Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
oder Fieber auftreten?“
„Deshalb gehe ich ja jetzt in die Apotheke. Außerdem meinten die Ärzte, das sei nicht sehr wahrscheinlich.“
„Du hast Glück, dass ich dich nicht bandagieren darf, sonst wäre dieser vorlaute Mund auch unter dem Verband.“
Sie lachten beide, teils aus Verlegenheit, teils aus Erleichterung.
Der Rest der Heimfahrt verlief wie abgesprochen und Larry versprach am nächsten Morgen frische Brötchen für ein gemeinsames Frühstück vorbeizubringen.
Allein in ihrem Appartement, rief Sammy die Versicherung an , und Hilfe für den Abend und die nächste Woche wurde ihr zugesagt.
Dann holte sie tief Luft und rief in der Arbeit an.
Sie erfuhr von Tess, Alex‘ Vorzimmerdame, dass Alex bereits bei der Redaktionssitzung sei.
Tess war bestürzt über Sammys Unfall und versprach, ihn zu informieren.
Danach humpelte Sammy zum Spiegel.
„Na ja, bei mir ist es mal wieder umgekehrt als bei allen anderen“, dachte sie in einem Anflug von Selbstmitleid: „Es tut mehr weh, als es aussieht!“
Sie zog eine Grimasse und machte sich auf den weiten, beschwerlichen Weg zur Kaffeemaschine. Gegen 19 Uhr klingelte es an der Tür und eine sehr junge, zierlich gebaute Krankenschwester stellte sich Sammy als Arlène Dumont vor und half ihr ohne viel Federlesens ins Bad zur Katzenwäsche. Anschließend steckte sie sie in einen Pyjama ihres Vaters und trug den Fernseher trotz Sammys Protest ins Schlafzimmer.
„Glauben Sie mir, Kindchen (Sammy war mindestens drei Jahre älter), falls Sie heute Nacht aufwachen, weil alles so unbequem ist und normale Schlafstellungen Sie schmerzen, werden Sie froh über etwas Unterhaltung sein.“
Sammy wollte schon etwas genervt an tworten, dass sie ein Buch bei Weitem vorzöge, als ihr bewusst wurde, dass die nette engelsgleiche Person immerhin wegen ihr, sehr kurzfristig wahrscheinlich, ihren Feierabend hatte hinausschieben müssen.
Sie bedankte sich, atmete aber dennoch auf, als sich die Tür hinter Miss Dumont schloss.
Nach einer wundersamerweise nicht unterbrochenen Nachtruhe wurde sie um 9 Uhr durch das Türklingeln geweckt.
Alles tat wesentlich mehr weh als gestern noch.
Sammy quälte sich langsam zur Tür, als sie schon Larrys besorgte Stimme vernahm.
„Ja, ja, ich komme schon, eine lahme Frau ist doch kein Schnellzug!“
Sie öffnete das Sicherheitsschloss und ließ ihn herein.
„Sorry, aber nach deinem Aussehen gestern musste ich schon befürchten, du sei est doch noch ins Koma gefallen.“
Er sah sie prüfend an.
Sie schien gut gelaunt zu sein.
Sammy sagte mit gespielt schnippischer Stimme:
„Vielen Dank auch. Komplimente am Morgen sollen ja enorm aufmunternd sein – was kann also heute schon schief gehen?“
„War nicht so gemeint, Sammy, ich habe mir nur Sorgen gemacht. Aber, im Ernst, du scheinst gut geschlafen zu haben!“
„Habe ich auch, aber jetzt genug des Süssholzgeraspels, ich habe Hunger!“
„Na ja, wenn ich schon als Charmeur so total versage, eigne ich mich doch wenigstens zum Dienstboten.
Madame, darf ich Ihnen nun das Frühstück bereiten?“
„Natürlich, James, es wurde ja auch langsam Zeit! Und danach schicken Sie mir bitte meine Zofe, um meine Toilette zu beenden.“
Larry zog sie liebevoll am Ohr und ging zum Kühlschrank.
Sammy wusch und kämmte sich so gut es ging und ließ sich dann mühsam am Tisch nieder.
Sie beobachtete Larry, wie er ruhig und bedächtig alles Nötige auf den Tisch stellte, dabei immer leise vor sich hin pfeifend.
Sie überlegte, warum sie in seiner Nähe immer diese eigenartige Ruhe verspürte.
Ob es daran lag, dass sie ihn neben Dan nie als Mann gesehen hatte?
Bis auf diese eine besondere Nacht vor einem Jahr.
Dabei musste sie zugeben, dass er nicht schlecht aussah.
Er war nicht so der Typ des ungezähmten Piraten wie Dan.
Aber mit seinem schmalen Gesicht, den großen, tief liegenden goldbraunen Augen und den Lachfältchen um diese und den festen Mund, gab es sicher einige Frauen, die sich für ihn interessierten.
Nur sein Lockenkopf ließ ihn nach dem Jungen von nebenan ausschauen.
Sie hatte von ihm noch nie ein Wort über eine Freundin gehört und sie merkte, dass ihr dieser Gedanke einen Stich gab.
Wenn Larry nicht immer um sie wäre, wen hätte sie dann noch?
Alex?
In diesem Moment wurde ihr endlich klar, dass Alex nie mehr als ein Freund für sie hätte sein können.
Es wäre ihr vollkommen egal gewesen, wenn er ihr von einer neuen Damenbekanntschaft (so hätte
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