Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
Tür humpeln!
Es war Alex! Ein sehr besorgter Alex, mit etwas zu viel gespielter Fröhlichkeit, als müsse sie unbedingt aufgeheitert werden.
„Na, meine Kleine, wie geht‘s? Du machst ja Geschichten!“
In diesem Tonfall g ing es noch ein Weilchen dahin.
Sammy ertrug es geduldig, sagte an den angebrachten Stellen die passenden Antworten, aber nach zehn Minuten hörte Alex schlagartig auf zu sprechen.
„Was ist los? Du sagst ja gar nichts, habe ich dich zu sehr ermüdet?“
Sammy fing an zu kichern und lachte, bis ihr schließlich die Tränen herunterliefen.
Alex musste irgendwann, nach der ersten Verblüffung , ungewollt mitlachen. Als sie sich beide wieder gefangen hatten, keuchte Sammy:
„Oh, Alex, ich habe schon gedacht, du hörst erst bei meiner Grabrede wieder auf! Ich bin gefallen und habe ein paar unangenehme Schürfwunden, c‘est tout !
Ich fühle mich ganz o.k. und könnte mich auch sicher schnell erholen, wenn ich nicht immer zur Tür gehen und allen Leuten aufmachen müsste!“
Nun war er natürlich etwas gekränkt.
Sie beeilte sich ihn zu beschwichtigen.
„Hör zu, Alex, es geht mir gut. Ich muss nicht bemuttert werden. Es ist sehr nett von dir, wenn du mich unterhalten willst, weil du denkst, mir ist langweilig.
Aber du bist nun der dritte Besuch in zwei Stunden, das heißt im Klartext, für mein Wohlbefinden ist gesorgt. Ich musste nur schon dreimal aus diesem sonst so bequemen Stuhl, der mich momentan mehr an die Rocky Mountains erinnert, herausklettern.“
„Warum hast du am Telefon nicht gesagt, dass ich später kommen soll?“
„Weil ich auch da außer mit `Guten Morgen´ überhaupt nicht zu Wort gekommen bin!“
Er sah betreten zu Boden.
„Es tut mir Leid, Sammy, ich habe mir nur einfach schreckliche Sorgen gemacht. Du weißt, was du mir immer noch bedeutest!“
Sammy seufzte.
„Ja, ich weiß, Alex. Und ich bin froh, dass ich dir als Freundin auch so viel wert bin.“
Dann informierte sie ihn über das erneute Auftauchen von Will Mansfield.
Sie sah am Schock in Alex‘ Augen, dass er damit nicht mehr gerechnet hatte.
Sammy sagte ernst:
„Alex, ich weiß, für das Ego ist es nicht so gut, aber vielleicht willst du etwas über unsere Trennung durch Marcia veröffentlichen lassen?
Wenn es stimmt, dass der Anschlag auf dich wegen unserer Beziehung verübt wurde und Will immer noch denkt, dass wir zusammen sind, seid ihr alle drei wieder in Gefahr. Vielleicht kannst du gleich schreiben, dass ich auf ewig Single bleiben will, damit auch sonst niemand in Gefahr gerät?“, meinte sie mit ironischem Grinsen.
Alex nickte nachdenklich.
„Wahrscheinlich hast du Recht, Sammy. Ich überleg mir was. Jetzt schau ich erst mal nach meinen Mädchen.
Was ist mit dir und Polizeischutz?“, fragte er streng.
„Irgendwann kürzt er die Sache ab und holt dich direkt!“
Sammy schluckte.
„Ich weiß, ich will gar nicht so genau drüber nachdenken!
M omentan suchen sie ihn ja, vielleicht haben wir Glück, aber ich glaube es nicht. Inzwischen steht ein Polizist in Zivil gegenüber unter den Arkaden Wache und Tony kommt nachher auch noch vorbei!
Aber ich glaube, Will taucht erst einmal wieder ab. “
Alex erkannte, dass Sammy schwer mit ihrer Beherrschung kämpfte. Es tat ihm weh zu wissen, dass sie Angst hatte.
„Hey, Sammy, sie kriegen ihn schon! Sei einfach vorsichtig. Geh nirgendwo alleine hin, sperr‘ immer ab!
D er Riegel, den du an der Wohnungstür hast, ist ja schon ein besonderer Sicherheitsriegel, n’est pas? Da kommt keiner ohne Schlüssel rein!“
Sammy nickte unter Tränen, dann riss sie sich zusammen und lächelte ihn mühsam an:
„Ihr habt es alle nicht leicht mit mir. Es tut mir leid, Alex, wirklich. Dieser Mist wegen Will und dann meine dauernde Gefühlsduselei! Aber ich bin zurzeit einfach etwas durcheinander. Meine Gefühle fahren Achterbahn mit mir!“
Sie schluckte, als er ruckartig den Kopf hob und sie mit schmalen Augen ansah.
„Dan, nicht wahr? Ihr habt euch doch noch getroffen! Und er ist zurück und so gut wie frei!“
Er stand zornig auf , sein Mitleid war wie weggeblasen.
„Ich verstehe! Aber ich hätte dich für vernünftiger gehalten! Du wirst es schw er haben, ma chère. Du wirst noch an mich denken!“
„Alex, bitte setz ‘ dich wieder hin. Es ist nicht Dan!
Das ist mir allerdings auch erst vorgestern Abend richtig klar geworden. Da habe ich gemerkt, dass nichts mehr übrig ist, als ein vages freundschaftliches Gefühl
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