brachte seinen erlahmten Geist nur mühsam in Gang. Eigentlich blieben ihm nur wenige Möglichkeiten. Er könnte der Spur folgen und herausfinden, zu wem sie gehörten. Oder er könnte versuchen, zum alten Camp zu laufen, wo noch immer die andere Hälfte ihrer Ausrüstung lag. Auch der Scooter befand sich noch dort. Mit ihm könnte er in die Oase fahren und dort um Hilfe bitten. Vielleicht könnte er auch Malin suchen. Was sie wohl jetzt gerade dachte, beim Anblick des brennenden Berges? Ob sie dort draußen schon irgendwo auf der Suche nach ihrem weißen Dromedar war?
Unschlüssig drehte Ondragon sich um und sah plötzlich einen Mann hinter sich stehen. Er fühlte nur wenig Überraschung darüber, vielleicht war sein Körper aber auch bloß zu träge, um zu reagieren. Müde sah er dem Mann entgegen, der langsam näherkam. Er trug eine sandfarbene Baseballmütze, eine gleichfarbige Uniform und eine Nickelbrille.
„Kubicki“, sagte Ondragon mäßig begeistert, als er schließlich vor ihm stand.
Der BND-Führungsoffizier hob grüßend eine Hand und verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. „Da sind Sie ja“, sagte er. „Was ist mit Steiner und seiner Truppe?“
„Steiner? Der
Weitere Kostenlose Bücher