Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
erfuhr aber nur, er sei auf einem Meeting außer Haus.
Nun gut, ein Gespräch war sie ihm wohl schuldig!
Doch was sollte sie Larry sagen?
Sie wollte ihn gerade anrufen, als ein überaus besorgter Alex anrief, der ohne lang auf Erklärungen ihrerseits zu h ören, etwas von „vorbeikommen“ murmelte und auflegte.
Sie seufzte schicksalsergeben.
Nun gut, dann alles an einem Tag. Vielleicht würde sie wenigstens so mitleiderregend wirken, dass niemand gewalttätig werden würde.
Mademoiselle Dumont kam etwa eine halbe Stunde später und half Sammy in einen bequemen Jogginganzug.
Dann spülte sie noch, ohne vorher auch nur zu fragen, das Geschirr. Sammy war verlegen, dass sie gestern so biestig reagiert hatte und versuchte eine kleine Plauderei anzufangen.
M ademoiselle Dumont ging darauf ein, sagte aber dann doch noch so nebenbei:
„Mademoiselle de Montfort, Sie brauchen sich wegen gestern keine Gedanken zu machen. Es ist doch ganz klar, dass man etwas schweigsam ist, nach so einem Schockerlebnis und bei den Schmerzen.
Und um Ihnen zu helfen, bin ich ja gekommen! Um eine Putzfrau müssten Sie sich allerdings selbst bemühen, falls es nach dieser Woche noch nicht geht, denn das fällt dann doch nicht mehr in meinen Zuständigkeitsbereich.“
Schweigsam, soso. Offenbar hatte sie sich ausnahmsweise gerade noch rechtzeitig gebremst.
„Heute Abend komme ich dann zum Verbandwechseln, so gegen sieben, d'accord?“
Sammy bestätigte dies gerne.
Nachdenklich ging sie auf den Balkon und ließ die Blicke über die Stadt schweifen.
Unten hasteten die Menschen vorbei, auf dem Weg in die Mittagspause oder zurück in die Arbeit.
Langsam dagegen schoben Mütter die Kinderwägen, ein kleiner Junge sprang die Treppen zum Gemüsehändler unter den Arkaden rauf und wieder runter.
Dann stolperte er und hinter der Säule direkt neben ihm schoss ein Arm hervor und fing seinen Sturz ab.
Sammy seufzte erleichtert auf, denn der Junge hätte sich bei einem Sturz sicher verletzt.
Der Arm hielt den Jungen immer noch gepackt und nun hastete die Mutter mit dem Kinderwagen heran.
Sie sprach auf jemanden hinter der Säule ein und dann war der Arm des Jungen frei.
Sammy wunderte sich, denn offensichtlich waren es keine dankbaren Worte, die die Mutter dem Unsichtbaren entgegenschleuderte.
Dann trat ein Mann aus dem Dunkel auf die Mutter zu, die ihren Sohn packte und mit beiden Kindern in das Gemüsegeschäft eilte.
Es sah beinahe aus wie eine Flucht.
Was war da geschehen?
Als hätte er ihre Gedanken gehört, sah der Mann zu ihr empor, nicht zu dem Haus, nein, direkt zu ihrem Balkon und sah sie dort stehen.
Die Sonnenreflexe im hellen Haar waren ihr bekannt, es war Will Mansfield!
Sammy war wie gelähmt.
Er hob den Arm, winkte harmlos zu ihr hinauf.
Oder verspottete er sie damit , sah ihre Hilflosigkeit?
Sammy humpelte ins Zimmer zurück und griff zum Telefon. Während sie mit bebenden Fingern die Nummer der Polizei wählte, sich zweimal verwählte, weil sie die Tasten nicht sicher traf, sah sie , wie Will gelassen die Straße entlang schlenderte und um die nächste Hausecke verschwand.
Endlich meldete sich jemand.
Mit zitternder Stimme verlangte sie den Polizeichef, den sie bereits nach zwei Sekunden an der Strippe hatte.
„Tony, er ist wieder da. Will Mansfield war gerade gegenüber von meinem Haus!“
Sie schilderte ihm noch den Vorfall, als sie bereits die Sirenen der Einsatzfahrzeuge hörte, die von der nicht weit entfernten Polizeistation losstarteten.
„Wieso ist die Polizei schon da, Tony?“, wollte si e erstaunt wissen.
Er antwortete ernst:
„Weil sich gerade ein Frau mit zwei kleinen Kindern gemeldet hat, die sagte ihr Sohn wäre bedroht worden!
Das wird wohl die Frau sein, von der du gerade erzählt hast. Ich gebe den Beamten durch, dass sie sofort die Suche nach Mansfield aufnehmen!
Und du bleibst, wo du bist!
Ich komme später vorbei, du bist ja sowieso nicht treppentauglich!“
Sammy legte auf, sie fühlte sich wie betäubt.
Lange stand sie da und versuchte zu verstehen, warum Will sich so verhalten hatte.
Er hatte seine Tarnung aufgegeben.
„War das eine Drohung? Gegen mich, Dan oder Larry?“, dachte sie entsetzt.
Sie versuchte sich zu beruhigen, denn sie wusste, dass Tony die beiden Freunde informieren und warnen würde.
Sie hatte sich gerade in ihren Kuschelsessel fallen lassen, ein Buch neben sich, als es wieder läutete.
Wieder hochhieven und mit viel Gestöhne zur
Weitere Kostenlose Bücher