Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
hören!“
„Warum nicht, vielleicht ist er ja der erste auf der Liste?“
Michelle war sprachlos.
Wer war diese sprühende Person da vor ihr? Wie konnte sich ein Mensch an einem Wochenende so sehr verändern? Sammy lachte.
„Keine Angst. So ernst meine ich das nicht. Aber es ist einfach vorbei mit Warten auf Mr. Right bei mir, verstehst du?“
„Puh, jetzt hast du mir schon Angst eingejagt.
Klar verstehe ich dich! Ich finde deine Einstellung genau richtig. Bloß das mit Alex ist nur dann eine gute Idee, wenn ihr es beide ernst meint, sonst geht die Arbeitsstimmung hier den Bach runter.“
„Ich weiß! Und da hat sich meine Einstellung eigentlich auch nicht geändert. Aber mal sehen , was kommt!“
Und es kam jede Menge!
Über Langeweile konnte sich Sammy in den nächsten Monaten nicht beschweren. Beruflich wurde sie von Alex nun gewaltig gefordert. Neben den Berichten über die Wahlkämpfe bezüglich des neuen Bürgermeistermandats und der Senatssitze, war sie nun des Öfteren im Gericht, um über Abfindungsverhandlungen für die Inuits und die anderen, in Kanadas Osten ansässigen Indianerstämme zu recherchieren.
Durch ihre Sprachausbildung in der Indianersprache Cree, das unter anderem von den Métis, den gemischtrassigen Nachkommen von Indianern und europäischen Pelzhändlern und Trappern, gesprochen wird oder das Inuktitut der Inuits, war sie hier für den Coursier ein unersetzliches Juwel.
Es bedeutete für Sammy allerdings oft weite Strecken für tiefer gehende Recherchen, was vor allem im Winter strapaziös war. Denn waren schon in Montréal Temperaturen bis unter -20 Grad absolut im Rahmen eines normalen Winters, fielen diese, je näher man dem Nordpol kam, natürlich rapide ab. Da Sammy sich aber auf Berichterstattungen innerhalb Québecs und Ontarios beschränkte, denn die Northwest-Territories oder Neufundland hätten den Zeit- und Budgetrahmen gesprengt, fand sie es jedoch machbar.
Sie liebte es , auch beruflich Ausflüge in die Natur machen zu können.
Ergänzend arbeitete sie eng mit den in Montréal ansässigen Reservatsverwaltungen zusammen, die zu einem Großteil aus Ureinwohnern bestanden.
Die Inuits und die Indianer – in Ontario und Québec sind dies hauptsächlich Irokesen und Algonkin – und die Métis, versuchen nach einer katastrophalen Vergangenheit der Ausrottung und Unterdrückung eine Zukunft für ihre Völker zu schaffen.
E s gibt zwar seit 1876 bereits den „indian act“, das Gesetz, welches die Zugehörigkeit jedes Einzelnen zu den „First Nations“ Kanadas festlegte, jedoch wurden in den vergangenen Jahrhunderten je nach Laune der jeweiligen Regierungen Kanadas die Rechte der Indianer und auch ihr Gebiet und Eigentum den Wünschen der Regierenden angepasst.
Nach mehrmaligen Änderungen seit etwa dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurde n inzwischen das Wahlrecht sowie weitere Gebietsansprüche und Arbeitsverbesserungen durchgesetzt. Seither wird nun darüber hinaus gezielt auf ein indianisches Bildungs- und Justizwesen hingearbeitet.
Der Gr oßteil der Kanadier unterstützt diese Wünsche, dennoch kam es auch in jüngerer Vergangenheit immer wieder zu spektakulären Prozessen über Gebietsansprüche und -abtretungen, die ab und zu in den Reservaten von Straßensperren und gewalttätigeren Konfrontationen begleitet wurden.
Larry war seit einem gemeinsamen Fall mit Montréals Polizeichef Tony Harrison befreundet und hatte Sammy über ihn einen Kontakt zur Sûreté du Québec (SQ) vermittelt. So wurde die junge Reporterin über Zwischenfälle in den Lagern frühzeitig informiert, um vor Ort berichten zu können. Sie war den Polizeikräften auch jederzeit willkommen, als ihr Engagement für die Ureinwohner zum Vorschein kam. Denn blutrünstige, aufstachelnde Reportagen waren nicht ihr Stil.
Alex war dabei auf ein knallhartes Nein gestoßen, als er, allerdings vorsichtig formuliert, um etwas mehr Leserunterhaltung gebeten hatte.
Sammy hatte ihn mit funkelnden Augen angeblitzt und gemeint, sie sei keine Krimiautorin, sondern politische Berichterstatterin, und damit sei nun mal ein möglichst wertungsfreier Journalismus verbunden.
Alex hatte nachgegeben, weil er einerseits wusste, dass sie Recht hatte.
Ohne diese Haltung wäre andererseits auch ihre Vorzugsstellung bei der SQ sofort verloren gewesen und Sammys Ausbildung gab ihr gegenüber anderen Kollegen auf diesem Sektor einen unerreichbaren Vorsprung.
Einfach war diese Position jedoch nicht, denn
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