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Oneiros: Tödlicher Fluch

Oneiros: Tödlicher Fluch

Titel: Oneiros: Tödlicher Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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fällt es so oder so auf. Oder?« Konstantin beobachtete Jester aufmerksam. Sein Freund schien sich sehr über den flüchtenden Todesschläfers zu ärgern. Das war durchaus verständlich, aber …
Da ist noch irgendetwas anderes.
»Lassen wir mal außen vor, dass er gefährlich ist – was ist
noch
mit ihm?«
    »Du kennst mich zu gut.« Jester nahm sich, ohne zu fragen, Konstantins Pastis und trank das Glas in einem Schluck aus, dann schüttelte er sich. »By Jove! Was für ein Zeug! Kein Wunder, dass wir so oft Krieg mit den Franzosen hatten, bevor uns die Deutschen als Gegner lieber wurden.«
    »Was macht dir so zu schaffen, dass du freiwillig Alkohol anrührst?« Jester trank genauso selten wie Konstantin, wie die meisten Todesschläfer. Alkohol machte zu leicht schläfrig.
    Jester rieb die Handflächen gegeneinander, klatschte einmal leise, wie um sich selbst anzufeuern. Schließlich flüsterte er: »Phansigar.«
    Dieses Wort hatte Konstantin lange nicht mehr gehört, und sein Herz schlug automatisch rascher.
Auch das noch.
Er lehnte sich schweigend zurück, während die Glocken von Notre-Dame einsetzten. Eine nach der anderen erklang, zuerst die kleinen, dann stimmten die großen mit ein. Voll und majestätisch dröhnten ihre gusseisernen Stimmen über die Seine und riefen zu Lilous Gottesdienst. »Woher wissen sie von ihm?«
    »Sie werden die Nachrichten verfolgen, und einige Informanten besitzen sie immer noch.« Jester legte den Kopf in den Nacken. »Wenn
sie
ihn in die Finger bekommen, haben wir ganz andere Probleme als ein paar hundert zufällige Opfer in einem A 380 .«
    Konstantin rann ein Schauer über den Rücken.
Bent Arctander würde sich in ihrer menschlichen Waffenkammer gut machen.
    Die
Phansigar
oder auch
Thuggee Nidra,
was man mit Schlafmörder übersetzen könnte, waren eine Vereinigung von indischen Todesschläfern, deren Wurzeln bis ins 13 . Jahrhundert reichten und die früher Thuggee genannt wurden.
    Unangenehm machte sie zum einen ihre Einstellung zum Fluch der Todesschläfer: So wie die
Topor’s Men
für Recht und Ordnung sorgten, verdienten die
Phansigar
ihr Geld mit Auftragsmorden. Killer für jede Gelegenheit, ohne Skrupel und Einschränkungen.
    Sie arbeiteten für jede politische Seite, von Geheimdiensten bis Terroristen.
    Zweitens hatten sie trainierte Schlafwandler in ihren Reihen, die selbst während des Schlafs unglaublich zielgerichtet agierten. Solche Mörder bewegten sich auf ihr Opfer zu, während der Tod um sie herum wütete. Damit stieg ihre Gefährlichkeit um ein Vielfaches.
    Und drittens hielten sie sich für kleine Götter, nicht für Verfluchte. Die meisten von ihnen hatten mehr als fünfhundert Menschen auf dem Gewissen.
    Die
Phansigar
arbeiteten in Dreierteams, um sich gegenseitig zu sichern, wie ihre historischen Vorgänger. Man spekulierte, dass die indischen Thuggee, die im 13 . Jahrhundert das erste Mal auftauchten, von Anfang an Todesschläfer gewesen waren und dass deshalb die Zahl der ihnen zugeschriebenen Opfer so hoch war. Manche Forscher gingen über die Jahrhunderte von fünfzigtausend Toten aus, im Guinnessbuch der Rekorde standen zwei Millionen.
    Konstantin wusste, dass Jester verhindern wollte, dass die
Phansigar
einen Fuß auf europäischen Boden setzten. Er hatte ihnen den Kampf angesagt. In der Tradition der britischen Kolonialmacht, welche die Thuggee bereits im 19 . Jahrhundert zu vernichten versucht hatte – und der es offiziell gelungen war.
    Konstantin setzte zu einer Erwiderung an. »Ich kann …«
    »Nein, hör mir zu! Ich habe die
Topor’s Men
offiziell damit beauftragt, Arctander zu töten. Egal wo, ob am Picadilly Circus oder vor dem Buckingham Palace oder mitten in der U-Bahn. Für die
Phansigar
ist Arctander die ideale Waffe für Großaufträge.«
    »Das ist zynisch.«
    »Aber leider nicht übertrieben, alter Knabe.« Jester sah ihn an. »Wann fängst du richtig an, ihn zu suchen?«
    »Möglicherweise wollen die Inder ihn auch töten, weil sie ihn für zu gefährlich halten.«
    »Sicher. Und Hitler wurde von Anfang an missverstanden und wollte alle erobern, damit Friede auf der Welt herrscht.« Er nahm sein Handy wieder zur Hand, als es ihm eine eingegangene Mail meldete. Hastig überflog er die Zeilen. »Ah, ich muss schon wieder los. Die Wogen schlagen gerade ziemlich hoch.« Er stand auf und zog einen Zwanziger aus der Hosentasche, legte ihn auf den Tisch. »Hier, geht auf mich. Ich rufe dich später an. Wir müssen den Narko

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