Oneway to Montréal - Roman (German Edition)
Er ignorierte den grandiosen Blick über das Tal und den Fluss und hatte das Gesicht in den Händen vergraben.
Er hatte ihre Schritte gehört, das merkte sie an seinen plötzlich angespannten Schultern. Er hob den Kopf, ansonsten bewegte er sich nicht.
Sammy trat hinter ihn und sah über das Tal. Sie legte ihm leicht die Hände auf die Schultern und streichelte ihn sanft mit den Fingern.
Er gab keinen Laut von sich, aber sein Gesicht war nun auch dem Tal zugewandt.
Sie lehnte sich an seinen Rücken, ihre Hände wanderten über seine Schultern nach vorne und legten sich um seinen Hals.
Sammy schmiegte ihr Gesicht an seine stopplige Wange, sie spürte Tränen auf seinen Wangen und ihr Herz empfand seinen Schmerz genauso stark.
Nach einem kurzen Schweigen flüsterte sie mit heiserer Stimme:
„Wenn du mich schon mit zwei neurotischen Provinzlern allein lässt, dann solltest du wenigstens den Ausblick würdigen, meinst du nicht?“
Er stöhnte leise auf und umfasste ihre Unterarme ziemlich fest.
„Es tut mir leid, ich bin ein eifersüchtiger Trottel! Aber wie Dan da mit stolzgeschwellter Brust aus dem Bad kam, halbnackt, da habe ich rot gesehen!
Wenn ich nicht gegangen wäre, hätte ich euch wahrscheinlich beide mit den Frühstücksmessern erdolcht.“
Sammy knabberte an seinem Ohrläppchen und gab missbilligende Laute von sich.
Larry lief eine Gänsehaut den Rücken hinunter und er sagte stockend:
„Also ihn auf jeden Fall! Was zum Teufel hatte er in deinem Bad zu suchen?“
Sammy kletterte um ihn herum auf seinen Scho ß, legte die Hände nun von der anderen Seite her um seinen Hals und sah ihn streng an.
„Willst du damit sagen, dass du deinen Anrufbeantworter immer noch nicht abgehört hast? Wofür hast du dieses Ding überhaupt? Ich habe es seit gestern Nacht fast ununterbrochen vollgequatscht!“
„Was war denn los? Ich bin auf meinem Schreibtisch eingeschlafen.“
„Das weiß ich, ich habe dich ja dann auch per Telefon auf deine Besuchercouch gebeamt.
Aber da warst du leider nicht mal mehr fähig deinen Namen zu sagen, geschweige denn dir meine Sorgen anzuhören. Außerdem dachte ich, du hörst morgens zuerst das Gerät ab und weißt dann sowieso Bescheid.
Eine Fahrt vom Büro zu mir um zwei Uhr , oder wann auch immer das war, hättest du wohl kaum lebend überstanden!“
Sie schüttelte strafend den Kopf.
Larry sah sie nun amüsiert an. Dass alles anders gelaufen war, wie er ihr unterstellt hatte, war ihm längst klar.
Er küsste sie auf die Nasenspitze und sagte:
„Wärst du ausnahmsweise so gütig mir das Ganze live zu berichten, so dass ich nicht zuhause anrufen muss, bitte!
Sonst muss ich wieder aufstehen und zum Telefon gehen und ich bin doch so müde!“
Er gähnte herzhaft, dann fuhr er fort, überall auf ihr Gesicht kleine Küsse zu platzieren.
Sie seufzte und meinte mit gespielter Strenge:
„Verdient hättest du es, du missratener Gentleman. Aber na ja. Hmm, mach das noch mal ja, dann vielleicht, hmm ja, o.k., o.k.!“
U nd sie berichtete ihm die Vorfälle der letzten Nacht.
Als er die Neuigkeiten verdaut hatte, mit entsprechenden Kommentaren versteht sich, nahm er ihr Gesicht in beide Hände und sah sie zärtlich an:
„Wie kannst du mich noch lieben? So eine Horrornacht und dann auch noch meine gemeinen Vorwürfe. Es tut mir leid, Schatz. Kann ich dich irgendwie darüber hinwegtrösten?“
Sammy grinste: „Oh, ja!“
Sie legte seine Hand auf ihren Bauch und sagte geheimnisvoll: „Hörst du das, spürst du es?“
Larry wurde abwechselnd rot und blass.
Meinte sie das, was er zu verstehen glaubte?
Das konnte doch noch nicht sein, oder doch?
Sammy erbarmte sich seiner Verlegenheit und lachte ihn lauthals aus.
„Die Ungerechtigkeit ist gerächt! Ich habe doch nur Hunger, ich hatte noch kein Frühstück, tu comprends ?“
Larry stöhnte laut au f, dann warf er sie mit Schwung ins Gras hinter sich und begann sie mit seinem Zweitagebart am Hals zu quälen, bis sie lachend um Gnade rief.
Nach einem sehr ausführlichen Kuss kamen die zwei Verliebten wieder auf die Füße.
Larry verschwand im Haus, um das Frühstücksgeschirr hinaus auf den Terrassentisch zu tragen und Sammy holte den Korb aus dem Wagen.
Als sie nach einem opulenten Frühstück ganz ruhig dasaßen und den Blick über das Tal schweigend in sich aufgenommen hatten, sah Larry Sammy fragend an und meinte:
„Bleibt es nun so? Haben wir beide nun endlich die Chance auf ein normales Leben
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