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Onkel Horatios 1000 Sünden

Onkel Horatios 1000 Sünden

Titel: Onkel Horatios 1000 Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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schon, es sei Alastair gewesen. Er schnüffelt ständig nach etwas, das ihm möglicherweise Geld eintragen könnte.»
    «Aber Onkel Horatio! » rief Teddy. «Was bedeutet das alles? Ich habe natürlich ein- oder zweimal den Fall Brickwood im Familienkreis erwähnen hören, aber Vater sagte immer, er hätte etwas mit Geschwindigkeit zu tun.»
    «Mein Junge -» Onkel Horatio erhob sich langsam vom Tisch und griff nach einer Zigarre. «Mein Junge, du bist nun ein erwachsener Mann», erklärte er feierlich. «Ja, du stehst an der Schwelle der Ehe und der Gründung einer eigenen Familie.» Er schnitt das Zigarrenende ab und begann langsam im Salon auf und ab zu gehen. «Die Zeit ist angebrochen, da du die nackte Wahrheit über deinen Onkel erfahren mußt.» Er zündete ein Streichholz an. «Ich bin einer der großen Märtyrer der Geschichte.»
    «So?»
    «Hauptmann Dreyfus, Admiral Byng, Kardinal Wolsey», zählte Lord Brickwood auf und sog an seiner Zigarre. «Wir alle sind die Opfer von Eifersucht und Intrigen an allerhöchsten Stellen.»
    «Was du nicht sagst!» rief Teddy aus. «Das tut mir aber wahnsinnig leid.»
    Lord Brickwood hob die Hand. «Ich bitte dich bloß, dir meine Geschichte anzuhören. Danach, mein Junge, möchte ich dich nur ersuchen, nach eigenem Ermessen zu urteilen. Wie du weißt, war ich nie einer jener Radau-Aristokraten», begann er. «Nie verspürte ich den Wunsch, meine Tage mit Jagen oder Fischen auf einem völlig unzugänglichen und wahrscheinlich höchst unbequemen Landsitz zu verbringen und von meinem Erbe zu leben. Diese Leute sind nichts als Parasiten. Kein Wunder, daß das Oberhaus einen so schlechten Ruf hat. Nein, Teddy, ich hatte schon immer eine demokratische Einstellung. Ich wollte mein Kapital einer nützlichen Verwendung zuführen, dem kleinen Mann Arbeitsplätze beschaffen, ihm die Vorteile von Technik und Kunst erschließen und unserem Land Dienste von bleibendem Wert erweisen.»
    Teddy nickte begeistert.
    «So tat ich den Kopfsprung in die schnöde Welt des Handels. Ich will dich nicht mit meinen Abenteuern vor deiner Geburt langweilen, mein Junge. Es gab ihrer viele an der Zahl und oft waren sie äußerst spannend. Dann brach der Krieg aus. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt in äußerst komplizierte Finanztransaktionen verwickelt war, erfüllte ich meine Pflicht. Ich reiste heimlich aus London ab, stellte mich der Artillerie Ihrer Majestät zur Verfügung und wollte mich so rasch wie möglich auf das Festland versetzen lassen.»
    Onkel Horatio schnippte die Asche von seiner Zigarre.
    «Ich war ein guter Soldat, hoffe ich», sagte er bescheiden. «Vor keinem Befehl schreckte ich zurück. Ich wurde rasch befördert und schließlich mit einem Offizierspatent ausgezeichnet.» Er straffte die Schultern. «Ich darf behaupten, meinem Regiment treu und tapfer gedient zu haben. Nein, Teddy, du brauchst dich für die Haltung deines Onkels während des langen und blutigen Kampfes, der nun glücklicherweise in die Annalen der Geschichte eingegangen ist, nicht zu schämen.»
    «Warst du in Afrika?» fragte Teddy atemlos. «El Alamein und dort überall?»
    «Nun, eigentlich verbrachte ich den Großteil des Krieges in Willesden», enthüllte Lord Brickwood und betrachtete angeregt das Ende seiner Zigarre. «Wie du wohl weißt, ist die moderne
    Kriegführung eine verzwickte Angelegenheit, die unparteiisch nach Talenten aller Art verlangt. Der Offizier, der den Nachschub über hat - denn das war meine Aufgabe -, ist genauso wichtig wie der Batteriekommandant im Feld.»
    «Oh, natürlich», nickte Teddy wohlerzogen.
    «Willesden war ein glücklicher Standort», erinnerte sich Lord Brickwood. «Erlaubte es mir doch, meine Geschäftsverbindungen in London wiederaufzugreifen. In jenen Tagen hatte der Handel etwas Geisterhaftes an sich, Teddy. Bei der Knappheit an konkreten Waren befaßte man sich nur mit so abstrakten Artikeln wie Kleiderkarten und Schweinegutscheinen. Aber für mich war es eine wertvolle Lehrzeit. Der Kriegsdienst ließ mein Urteil heranreifen. Ich stieß auf das grundlegende Wirtschaftsprinzip, daß die Regierungen zu Kriegsbeginn bestrebt sind, so schnell wie möglich Altmetall aufzukaufen, um daraus Kanonen und Panzer zu gießen, die sie zu Kriegsende genauso schnell wieder als Altmetall loswerden möchten. Daher leistete ich meinem Land einen Dienst, als ich meine Verbindungen zu einflußreichen Stellen spielen lassen konnte, um verschiedene Haubitzen und anderes Kriegsmaterial

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