Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
Tal.
Maisfelder und Wiesen wechselten sich ab und eingerahmt wurde das Tal von einem Mischwald, dessen Ausmaße nicht abzusehen waren.
Kein Haus, keine Straße störte das Bild vollkommener Harmonie.
Larry sagte leise:
„ Ich habe diesen Ausblick gesehen und konnte nicht mehr anders. Es hat mich so an unseren Ausflug damals in Kingston erinnert. Da hast du mir die Schönheit Kanadas das erste Mal so richtig zum Bewusstsein gebracht.
Das Haus hatte ich mir noch gar nicht angesehen, aber ich wusste, ich wollte es auf jeden Fall!“
Sammy nickte.
„Und du hattest recht! Selbst wenn nur Platz für einen Schlafsack wäre, hättest du richtig entschieden!“
„Du hast Glück, es ist sogar Platz für zwei Schlafsäcke.“ Er lachte.
Sammy konnte sich nur mit Mühe losreißen.
Sie folgte ihm aber dann doch neugierig ins Haus.
Von wegen zwei Schlafsäcke! Durch die Tür betrat man einen großzügigen und gemütlichen Wohn- und Essraum mit einer kleinen Kitchenette. Dominiert wurde der Raum von dem großen Holzofen, der wohl, statt dem ebenfalls vorhandenen, modernen Herd, auch zum Kochen benutzt werden konnte.
Zum Tal hin – vor einem riesigen Panoramafenster – stand ein gewaltiger Eichentisch, dem man die Jahre bereits ansah, mit den passenden klobigen Holzstühlen.
Links kam man in ein kleines Badezimmer, etwas spartanisch nur mit Dusche, WC und Waschbecken.
„Hier möchte ich gerne noch etwas modernisieren, aber es war noch keine Zeit.“
Dann gingen sie durch den Essraum in den Anbau.
Hier gab es zwei Seiten Fensterfront – mit Ausblick in den kleinen Garten und übers Tal.
Zwei tiefe Sessel standen vor einem offenen Kamin, ein kleiner Tisch dazwischen. Ein Eichenregal, noch leer, war in die Wand an der Rückseite des Hauses eingebaut. In der hinteren Ecke des Raumes führte eine Wendeltreppe nach oben.
„Das ist der nachträglich ausgebaute Teil. Pass auf deinen Kopf auf, oben ist keine Stehhöhe!“
Sammy folgte Larry nach oben. Sie zog den Kopf ein, obwohl sie wahrscheinlich doch hätte stehen können. Für Larry reichte es allerdings wirklich nicht zum aufrecht Stehen.
Ein Dachfenster und zwei seitliche Fensterchen gaben dem Raum Licht und sie sah direkt unter dem Dachfenster ein großes französisches Bett, entlang der Wand unter der Dachschräge waren auf der einen Seite Regale, auf der anderen geschlossene Schränke eingebaut. Eine Kleiderstange war am First befestigt.
Larry sah sie an.
„Ein bisschen spartanisch, nicht wahr? Das ist der Nachteil hier oben.“
Sammy schüttelte belustigt den Kopf.
„Das Gegenteil deiner Montréaler Behausung. Klein und rustikal, statt groß und modern. Aber das macht nichts – schließlich ist es ja ein Wochenendhaus. Und wenn man vom vielen Schauen und Spazierengehen müde ist, kriecht man direkt von der Treppe ins Bett. Nicht unpraktisch, finde ich.“
Larry sah sie nachdenklich von der Seite an.
Es war ihr nichts anzumerken, ob sie über die kommende Nacht nachdachte oder nicht. Er wollte eine Diskussion über dieses Thema jedoch möglichst lang hinauszögern.
„Was hältst du von folgendem Vorschlag: Wir laden aus, ich mache uns einen Snack und nach einer kurzen Ruhepause gehen wir schön spazieren?“
„Einverstanden, bis auf eine kleine Änderung: Ich mache den Snack allein, du sollst dich schließlich schonen!“
Und so geschah es dann auch.
Sie nahmen ihr kleines Mittagessen im Garten ein.
Larry hatte aus einem Minigartenhäuschen eine Gartensitzgarnitur und zwei Liegen hervorgezaubert, das Geschirr ließen sie stehen und legten sich in die Sonne auf die Liegen.
Sammy wurde auf e inmal bewusst, wie müde sie war, und war im nächsten Moment auch schon eingenickt.
Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als sie von Stimmen geweckt wurde.
Larry unterhielt sich mit einer ihr fremden Person, aber sie konnte den Wortlaut nicht verstehen. Als sie sich gerade schläfrig aufsetzte, kam er ums Haus, mit zwei Cappuccino-Tassen in den Händen.
Er setzte sich neben sie und lächelte sie liebevoll an.
„Na, ausgeschlafen? Wie wäre es mit etwas zum Richtig-Wach-Werden?“
„Du kannst mal wieder Gedanken lesen, Larry. Vielen Dank!“
Sie saßen schweigend nebeneinander und genossen das heiße, wohlschmeckende Getränk und den Ausblick.
Etwas später stiegen sie über das Mäuerchen die Wiese hinunter, gingen über eine kleine Holzbrücke und einen Wiesenweg zwischen den Maisfeldern hindurch zum
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