Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
Waldrand.
Dort setzten sie sich auf eine kleine Böschung und Larry fiel auf, dass Sammy fast nichts gesagt hatte. Er blickte sie an und bemerkte die steile Sorgenfalte auf ihrer Stirn. Sie blickte zu Boden.
„Sammy, was ist los?“
Sie sah ihn nicht an und nach einem kleinen Zögern sagte sie:
„Ach, Larry, irgendwie habe ich fast ein schlechtes Gewissen wegen Alex! Er hatte sich so auf das Wochenende gefreut und dann mache ich zuerst Schluss und lasse ihn auch noch wegen de s Segelns sitzen.
Statt an deinem Krankenhausbett zu mitzuleiden, fahre ich hierher und genieße alles in vollen Zügen. Und er sitzt im Hotel und fürchtet um sein Leben , nachdem fast sein gesamter Besitz zerstört wurde. Ich fühle mich wie ein Verräter!“
Larrys Herz erfuhr wieder den gewohnten Stich, aber er zwang sich ruhig weiterzufragen:
„Alex ist mir nicht wie ein missgünstiger Mann vorgekommen. Glaubst du wirklich, er nimmt es dir übel?“
Nun blickte sie ihm direkt in die Augen.
„Nein, du hast natürlich Recht. Vielleicht empfinde ich es so stark, weil ich weiß, dass es mir sowieso nicht so gefallen hätte wie hier!
Segeln macht mir Spaß, für einen Kurztrip oder eine Regatta. Aber das ganze Wochenende stillsitzen halte ich fast nicht durch. Außerdem hatte er das Wochenende ja zuerst irgendetwas vor, im romantischen Stil, weil meine Bedenkzeit ihm langsam zu lange dauert.
Vielleicht wollte er auch einfach, na ja, mit mir schlafen und dachte, so habe ich keine Ausrede mehr. Irgendetwas war im Busch. Das habe n mir auch seine Mädels gesagt.
Die wollten nämlich k urzfristig aus dem Trip aussteigen. Es wäre sicher zwischendurch eine seltsame Situation gewesen, wenn wir doch gefahren wären.“
„Sammy, ich weiß, was du meinst. Aber du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben! Sieh mal, ohne dich hätte ich ja im Krankenhaus bleiben müssen und du an diesem wunderschönen Wochenende an meinem Bett oder zumindest in der Stadt.
Du hast doch nur versucht, es so angenehm wie möglich für uns beide zu machen. Und das Wichtigste ist doch, dass niemandem etwas passiert ist.
Für die Anschläge kannst du ja auch nichts!“
Sie nickte, aber er spürte, sie war nicht hundertprozentig überzeugt.
„Lass uns zurückgehen , ja? Es wird sonst sowieso zu anstrengend für dich!“
Larry erhob sich, dann fiel ihm etwas ein.
„Übrigens vorhin, als du noch geschlafen hast, war John Haskell, mein Nachbar vom Weingut da und hat uns beide zum Abendessen eingeladen. Er hat dich im Auto gesehen, als wir vorbei fuhren, und wollte dich unbedingt kennen lernen.
Ich habe alles versucht, aber er hat nicht lockergelassen! Keine Angst, er ist verheiratet.
Aber wenn es dich stört mit einer zwanzigköpfigen Winzerfamilie plus Angestellten zu tafeln, Alter von eins bis siebenundachtzig Jahren, dann schiebe ich meine Krankheit vor!“
Sammy lachte, als sie sich die Riesentafel vorstellte.
„Nein, lass nur! Wenn ich kein Abendkleid brauche, dann können wir gerne hingehen.
Das ist eine gute Ablenkung von meinem schlechten Gewissen.“
Zuhause wechselten sie sich in dem kleinen Bad ab und Sammy beschwerte sich scherzhaft, dass im ganzen Haus kein Spiegel aufzutreiben war.
„Ich dachte, es ist volleingerichtet. Das hast du zumindest behauptet. Kein Spiegel, das ist schlimmer als im Schlafsack auf dem Boden! Vor allem, wenn mich gleich mindestens zwanzig amüsierte Leute betrachten, die sich über meine Schminktechnik wundern.“
„Sammy, erstens siehst du wunderschön aus, wie immer! Zweitens schminkst du dich doch sowieso nicht!“
„Tu ich doch! Nur dezent und das ist noch schwieriger, als sich anzumalen!“
Larry ging grinsend hinaus und kam nach einigen Minuten mit dem abmontierten Autorückspiegel zurück. Sammy sah ihn entgeistert an, dann kicherte sie.
„Du bist wirklich galant, Larry! Gut, dass wir zu Fuß gehen können.“
Eine perfekt gestylte Sammy in einer einfachen blauen Hose und einem einfachen orangefarbenen Kurzpullover und ein ähnlich einfach gekleideter galanter Gentleman machten sich dann auf den Weg zur Galatafel.
Und sie amüsierten sich königlich!
Die Haskells waren eine aufgeschlossene, fröhliche Familie, am Tisch ging es hoch her, denn die Kinder von eins bis siebzehn Jahren waren fast nicht zu bändigen.
Als sich Sammy und Larry spät in der Nacht auf den Rückweg machten – sie bestanden darauf zu Fuß zu gehen – waren sie beim nächsten Besuch zu einem Ausritt eingeladen
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